Frankenstein-Nacht
am Freitag, den 02.05. um 23 Uhr im Kino Babylon der Pelmke
Die Figur des verrückten und gleichzeitig genialen Wissenschaftlers, der
in größenwahnsinniger Verblendung ein künstliches
Lebewesen erschafft, gehört zum zeitgenössischen Genrekino
wie die Knochensäge zum Chirurgen. Und die wohl berühmteste
Gestalt des phantastischen Films ist Baron Viktor von Frankenstein
und sein wohlbekanntes Monstrum...
Die Großmutter und Schöpferin Frankensteins ist die englische
Schriftstellerin Mary Shelley, die 1818 den Roman "Frankenstein
oder Der moderne Prometheus" verfasste. Er erzählt die
Geschichte des jungen Schweizer Arztes und Wissenschaftlers Baron
Viktor von Frankenstein, der an der damals berühmten Universität
Ingolstadt einen künstlichen Menschen aus Leichenteilen
zusammensetzt und wiederbelebt.
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Die Handlung wird durch eine Mischung aus Briefroman und klassischer
Ich-Erzählperspektive vermittelt. Viktor Frankenstein erzählt
dem Leiter einer Forschungsexpedition, zugleich Kapitän des
Schiffes, das ihn in der Arktis rettet, seine Lebensgeschichte. Der
Roman wird so zu einem Lehrstück, gibt Frankenstein doch
deutlich zu verstehen, dass seine Erzählung auch eine Mahnung an
den Zuhörer und damit zugleich an die Leser sein soll: Er warnt
vor einer entgrenzten menschlichen Vernunft, die sich selbst zum Gott
erhebt und sich anmaßt, lebendige Materie zu erschaffen. Die
Figur des Viktor Frankenstein ähnelt damit sowohl dem
literarischen Doktor Faustus als auch dem Prometheus aus der
griechischen Mythologie, der den Menschen das göttliche Feuer
brachte.
Der Legende nach entstand die Idee für die Erzählung während
einer exzessiven Nacht voller Sex, Alkohol und Laudanum, die Mary
gemeinsam mit ihrem Ehegatten Percy Bysshe Shelley, ihrer
Stiefschwester Claire Clairmont, Lord Byron, und dessen Leibarzt Dr.
Polidori in der Villa Diodati am Genfersee verbrachte. Als Ergebnis
dieser Nacht wurde Frankenstein geboren, während Dr.Polidori
(lange vor Bram Stokers "Dracula") die Geschichte "Der Vampyr"
schrieb.
Der britische Regisseur Ken Russel arbeitete diese Nacht und ihre Folgen
in seinem Film GOTHIC (1986) auf.
Die Verfilmungen
Die erste (stumm-) filmische Adaption des Romans entstand bereits 1910 unter
der Regie von J. Searle Dawley als eine Produktion der New Yorker
Edison Studios. Der Film galt lange Zeit als verschollen und ist
mittlerweile nur in den USA als DVD erhältlich, als
Doublefeature mit Murnaus Stummfilmklassiker NOSFERATU (1922).
Die bekannteste Verfilmung der Geschichte erblickte 1931 durch James
Whale das Licht der Leinwände: FRANKENSTEIN mit Boris Karloff,
der seitdem als lebendes Synonym für Frankensteins Monster galt.
Nicht unbeteiligt an dieser Legendenbildung war der Maskenbildner
Jack Pierce, der sich für Karloffs charakteristisches Aussehen
verantwortlich zeichnete.
1935 folgte, ebenfalls unter der Regie von James Whale, die Fortsetzung.
Deren Titel wollen wir an dieser Stelle noch nicht nennen, da sie
unseren ersten Überraschungsfilm der BALI-Filmnacht darstellt.
Nur soviel sei verraten: Frankensteins Monster bekommt frisches
Fleisch — auf die eine oder andere Weise. Die Fortsetzung greift
die im vorangegangenen Film übersehenen Aspekte der
literarischen Vorlage auf und schließt nahtlos an die
Ereignisse des ersten Films an.
Der folgenden Film FRANKENSTEINS SOHN (1939) von Rowland V. Lee
kennzeichnet Karloffs letzten Leinwandauftritt als das berühmte
Monster. In einigen weiteren Universal-Filmen der 1930er und 1940er
Jahre wird der Stoff kommerziell für zum Teil nur drittklassige
Produktionen ausgeschlachtet.
