3.Krautploitation-Nacht
am Freitag, den 10.10. um 22 Uhr im Kino Babylon
Jo mei, o’zapft is! –
Pünktlich zum bajuwarischen Bier-Exzess, wo der deutsche Michel sich
von seiner
besten Seite zeigt, fischt auch der Filmclub Bali wieder im heimischen
Schmiersumpf und serviert dem genussheischenden Publikum eine
dampfende Wurst mit fettigem Kraut.
Schon in der
ersten
und zweiten
Krautploitation-Nacht ging es heiß her, nicht zu vergessen unser
Ausflug in die schmuddligen Kaschemmen
St. Paulis.
Diesmal kredenzen wir körperwarmes Kölsch mit Schuss – und der
kommt aus dem M-16, sapperlot!
Unser erster filmischer
Ausflug durch teutonische Triefgebiete führt uns in den Rinnstein
der schönen Domstadt am Rhein, und zu verdanken haben wir dieses
Kleinod des deutschen „Roughies“ niemand geringerem als dem
legendären
Ernst Hofbauer
Dem Papst des Softsex-Streifens, dem Wegbereiter des Frühschmiers,
Schöpfer der Schulmädchen-Report-Reihe, einer Ikone des
Bahnhofkinos!
Titel wie EROTIK IM BERUF – WAS JEDER PERSONALCHEF GERN VERSCHWEIGT, GEJODELT WIRD IM
UNTERHÖSCHEN oder WENN DIE PRALLEN MÖPSE HÜPFEN muss man sich ganz
langsam auf den Geschmacksknospen zerschmelzen lassen. In Nürnberg
hat das ruhmreiche
Hofbauer Kommando
ihm gar ein Filmfest gewidmet, das mittlerweile dreimal im Jahr
stattfindet und lustsuchende Unerschrockene in die
Rostbratwursthauptstadt lockt.
In seinem 1967
inszenierten Gossenhauer lässt er den Asphalt der Rheinmetropole
qualmen und fährt saftig alles auf, was das Herz bis in die
Unterbuchse klopfen lässt: Stripteaselokale und Bierschwemmen,
Animierschuppen und Sexspelunken, peitschenschwingende Loddel und
lasterhafte Bordsteinschwalben, triebhafte Hupfdohlen und ruchlose
Radaubrüder, schamlose Abkocher und bleispritzende
Halbwelt-Hasardeure.
Aber lassen wir es den
geschätzten Oliver Nöding
zusammenfassen:
„Das Kölner
Lokalkolorit inklusive lokaler Mundart trägt ebenso zum Charme des
Films bei wie seine markante Besetzung – besonders angetan hat es
mir, neben dem immer tollen Arthur Brauss, Walter Kohut mit seinem
unbezahlbaren Wiener Schmäh – , die Kameraarbeit von Hans Jura und
der schmissige Score von Claudius Alzner. Eine runde Sache und
Pflichtprogramm für alle Psychotroniker und Freunde deutscher
Exploitation.“
Der zweite Filmexzess
des Abends lässt uns die Segel in die Südsee setzen, doch dort
warten keine hüftschwingenden Hula-Schönheiten und bunte
Schirmchen-Drinks, sondern Stockhiebe, Spinnengift und Sturmgewehre.
Der bunte Haufen um Fassbinder-Stammschauspieler
Kurt Raab
hatte wohl die Nase voll von Anspruch und Problemgeschichten, man
wollte auf die Kacke hauen bis es spritze und lustvoll dem
Exploitation-Kintopp frönen! So muss es wohl gewesen sein, denn 1982
packte man den Koffer und schiffte sich nach den philippinischen
Inseln ein, wo die „Neuer Deutscher Film“-Bagage die Sau von der
Kette ließ, bis die Schwarte knackte.
Schon die Inhaltsangabe
treibt den Schweiß auf die Stirn
Otto Globocnik
(Karl-Otto Alberty), ein Mann mit finsterer Vergangenheit, hat sich
auf einer paradiesischen Insel ein grausames Reich errichtet. Dort
hält er sich Südseemädchen als Sklavinnen, die er mit Hilfe seiner
Privatarmee und seiner Geliebten, der „blutigen Olga“ (Barbara
Valentin) unterjocht, foltert und ausbeutet. Hermano (Udo Kier) aber,
der jüngste seiner Desperados, bekehrt durch seine Liebe zur schönen
Cora (Karen Lopez), wendet sich mehr und mehr von ihm ab. Durch die
tatkräftige Unterstützung von Rita (Rosemarie Sarita), der
Anführerin der Mädchen, gelingt es Hermano, einen Bösewicht nach
dem anderen zu beseitigen. Ein erbarmungsloser Kampf auf Leben und
Tod beginnt.
Wer könnte es besser
auf den Punkt bringen, als der Filmgelehrte
Christian Kessler:
„Der Film gibt von
Anfang an Vollgas und reiht eine sadistische Szene an die nächste,
wobei die einzelnen Attraktionen in einen vergnüglich
melodramatischen Sirup eingetunkt sind. Nicht der Filmverlag der
Autoren ist es, der hier am Werke ist, sondern der Filmverlag der
Diktatoren! Gemäß dem Unterhosener Manifest wird geschmuddelt, was
das Zeug hält. […] Raab muss einen unglaublichen Humor gehabt
haben, denn für jeden deutschen Autorenfilmer (Schlingensief mal
ausgenommen) wäre solch eine Sleazegranate chinesisches Roulette
gewesen, doch im Schatten des Engels bolwiesert sich Raab in den
fischigen Pantheon der Götter der Pest. Das Resultat ist wirklich
Mutter Küsters Fahrt zum Himmel – so ein Film wird nur in einem
Jahr mit 13 Monden gemacht!“
Raab dreht am Rad! Sein
Inselkoller blieb neben dem Kurzfilm SEHNSUCHT NACH SODOM (1989)
seine einzige Regiearbeit – leider, muss man unter diesen Umständen
konstatieren.
Verpassen Sie deshalb
nicht dieses deliriöse Doppelprogramm, sonst ist Ihr Dasein verwirkt
und Sie müssen sich peinvoll selbst entleiben – mit einem Halven
Hahn samt Schwarzer Witwe!
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.