4.Zombie-Nacht
am Freitag, den 11.10. um 23 Uhr im Kino Babylon
Die
Demokratie hat gesiegt. Es wurde gewählt, und hier ist das Ergebnis:
Nun schon zum vierten Mal werden die widerlichen Wiedergänger über
die Leinwand schlurfen, nach Verwesung stinken und Menschenfleisch in
sich hinein stopfen. Ihr wolltet keinen Sex, ihr wolltet keinen David
Lynch und keine Rocker. Zombies sollten es sein, wie schon beim
ersten,
zweiten und
dritten
Mal im BALI.
Was
gibt es dazu noch zu schreiben, was nicht schon zigmal geschrieben
wurde?
Hier gibt es nichts mehr zu tun, das Schiff kann auslaufen.
Bei der zweiten Zombie-Nacht Anno 2010 haben wir euch noch vollmundig
erzählt, dass Andrea Bianchis
DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES
der wahrscheinlich schlechteste Zombiefilm aller Zeiten ist. Das war
natürlich gelogen, denn schließlich muss es immer weiter abwärts
gehen. Wer glaubt, den Boden der Kloake erreicht zu haben, wird
hämisch in Sicherheit gewogen, bis gnadenlos die Klospülung
gedrückt wird und es ruckzuck eine Ebene tiefer geht, direkt in den
fauligsten Klärschlamm hinein. Und dieser Schlamm hat einen Namen:
Bruno Mattei! Die Jungs von der Punkband NOMEANSNO wussten schon,
was sie machten, als sie ihren Hit
„Oh no, Bruno!“
komponierten – zweifelsohne haben sie dabei an Mattei gedacht. „Too
much is not enough!“
Onkel
Bruno blickt auf eine Filmografie von über 40 Machwerken zurück,
von denen eines mieser als das andere ist. Im BALI huldigten wir ihm
bereits ausgiebig bei unserer
Fleischeslust-Nacht
was für nachhaltige Verstörung unter den Zuschauern sorgte.
Zwischen den schmierigen Laken suhlte er sich besonders gern, mit
Streifen wie ZORRO – SPIEL MIR DAS LIED DER WOLLUST (1972),
EMANUELLE – SINNLICHKEIT HAT 1000 NAMEN (1977) oder
DAS SÜSSE LEBEN DER NONNE VON MONZA
(1981). Es gab trostlose Ausflüge ins Frauengefängnis-Genre
(LAURA – EINE FRAU GEHT DURCH DIE HÖLLE,
1982) und in den Naziploitation-Sumpf (KZ 09 und PRIVATE HOUSE OF THE
SS GIRLS, beide 1977). Es wurde in den Trümmern der Endzeit
gewildert (THE RIFFS 3 – DIE RATTEN VON MANHATTAN,
1984) und muskelbepackte Dumpfbacken mit großkalibrigen Wummen in den
Dschungel geschickt (COBRA FORCE, DER KAMPFGIGANT oder HEROIN FORCE,
1986-88).
Was
Matteis Filme „auszeichnet“, ist sein Hang zu hemmungslosen
Diebeszügen bei erfolgreichen Kino-Franchisen. Bruno ist der Meister
des Rip-Offs. Teilweise war er so dreist, komplette Szenenfolgen und
Kameraeinstellungen 1 zu 1 zu übernehmen, wie etwa bei dem PREDATOR
meets TERMINATOR-Klau ROBOMAN oder dem TERMINATOR meets
ALIENS-Raubzug CONTAMINATOR (1989), der unverschämterweise gar als
TERMINATOR 2 (!!) in die (Heim-) Kinos geschaufelt wurde. In allen
Fällen beweist er profunde filmische Talentlosigkeit und Inkompetenz
bis ins letzte Glied – was aber gerade deshalb häufig enorm
unterhaltsam ist. Meistens kurbelte er seine flugs
zusammengeschusterten Flickwerke unter dem Pseudonym „Vincent Dawn“
herunter und griff auf die angemessen schrottreifen „Drehbücher“
seines Spießgesellen Claudio Fragasso zurück. Seinen trüben
Abgesang trällerte er 2006 und 2007 mit einer auf schäbbigem
Videomaterial heruntergeschluderten Rückkehr zum Zombie-Genre: Bei
ISLAND OF THE LIVING DEAD
und ZOMBIES: THE BEGINNING
ist das ultimative Ende aller Fahnenstangen erreicht.
Bei
unserem ersten Überraschungsfilm der Oktober-BALI-Nacht versuchte
Bruno auf der italienischen Zombiewelle zu Beginn der 80er Jahre
mitzusurfen, bediente sich ungezügelt bei George A. Romeros
Zombie-Klassiker DAWN OF THE DEAD (1978) und vermischte ihn unbedarft
mit Voodoo-Mythen und Dschungel-Klimbim, der aber in erster Linie aus
– mehr schlecht als recht – eingefügten Füllszenen aus Stock
Footage-Material bestand. Die rudimentäre Handlung wurde herrlich
dilettantisch um die nicht minder unfähigen Splatter-Effekte
herumgestückelt. Aber trotzdem – oder gerade deshalb! – bereitet
dieser Ultra-Schund höllischen Spaß!
Lassen
wir zum Schluss Frank Trebbin zu Wort kommen:
„[Der
Film] ist ein kolportagehafter Gore-Streifen, der eigentlich nur
erwähnenswert ist, weil Bruno Mattei mit der gestohlenen Musik von
Goblin und einigen abkopierten Motiven aus George A. Romeros „Zombie“
arbeitete. Die blutrünstigen und simpel gestalteten Effekte, mit
denen sich der Film beim jugendlichen Publikum anbiedert, stellen den
Bodensatz der Make-Up-Künste dar. Weit unter Durchschnitt sind auch
die Knallchargen von Schauspielern, die durch den Film irren wie
chloroformierte Zirkustiere.“
(Trebbin, „Die Angst sitzt neben dir“)
Wer
nach diesem Gnadenhammer, der wahrlich nur mit gaaanz viiiiel
Gerstensaft goutierbar ist, niedergestreckt zwischen den Sitzreihen
liegt, kann jetzt aufatmen: Der zweite Beitrag gehört zu den besten
und unterhaltsamsten Horrorfilmen der 80er Jahre und wurde 1985 von
Stuart Gordon nach einer Story von H.P. Lovecraft inszeniert. Jeffrey
Combs brilliert in der Hauptrolle des Leichen-Wiedererweckers Herbert
West, unterstützt von einem dichten, schwarz-humorigen Drehbuch und
einer überbordenden, hysterischen Inszenierung, die besonders die
drastischen Gore-Effekte gekonnt in Szene zu setzen weiß.
Abermals
Frank Trebbin:
„Stuart Gordon gelingt mit [dem Film] (später dann auch mit „From Beyond–
Aliens des Grauens“) eine erfolgreiche Verfilmung eines Stoffes von
H.P. Lovecraft. Die düstere, morbide und klaustrophobische
Atmosphäre des Films kontrastiert zum einen mit knallharten
Splattereffekten, die das Herz des Fans höherschlagen lassen, und
andererseits mit einem Schuß schwarzen Humor, die in der
parodierenden Darstellung der Figur des Wissenschaftlers unübersehbar
ist. Der Zuschauer erlebt eine Variante des „Frankenstein“-Motivs,
die um Lovecraftsche bitterböse Züge angereichert ist.“
(Trebbin, „Die Angst sitzt neben dir“)
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.