2. Kino im Kino-Nacht
am Freitag, den 03.03. um 20:30 Uhr im Kino Babylon
Cinemania! – Die Lust, die Leidenschaft, der Wahnsinn KINO!
Im März dreht es sich um Filme, die nicht nur im Kino laufen, sondern vom Kino handeln und im Kino spielen. Und wo sieht man solche Filme reiner, unverfälschter und wirkungsvoller – als im Kino?
Im März dreht es sich um Filme, die nicht nur im Kino laufen, sondern vom Kino handeln und im Kino spielen. Und wo sieht man solche Filme reiner, unverfälschter und wirkungsvoller – als im Kino?
Es gibt wohl kaum einen Filmschaffenden, der nicht gleichzeitig auch die
Liebe und Hingabe zu jenem magischen Ort verspürt, an dem Filme
vorgeführt werden. Sei es ein altehrwürdiger Kinopalast mit roten
Samtvorhängen, ein schäbiges Bahnhofskino mit dem besonderen
Schmier-Flair oder ein Drive-In aus den 50er Jahren: Kinos sind Orte
der Verzauberung und der Versenkung, ein Portal zu fremden,
exotischen Wundern. Man kauft eine Kinokarte, betritt die diffuse
Halbwelt des Kinosaals, versinkt in plüschigen Polstermöbeln und
taucht für anderthalb Stunden ab in ein Parallel-Universum, in dem
man mit Helden & Schurken lachen, leiden und lieben kann.
Nicht
nur Mainstream-Filmemacher, auch Horror, Science Fiction- und
Fantasy-Regisseure haben das Kino immer wieder zu Schauplätzen von
Heimsuchungen aller Art gemacht, sei es in Form von riesigen
Glibber-Monstern aus dem Weltall in Irvin S. Yeaworths THE BLOB
(1958, und ebenso in Chuck Russels Remake von 1988) oder einem
Serienkiller in Bigas Lunas‘ IM AUGENBLICK DER ANGST („Angustia“,
1987). In dem italienischen Thriller DER TÖDLICHE KREIS („Circuito
Chiuso“, 1978) von Giuliano Montaldo wird ein Zuschauer während
der Vorstellung eines Italowesterns von einem Todesschützen hinter
der Leinwand ermordet. Psychopathische Killer treiben mit Vorliebe
ihr Unwesen in Lichtspielhäusern, so etwa in DRIVE-IN KILLER (1976),
BLUTTHEATER („The Meateater“, 1979), MOVIE HOUSE MASSACRE (19884)
oder SKINNER („Popcorn“, 1991). In Peter Bogdanovichs BEWEGLICHE
ZIELE („Targets“, 1968) wird ein alternder Horrorfilmstar (Boris
Karloff) in einem Autokino mit einem Amokläufer konfrontiert. Und in
der Splatter-Groteske ALL ABOUT EVIL (2011) verbeugt Joshua Grannell
sich vor der Ära des Grindhouse-Kinos, indem er seine Protagonistin
ein heruntergewirtschaftetes Vorstadtkino durch die Vorführung ganz
spezieller Kurzfilme aufmotzen lässt.
Unser
erster „Kino im Kino“-Film der diesmaligen BALI-Nacht ist ein
relativ frisch geschlüpftes Exemplar aus der Sparte Neo-Giallo, das
von Adam Brooks und Mathew Kennedy auf die Leinwände losgelassen
wurde. Dabei handelt es sich um die kaputten Vögel, die hinter
ASTRON-6 stehen und bereits für die 80er-SF-Trash-Klamotte MANBORG
(2011) und die Quasi-MUTTERTAG-Fortsetzung
FATHER’S DAY
(2011) verantwortlich zu machen sind. Ihr neuer Streich ragt
insofern aus der unüberschaubaren Masse an neuzeitlichen
Giallo-Derivaten heraus, dass er sich selber nicht allzu ernst nimmt
und eher die Richtung einer augenzwinkernden Parodie einschlägt. Im
Fokus der Handlung steht der Cutter (Regisseur Adam Brooks himself),
der während der Fertigstellung einer neuen Filmproduktion mit einer
mysteriösen Mordserie konfrontiert wird. Zunehmend verschwimmen die
Grenzen zwischen Kino, Realität und Wahnsinn…
Spielerisch
gelingt hier den Machern der schwierige Spagat zwischen Persiflage,
liebevoller Hommage und durchaus ruppiger, blutgetränkter Metzelei.
Serviert wird die volle Kelle Schnauzbärte, überschminkte Miezen,
schwarze Handschuhe und blitzende Messer – und obendrauf Udo Kier!
Mehr kann man nicht wollen.
„Allein die Story ist herrlich gaga und gleichzeitig sehr nah dran an dem,
was italienische Regisseure vor einigen Dekaden so wunderbar enthemmt
für das (Bahnhofs-)Kino fabrizierten. […] Hinzu kommt, dass der
Film in Punkto Optik und Ästhetik tatsächlich wie ein Streifen aus
den seligen Siebzigern wirkt.“
--- André Becker auf DasManifest.com
Film
Nummer Zwei ist ein kleiner Klassiker und gleichzeitig ein Grabgesang
auf das italienische Horrorkino, das in den 80er Jahren in den
letzten Zuckungen lag. 1985 in Szene gesetzt von Mario Bavas Sohn
Lamberto, trumpft hier der Italo-Splatter noch einmal richtig auf und
verspritzt Gallonen von Kunstblut, Schleim und Eiter. Bei einer
nächtlichen Sneak-Preview in einem Berliner Kino öffnen sich die
Tore zur Hölle und lassen die Teufel im Vorführsaal tanzen. Dieser
Umstand wird nachdrücklich durch die saftigen Spezial-Make
Up-Effekte von Sergio Stivaletti illustriert, untermalt mit typischem
80er Heavy Metal und Indie-Rock und garniert mit einem optischen
Overkill an scheußlichen Frisuren und modischen Entgleisungen.
Daumen(-krallen) hoch!
„Man darf dabei nie außer Betracht lassen, dass alles, was heutzutage
längst als selbstverständlich gilt und Regisseure einst in die Lage
setzte, sich mit Filmen wie Braindead (1992) oder From Dusk Till Dawn (1996)
rühmen zu können, nicht zuletzt dem Verdienst Lamberto Bavas
geschuldet ist.“
--- Christopher Klaese auf Critic.de
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.