Filmclub Bali
   
 

GAME OF SURVIVAL

("Tenement", USA 1985) R: Roberta Findlay

Neulich in der Bronx. Im Keller eines Mietshauses treibt eine Bande abstoßender Fieslinge ihr Unwesen. Einer der Mieter schwärzt die finsteren Gesellen bei der Polizei an. Man hofft darauf die Bande nun endlich losgeworden zu sein, schließlich ist deren Umgang mit Drogen und Schusswaffen kein Geheimnis. Doch der Arm des Gesetzes kann ich mit Nachdruck zulangen, ergo befindet sich der Pöbel bereits nach kürzester Zeit wieder auf freiem Fuß. Der völlig zu- und durchgeknallte Gangleader Chaco schwört Rache, blutige Rache, Mettwurst, Schmerzen, Tod und Teufel. Man verschafft sich Zutritt zum Haus und beginnt mit einer perversen Aufräumaktion. Hier soll es nicht nur ein paar Abreibungen setzen, man will sämtliche Bewohner des Hauses abschlachten. So arbeiteten sich Chaco und Konsorten von Etage zu Etage empor, hinterlassen dabei eine Spur aus Terror und Vernichtung. Die noch nicht in eine andere Bewusstseinsebene überführten Bewohner flüchten in die oberen Stockwerke, ausweglos in die Enge getrieben regt sich endlich verzweifelter Widerstand. Ein Kampf auf Leben und Tod nimmt seinen unerbittlichen Lauf. Keine Regeln, keine Gnade!
Game of Survival
Roberta Findlay inszenierte ein paar Hardcore-Rödeleien und eine Handvoll mehr oder weniger wüste Trashfilmchen. "Tenement" erinnert mich ein wenig an "New York 1991 - Nacht ohne Gesetz" der 1983 entstand, und seinerseits deutlich von John Carpenters frühem Meisterstück "Assault on Precinct 13" (1976) beeinflusst wurde. Zwar unterscheidet sich der Plot in etlichen Details, doch letztlich geht es in allen Filmen um ein von gnadenlosen Killern belagertes Gebäude. Natürlich kann Frau Findlay einem John Carpenter nicht ansatzweise das Wasser reichen, doch diese Tatsache ändert nichts an dem hohen Unterhaltungswert von "Tenement". Was den Spaßfaktor kräftig in die Höhe treibt sind die fiesen Fratzen der Gangmitglieder, aber auch die bekloppten Verhaltensweisen und Sprüche der Hausbewohner sorgen für freudige Erregung. Hier ein Beispiel für einen echten Schenkelklopfer: Eine Frau in den besten Jahren kommt auf die glorreiche Idee, sich aus einem der oberen Stockwerke abzuseilen um Hilfe zu holen. Nun glotzt die Hälfte der Mieterschaft aus dem betreffenden Fenster, um brüllend und hysterisch keifend (selbstverständlich in voller Lautstärke) ihrer Aufregung und Angst Luft zu verschaffen. Klar, ein Stockwerk tiefer taucht eine lüsterne Fratze auf um am Seil zu sägen. Wie der Vorfall endet, dürfte sicher nicht schwer zu erraten sein. Überhaupt lässt sich das Machwerk bei den Morden nicht lumpen, die Effekte mögen nicht spektakulär sein, kommen aber recht rustikal daher. Es wird fröhlich und mit wachsender Begeisterung geschändet, geprügelt, gestochen und geschossen, Messer, Baseballschläger, kochendes Wasser, sogar ein Besenstiel kommt zu einem äußerst eindringlichen Einsatz. Für diverse Geschmacklosigkeiten ist also gesorgt, diese Momente sind geschickt über die Spieldauer von rund 90 Minuten verteilt. Da hier überwiegend Irrsinn, groteske Vorkommnisse und Verhaltensweisen regieren, kommt die "atmosphärische Hoffnungslosigkeit" (die ich an Belagerungsfilmen wie "Assault" so liebe) ein wenig zu kurz. Diese Scharte wetzt "Tenement" aber gerade auch durch den omnipräsenten Stumpfsinn aus, der hinter jeder Ecke lauert und nie wirklich lange auf sich warten lässt. Statt auf eine betont düstere Stimmung, legt man hier den Schwerpunkt auf Sleeeeaze. Selbst die Wohnungen der braven Bürger muten so schäbig an, als würde die Ehrengarde der Kakerlaken dort jede Nacht eine Party veranstalten. Dazu kommen noch ein paar kleine Einblicke hinter die Fassaden der Mieter. Mit gerunzelter Stirn betrachten die anderen Bewohner das junge Pärchen im ersten Stock. Der Kerl ist meist auf Dope und arbeitet nicht, seine Frau hat ständig Besuch von Männern und lässt das Lattenrost quietschen. Nicht zu vergessen der schmierige und schleimige Alki, der durch das Anzeigen der Gang die Lawine lostritt, sich für den Chef im Ring hält.
Wie sagt der Volksmund so schön: "Pack schlägt sich, Pack verträgt sich". Doch nicht in der Bronx, denn dort schlägt sich das Pack nicht nur, es muss sich zusätzlich auch noch erniedrigen, schänden und abmurksen! Sollte tatsächlich nur geschlagen werden, dann aber bitte bis zum Eintritt des Todes! Gangboss Chaco macht keine Gefangenen, selbst vor "Deserteuren" aus der eigenen Reihe macht sein Zorn keinen Halt. Gnade ist für Sissies, in der Bronx wird gefälligst bis zum letzten Mann gemeuchelt. Alte Eber werden ihre Freude an dieser prächtigen Suhle haben, auch wenn das Ende für meinen Geschmack schon fast weichgespült und rührselig über den Bildschirm flimmert. Naja, das Leben ist kein verdammtes Wunschkonzert, schon gar nicht in der verdammten Bronx! Schreibt euch das gefälligst hinter die ungewaschenen Ohren!
Unter dem Titel "Game of Survival" ist der Film bei CMV Laservision erschienen. Die DVD stammt aus der hauseigenen Trash Collection, die inzwischen auf mehr als 70 Titel angewachsen ist. Eine Entwicklung die ich ausdrücklich begrüße! Die #30 der Collection präsentiert den Streifen in sehr ansprechender Qualität, ein paar kleine Boni werden geboten, z.B. Trailer zu weiteren Titeln aus der Reihe sowie eine Bildergalerie. Das fiese Treiben liegt uncut vor, neben der deutschen Synchronisation findet man auch den englischen Originalton vor. Ein sehr unterhaltsamer und kurzweiliger Film, in sehr ansprechender Form aufbereitet!
7/10 (gut) halte ich für eine angemessene Bewertung, doch ich möchte noch ein halbes Sympathiepünktchen draufpacken! 7,5/10 (gut bis sehr gut)
Lieblingszitat:
"Freu dich nicht zu früh, du fette Assel. Wir kommen wieder!"
- Blap -





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