Erst den britischen Hammer-Studios gelingt es im Jahr 1957 mit FRANKENSTEINS
FLUCH von Terence Fisher an die Qualität der Whale-Filme
anzuknüpfen. Hier sehen wir den berühmten Peter Cushing als
Monster, mit einer von Karloff völlig unterschiedlichen, aber
sehr eigenständigen und effektiven Maske. Das Werk nimmt in
vielerlei Hinsicht eine Schlüsselposition ein: Er ist nicht nur
Auftakt einer kaum überschaubaren Serie von Horrorfilmen und
Fortsetzungen, für die der Name der Produktionsgesellschaft
Hammer bis heute Synonym ist, er stellt auch die Weichen der eng
miteinander verknüpften Karrieren von Peter Cushing und
Christopher Lee. Beide sind in den folgenden Jahren oft, meist als
Antipoden, vor der Kamera zu sehen (manchmal sogar gemeinsam, wie in
der spanischen Produktion HORRROR-EXPRESS). Ferner wird das
erstmalige Auftauchen von tiefrotem Kunstblut in diesem Film von
heutigen Filmgelehrten als die Geburtsstunde des Splatter-Movies
gewertet.
Dem großen kommerziellen Erfolg des Films folgen weitere Fortsetzungen, in denen
die Geschichte lose weitererzählt, aber auch stark variiert
wird. Beispiele hierfür sind u.a. der FRANKENSTEINS RACHE (1958,
ebenfalls von Terence Fisher), FRANKENSTEINS UNGEHEUER (1965) von
Freddie Francis, FRANKENSTEIN SCHUF EIN WEIB (1967) und FRANKENSTEIN
MUSS STERBEN (1969), beide von T. Fisher, sowie FRANKENSTEINS
SCHRECKEN (1970) von Jimmy Sangster, der einzigen Hammer-Produktion,
in der Peter Cushing nicht als Baron Frankenstein auftritt. Das
Erfolgsduo Fisher & Cushing kehrte ein letztes Mal auf die
(britischen) Leinwände zurück mit dem extrem blutrünstigen
FRANKENSTEINS HÖLLENMONSTER (1974), der in Deutschland bisher
weder im Kino noch im Fernsehen gelaufen ist. Die deutsche
Synchronfassung entstand 2004 anlässlich der
DVD-Veröffentlichung durch Anolis. Der Film war nicht nur die
letzte Frankenstein-Produktion aus dem Hause Hammer, sondern auch die
letzte Regiearbeit von Terence Fisher. (Eine kleine Anekdote am
Rande: Das Monster wird hier von David Prowse gespielt, bekannt als
Darth Vader aus den STAR WARS-Filmen!)
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In den 70er Jahren wird das Frankenstein-Sujet nun häufiger zum Inhalt
filmischer Kuriositäten. Nennenswert sind hier die italienische
Billigproduktion LADY FRANKENSTEIN (1971), deren
Trash-Unterhaltungswert enorm ist; JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON
FRANKENSTEIN (1972) vom unverbesserlichen Jess Franco; die amüsante
Blaxploitation-Variante des Themas namens BLACKENSTEIN (1972); die
absolut hirnlose und sehr unterhaltsame Italo-Gurke DIE LEICHENFABRIK
DES DR. FRANKENSTEIN (1973); und Al Adamsons DRACULAS BLUTHOCHZEIT
MIT FRANKENSTEIN (1971), der so unfassbar schlecht ist, dass er schon
wieder gut wird. Mel Brooks schuf außerdem 1974 die alberne
Persiflage FRANKENSTEIN JUNIOR mit Schielauge Marty Feldman und in
Jim Scharmans Kult-Musical ROCKY HORROR PICTURE SHOW (1975) wurde
natürlich ebenfalls die Frankenstein-Thematik verwurstet.
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Ein besonderer 70er Jahre-Leckerbissen für die Freunde des
Bahnhofskino stellt ein gewisser Film von Paul Morrissey dar, da er
aber unser zweiter Überraschungsfilm der Nacht ist, werden wir
noch den Laborkittel des Schweigens um ihn hüllen...
