Filmclub Bali
   
 

ROGUE

(Australien 2007) R: Greg McLean

Der in Chicago lebende Pete McKell (Michael Vartan), schreibt für einen amerikanischen Verlag der Reiseführer herausgibt. Sein aktueller Auftrag führt ihn nach Australien, im Northern Territory nimmt er an einer Bootstour teil, bei der Krokodile gesichtet werden sollen. Kate Ryan (Radha Mitchell) steuert das kleine Ausflugsboot, auf dem sich Pete und einige andere Touristen eingefunden haben. Zunächst verläuft alles nach Plan, lediglich der Hinterwäldler Neil (Sam Worthington) und ein Kumpel sorgen für eine kurze Unterbrechung. Als man sich bereits auf dem Rückweg befindet, nimmt einer der Touristen ein Notsignal in der Ferne wahr. Pflichtbewusst entschließt sich Kate dazu, die vermutete Stelle anzusteuern, um dort nach dem Rechten zu schauen. Ergo wendet sie ihr Schiffchen, was nicht bei allen Anwesenden für Begeisterung sorgt. Wenige Meilen später wird das Gefährt ohne jegliche Vorwarnung gerammt und schlägt leck. Glücklicherweise kann Kate noch eine kleine Insel ansteuern, die nahezu mittig im Fluss liegt. Ein gigantisches Krokodil hat das Boot angegriffen, die Reisegruppe ist in sein Revier eingedrungen, nun will der Riese die schmackhaften Menschlein verspeisen. "Eigentlich" sollte man auf der Insel sicher sein, doch leider ist keine rasche Hilfe zu erwarten. Das Funkgerät an Bord ist wegen des "Wasserschadens" unbrauchbar, ein kleines Handgerät ist zwar vorhanden, doch seine Leistung erweist sich schnell als zu gering. Allerdings gibt es ein weitaus größeres Problem. Bei dem befahrenen Gewässer handelt es sich um einen Gezeiten-Fluss, die Insel wird in wenigen Stunden vollständig überspült sein. Will soll man das gierige Krokodil in Schach halten...???
Rogue
Regisseur Greg Mclean erhielt für sein Debüt, den Backwood-Horror Beitrag "Wolf Creek" (2005), einige Aufmerksamkeit. Mir gefiel "Wolf Creek" recht gut, doch insgesamt halte ich den Film für leicht überbewertet. Mit "Rogue" versucht sich Mclean nun an einem Tierhorror Streifen, der seinen Erstling meiner Meinung nach ganz locker in den Schatten stellt. Die Hauptrollen sind mit Michael Vartan und Radha Mitchell recht ansprechend besetzt. Vartan gibt einen Amerikaner mit Hang zur Arroganz, hier offenbart sich schnell die australische Herkunft von "Rogue". Da Vartan aber auch als unfreiwilliger Held herhalten muss, ist sein Charakter letztlich doch überwiegend sympathisch gezeichnet. Mir gefällt der Gedanke, der "Heldenfigur" diverse Ecken und Kanten zu verpassen. Der Charakter Pete McKell mutiert konsequenterweise nicht zum Übermenschen, man präsentiert uns vielmehr eine Figur, deren Überlebenswille und guter Kern mehr und mehr die Oberhand gewinnen. Mit Radha Mitchell freunde ich mich langsam ganz zaghaft an. In "Silent Hill" (2006) war sie mir unangenehm, in dem kleinen Thriller "Highway Psychos" (2001) konnte sie punkten. Als bodenständige "Outback-Einheimische" gefällt sie mir, ihre Darbietung ist glaubwürdig und ansprechend. In einer Nebenrolle sehen wir Sam Worthington, der inzwischen als "Blockbuster-Standardfratze" Karriere gemacht hat. Er wurde für Hauptrollen in "Terminator Salvation", "Avatar" (beide 2009) und "Kampf der Titanen" (2010) besetzt. Mir fällt er weder positiv noch negativ auf, irgendwie eine unauffällige Erscheinung mit durchschnittlichen Talenten. Böse Zungen könnten nun behaupten, dass ihn genau diese Eigenschaft zur perfekten Besetzung für aktuellen Hollywood Mainstream macht, doch ich halte mich an dieser Stelle zurück. Aus der Reihe der Nebendarsteller möchte ich John Jaratt hervorheben. Er spielte bereits in "Wolf Creek" mit, den Damen dürfte er durch seine Mitwirkung bei der TV-Serie "McLeods Töchter" ein Begriff sein.
Schauspielerisch ist soweit alles im grünen Bereich, werfen wir nun einen kurzen Blick auf die weiteren Aspekte von "Rogue". Die Kamera fängt -besonders während der Anfangsphase des Films- ganz wundervolle Bilder ein, die prächtige Landschaft erweist sich als dicker Pluspunkt. Die außergewöhnliche Schönheit der Gegend, steht im harten Kontrast zum gnadenlosen Grauen, dem die Touristen und ihre Begleiterin nach und nach anheim fallen. Wenn sich schließlich der Mantel der Nacht über das Treiben legt, bricht das Unheil vollends hervor, verschlingt gewissermaßen die malerische Kulisse gleich mit. Bei Tierhorror ist der Fan logischerweise besonders auf die Bestie neugierig, lechzt wie ein Blutgeier jedem Erscheinen des Monstums entgegen. Das Krokodil hat man teils am PC generiert, teils kamen Modelle/Puppen zum Einsatz. Die Handarbeit deckelt die Computermomente, was ich nicht anders erwartet habe, doch die CGI-Abteilung hat ebenfalls anständige Arbeit geleistet.
Hätte man bei "Rogue" noch ein wenig an der Spannungsschraube gedreht, dazu ein wenig mehr Mettgut produziert, würde der Film vielleicht in ein paar Jahren als kleiner Klassiker gehandelt. Davon bleibt der Erguss dann doch recht deutlich entfernt, der Freund gepflegter Tierhorror-Unterhaltung, dürfte aber durchaus seinen Spass mit "Rogue" haben. In Deutschland wurde der Film von Kinowelt auf DVD veröffentlicht. Man griff auf die R-Rated Fassung für den US-Markt zurück, die Unrated Version blieb leider unberücksichtigt. Eine etwas befremdliche Entscheidung, denn die rund sechs Minuten längere Unrated Variante beinhaltet nicht mehr Gewalt, sondern mehr Handlung und Landschaftsaufnahmen. Die Freigabe ab 16 war durch die längere Fassung sicher nicht gefährdet. Welche Version nun die bessere ist, mag jeder für sich selbst entscheiden. Die in Deutschland veröffentlichte Schnittfassung, dürfte ungeduldigen Zuschauern vielleicht sogar ein wenig besser munden. Ich hätte zwar gern beide Fassungen gesehen, doch zunächst kann ich mit der kürzeren Version gut leben. Vermutlich findet sich irgendwann sowieso noch die britische Blu-ray bei mir ein, die zum überschaubaren Kurs erhältlich ist. Die DVD aus dem Hause Kinowelt bietet ein schönes Bild, dazu rundet recht ausführliches Bonusmaterial die gelungene Scheibe ab. Obwohl hier lediglich die kürzere Version des Films angeboten wird, kann ich mit gutem Gewissen eine Kaufempfehlung für diese DVD aussprechen.
Für "Rogue" setzt es verdiente 7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"Reisen wird überbewertet, glauben Sie mir."
- Blap -





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