Filmclub Bali
   
 

TEUFELSKREIS ALPHA

("The Fury", USA 1978) R: Brian de Palma

Peter Sandza (Kirk Douglas) hat einen Sohn mit ganz besonderen Fähigkeiten. Robin (Andrew Stevens) verfügt über PSI-Kräfte, die einem US-Geheimdienst sehr interessant erscheinen. So inszeniert der durchtriebene Ben Childress (John Cassavetes) einen Überfall auf einen friedlichen Strand im nahen Osten, an dem Vater und Sohn gerade verweilen. Der Plan geht aber nicht vollständig auf, zwar kann man Robin davon überzeugen, dass sein Vater zu Tode gekommen ist, doch Peter Sandza -selbst ein perfekt ausgebildeter Agent- überlebt das Attentat. Inzwischen ist ein Jahr vergangen, der zornige und zunehmend verzweifelte Vater sucht in den USA nach seinem Sohn. Ständig geht Gefahr von Childress und dessen Mitarbeitern aus, die gnadenlos Jagd auf Sandza Sr. machen. Zu dieser Zeit begibt sich die junge Gillian (Amy Irving) freiwillig in ein Institut, welches unter der Leitung von Dr. McKeever (Charles Durning) die PSI-Fähigkeiten seiner Schützlinge erforscht. Schnell steht fest, dass die junge Frau über ähnlich stark ausgeprägte Fähigkeiten wie Robin verfügt. Als Gillian während einer Vision erkennt, dass sich besagter Robin einst auch in der Forschungseinrichtung aufgehalten haben muss, erkennt McKeever die Gefahr für sich und die junge Frau. Gegenüber Childress gibt der Mediziner vor, dass Gillian nicht für eine weitere Verwendung tauglich sei. Die Rechnung leidet und einem dem Mediziner nicht bekannten Faktor, denn der Geheimdienstler lässt den Schuppen selbstverständlich überwachen. Für Peter Sandza könnte das Mädchen die letzte Hoffung sein, den verschleppten Sohn doch noch aufzuspüren. Peters Freundin Hester (Carrie Snodgress) arbeitet im Institut, sie soll Gillian dort rausholen und an Peter überstellen. Ein lebensgefährliches Spiel nimmt seinen Lauf. Wird Sandza seinen begabten Sohn finden? Was ist tatsächlich mit Robin geschehen...???
Teufelskreis Alpha
Regisseur Brian De Palma faszinierte 1976 mit dem Horrorbeitrag "Carrie". 1980 setzte er mit dem packenden Thriller "Dressed to kill" ein weiteres Ausrufezeichen. Seine Vorliebe für Hitchcock kann und will De Palma nicht verleugnen. Warum auch, es gibt sicher weitaus schwächere Vorbilder an denen man sich orientieren kann. Bei "The Fury" vermengt De Palma sehr gekonnt Thriller und Horror, rundet das Gesamtbild durch einen harschen Seitenhieb auf die Allmacht der Geheimdienste ab. Die Angst vor totaler Überwachung und Gängelung, wird in zahlreichen Filmen aus den siebziger Jahren aufgegriffen. Seinen es dystopische Klassiker wie "Rollerball" (1975), oder eben Polit-Thriller wie "Die 3 Tage des Condor" (1975). Die Umtriebe der Regierungsgewalten sind in "The Fury" aber nicht das alleinige, im Zentrum der Handlung stehende Thema. Werfen wir einen kurzen Blick auf die Besetzung. Kirk Douglas -damals immerhin bereits Anfang Sechzig- zeigt sich in guter Verfassung. Vordergründig spielt er einen harten, rauhbeinigen Charakter, doch schon zu Beginn zeigen sich feine Details in seinem Spiel. Man hat Kirk Douglas in anderen Filmen oft weitaus eindimensionaler gesehen. Sein Sohn wird von Andrew Stevens gespielt. Ich bin kein besonders großer Fan dieser Gesichtsruine, doch seine Leistung ist durchaus ordentlich. Besonders im Finale kommt er zum Zuge, sein unsympathische Ausstrahlung ist in diesem Zusammenhang äußerst hilfreich. Amy Irving spielte bereits in "Carrie" eine wichtige Rolle. Sie überzeugt in "The Fury" als tragische, innerlich zerrissene, junge Frau, die sich auf der Suche nach Halt in einem Taumel des Grauens zu verlieren droht. Carrie Snodgress gibt das weibliche, loyale Helferlein des Helden, die Dame liefert ebenfalls eine solide Leistung ab. Sehr gut hat mir John Cassavetes gefallen, der als kalter Geheimdiensttäter alle Register der Boshaftigkeit zieht. Sämtliche Nebendarsteller leisten gute Arbeit, besonders auf den vielbeschäftigten Charles Durning kann man sich wie immer verlassen.
Wie man es von De Palma kennt, lässt er seinen Film in einem gemäßigten Tempo auf den Zuschauer einwirken. Teils wirken die Figuren fast ein wenig oberflächlich, die Handlung arm an Überraschungen. Doch die große Kunst des Films ist, dass von Beginn an eine unterschwellige, stets spürbare Bedrohung um sich greift. Unter der Oberfläche brodelt und brodelt es, wie eine gigantische Klaue des Schreckens greift der Film nach dem Zuschauer. Vereinzelt setzt De Palma kleine Nadelstiche, um schließlich ein furioses Finale auf uns loszulassen, bei dem die Kinnlade mehrfach runterklappt. Es gibt nur eine Sache, die ich so grausig und gruselig wie Puppen finde: Schwebende Menschen! Menschen, die wie aus dem Nichts über dem Boden in der Luft stehen! Aaaarrrggh... Wer erinnert sich an die Szene aus "Warlock" mit Julian Sands? Wer hat den Moment aus "Die Neun Pforten" im Kopf, in dem Emmanuelle Seigner plötzlich über eine Treppe hinabschwebt? Der pure Terror! Ich will nicht zu viel über das Finale von "The Fury" verraten, aber das Grauen packte mich nicht deshalb, weil eine Person gut zwanzig Sekunden lang explodierte, sondern... ...wuuaaaarrggh...
Der Mix aus Thriller, Horror und Systemkritik geht runter wie ein schmackhafter Cocktail. Angenehm unhektisch erzählt, intensiver werdend, im Finale explodierend (im wahrsten Sinne des Wortes). Sehr schön finde ich die Tatsache, dass das Ende Raum für die Phantasie des Zuschauers lässt, was für den Mut der Macher spricht. Die deutsche DVD aus dem Hause 20th Century Fox, zeigt sich in der für das Label üblichen Verfassung. Der Film liegt in ordentlicher Qualität vor, immerhin gibt es einen Trailer und eine Bildergalerie zu sehen. Die Scheibe mit dem Titel "Teufelskreis Alpha" hat neben der deutschen Synchronisation auch den englischen Originalton an Bord. Der Preis für die DVD fällt sehr moderat aus. Ganz dicke Kaufempfehlung!
Sehr gut = 8/10
Lieblingszitat:
"Ich bin ein Sicherheitsrisiko allerersten Ranges."
- Blap -





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