1994 drehte Kenneth Branagh den zwiespältig aufgenommenen MARY
SHELLEYS FRANKENSTEIN mit Robert de Niro als Monster, dem man
zumindest attestieren muss, dass er sich werkgetreu an die Vorlage
hält.
In Japan entstand 1965 unter der Regie von Monstermeister Inoshiro Honda ein
kleiner Klassiker des Kaiju Eiga: FRANKENSTEIN — DER SCHRECKEN MIT
DEM AFFENGESICHT, der erstmals ein Monster auf die Asiaten loslässt,
das traditionsgemäß zu riesigen Ausmaßen angewachsen
ist und außerdem gegen die gigantische Monsterechse Baragon
antreten darf. Es folgte 1966 eine sehr vergnügliche Fortsetzung
mit dem Titel FRANKENSTEIN — ZWEIKAMPF DER GIGANTEN. Die Filme
waren in Deutschland derart erfolgreich, dass daraufhin zahllose
japanische Riesenmonsterfilme den Namen Frankenstein im Titel trugen,
obwohl sie nicht das Geringste mit dem Baron und seinem Geschöpf
zu tun hatten, so z.B. KING KONG — FRANKENSTEINS SOHN (1967) oder
FRANKENSTEINS KAMPF GEGEN DIE TEUFELSMONSTER (1971), eigentlich ein
Godzillafilm.
Weitere erwähnenswerte Filmwerke, die ein Frankenstein-ähnliches
Thema aufgreifen, sind ISLAND OF LOST SOULS (1933) von Erle C.
Kenton, Georges Franjus AUGEN OHNE GESICHT (auch bekannt als: DAS
SCHRECKENSHAUS DES DR.RASANOFF) von 1961, Stuart Gordons Splatterfest
RE-ANIMATOR (1985) und Frank Hennenlotters (BASKET CASE) schwarze
Komödie FRANKENHOOKER (1990).
Der erste Film der diesmaligen Doppelvorstellung ist einer der großen
Klassiker und ein Meilenstein des Genres. Er ist die offizielle
Fortsetzung des ersten Frankenstein (Ton-)Films von 1931. Produziert
wurde er von Universal im Jahr 1935, Regie führte James Whale,
in den Hauptrollen sehen die Boris Karloff und Elsa Lanchester.
Review von Molotto auf monstrula.de
http://www.monstrula.de/filme/brideoffrankenstein/frankensteinsbraut.htm
http://www.monstrula.de/filme/brideoffrankenstein/frankensteinsbraut.htm
Der zweite Beitrag dieser langen Frankenstein-Nacht stellt einen absoluten
Favoriten des Clubvorstandes dar. Wir halten ihn für einen der
besten, spaßigsten und mit Abstand kränksten Vertreter des
Genres — ein Film, wie geschaffen fürs BALI. Der englische
Titel des Films lautet übersetzt: Fleisch für Frankenstein
— das kann man doppeldeutig verstehen! Inszeniert wurde diese Perle
des Exploitationkinos 1973 von Paul Morrissey, in der Rolle des Dr.
Frankenstein sehen Sie den unvergleichlichen Udo Kier.
Zitat:
"Um den Tod zu kennen, Otto, muss man Leben einspritzen... in die Gallenblase!"
-- Udo Kier zu seinem debilen Gehilfen
"Um den Tod zu kennen, Otto, muss man Leben einspritzen... in die Gallenblase!"
-- Udo Kier zu seinem debilen Gehilfen
Der Film lief in den Kinos damals in einer 3-D Version. Diesen Luxus können
wir Ihnen leider nicht bieten, dafür kredenzen wir Ihnen in der
Pause den weltberühmten Eintopf "Explodiertes Labor" unseres
hauseigenen Arztes und Hobbykochs Dr. Säge.
Das Rezept findet sich genau hier.
Das Rezept findet sich genau hier.
Verzehr auf eigene Gefahr, denn: Was Sie bei uns essen, essen Sie nur einmal,
sehen es aber womöglich zweimal!
Review von Molotto auf senseofview.de
http://www.monstrula.de/filme/andywarhols...
http://www.monstrula.de/filme/andywarhols...
Alles weitere über Frankenstein gibt`s auf dieser hübschen Seite:
http://members.aon.at/frankenstein/frankenstein-start.htm
http://members.aon.at/frankenstein/frankenstein-start.htm
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.