Filmclub Bali
   
 

FRIEDHOF DER ZOMBIES

(„Cementerio del terror“, Mexiko 1985) R: Rubén Galindo

Drei junge Burschen versprechen ihren (erhofften) Stossdamen eine fette Party. Die Mädels willigen ein, doch man landet in einer abgewrackten, leerstehenden Villa. Die Stimmung fällt schnell auf den Nullpunkt. Schließlich findet ein Bürschlein ein okkultes Buch, er kommt spontan auf die Idee ins Leichenschauhaus einzubrechen, um dort einen Kadaver zu entwenden. Mit der Leiche im Kofferraum geht es ab in Richtung Friedhof, dort zitiert man wirre Beschwörungen aus dem gefundenen Wälzer. Plötzlich beginnt es zu regnen, die Sechserbande sucht erneut die verfallene Villa auf. Leider handelt es sich bei der gestohlenen Leiche um Devlon, einen irren Massenmörder und Günstling des Leibhaftigen. Devlon erhebt sich und beginnt in der Villa Mettgut zu produzieren. Dr. Cardan (Hugo Stiglitz) ahnt die Gefahr, er will den Leichnam des Unholds flugs verbrennen. Mit gefälschten Papieren sucht er den lokalen Gesetzeshüter auf, der sich angenervt in sein Schicksal fügt, und mit Dr. Cardan in Richtung Leichenhalle aufbricht. Freilich ist die Bahre leer, Cardan fährt der Schrecken ins Gebein. Wo ist Devlon jetzt, wie kann man ihn stoppen? Zu allem Überfluss hat sich eine Gruppe Kinder auf den Friedhof des Grauens begeben, man will zu Halloween eine Mutprobe veranstalten. Des Sheriffs Blagen gehören dazu, ergo fährt auch dem Bullen bald der Schrecken ins Mark. Während Devlon weiter fröhlich grunzend metzelt, erheben sich auf dem Friedhof die Toten aus den Gräbern...
Friedhof der Zombies
Hm? Wer sich nach dem kurzen Einblick in die Handlung fragt, ob der Streifen eventuell ein wenig absurd und sinnfrei sein könnte... ...der trifft den Nagel auf den Kopf, den Zombie ins Hirn. Ich mag diese bekloppten Mexiko-Trasher einfach gern, besonders wenn Hugo Stiglitz auftaucht. In manchen Filmen passiert ungefähr so viel, wie in des Hugos Fratze: Gar nichts! Obwohl, obwohl, hier passiert einiges, allerdings nur grober Unfug, und genau diese Tatsache macht die Sause so liebenswert. Unser Hugolein befindet sich wieder in Höchstform. Er träumt ungute Träume, ahnt das nahende Verderben. Mit regloser Miene penetriert er den Sheriff, der gar nicht anders kann als klein beizugeben, Hugo schwingt sich zum Helden auf, und... *Spoilergefahr, selbst anschauen*
Die übrigen Fratzen hat man teils schon in anderen Mex-Trashern bewundern dürfen. Wirklich bleibenden Eindruck hinterlässt keine der Gestalten. Das ist auch nicht nötig, denn der Film bezieht seinen Reiz aus den unfassbaren Vorfällen, den herrlich miesen Effekten und den doofen Dialogen. Logik? Was zum Geier sollen wir damit? So richtig Freude kommt auf, wenn man sich mit Haut und Haaren auf das Spektakel einlässt (Ok, dies sollte man sowieso immer tun). Picken wir uns ein kleines Beispiel heraus. Die drei jungen Damen sind tierisch sauer, weil die Typen sie verarscht haben. Statt Party mit Prominenz, gibt es Zungenschläge in einer ollen Bruchbude. Als man auf die Idee kommt eine Leiche zu klauen, regt sich interessanterweise kaum Widerstand. Auf dem Friedhof wird man ordentlich durchnässt, flüchtet in die Gammelvilla. Nun sind die Damen sicher sehr sauer? Achwo, nur ein bisschen, teils gibt es bereits die Zunge in den Hals. Devlon taucht auf, metzelt die Villenknutscher quasi nebenbei nieder, ist aber kaum in der Lage gegen eine Bande Kinder anzukommen. Es kommt aber noch besser. Die Zombies fürchten sich vor Kreuzen! Dass auf dem Friedhof etliche rumstehen, stört die Untoten dann aber irgendwie doch nicht weiter...
Schwachsinn folgt auf Stumpfsinn, alle Unfassbarkeiten aufzuzählen, würde vermutlich ein ganzes Buch füllen. Ach was, der Film ist eine einzige Unfassbarkeit. Es geht hier aber nicht so vordergründig hysterisch zu, wie man aus es anderen Horror-Trashern kennt. Aus dem Mettgut könnte man vielleicht einen falschen Hasen formen, die dicke Schlachtplatte gibt "Friedhof der Zombies" keineswegs her. Obwohl man hier "eigentlich" nichts richtig auf die Reihe bekommen hat, schafft der Film es ohne Probleme, über die gesamte Spielzeit eine knuffige Atmosphäre aufzubauen. Es macht einfach Spaß, wenn Hugo sich alle Mühe gibt gegen seine Gesichtslähmung anzukämpfen, den beknackten Dialogen zu lauschen, sich an dem unlogischen Verhalten der Protagonisten zu laben. Die Zombies erheben sich erst recht spät aus ihren Löchern, dafür sind sie aber sehr ansprechend gestaltet. Billig, trashig und zerlumpt. Devlon höchstselbst kratzt gern in den Gesichtern seiner Opfer herum, manchmal öffnet er auch ein Bäuchlein. Diese Momente sorgen für echte Schenkelklopfer, die Mexikaner sind vermutlich auf Droge, ich weiss es nicht. Regie führte ein Typ namens Rubén Galindo. Von diesem Herrn liegt mir mit "Yako - Der einsame Rächer" ein weiterer Erguss vor. "Yako" wurde 1986 auf die Menschheit losgelassen, ich freue mich schon auf die Sichtung dieser Actiongranate.
Wen könnte ein Film wie "Friedhof der Zombies" ansprechen? Selbst Filmfans mit einer ausgeprägten Vorliebe für Zombiefilme, sollten sich diesem Stoff mit Bedacht nähern. Wem die Italo-Flicks "Zombie 3" (Zombi 3, 1988) und "Zombie IV" (After Death, 1988) nicht zu durchgeknallt waren, wer den göttlichen "Die Rückkehr der Zombies" (Le notti del terrore, 1981) so sehr liebt wie ich, der sollte sich auch an "Friedhof der Zombies" versuchen. Eine Zuneigung in Richtung Mexiko-Trash sollte ebenso nicht fehlen, und das Hugolein muss man ja sowieso gern haben. Die DVD aus der Trash Collection von CMV ist Interessenten zu empfehlen. Die Nr. 47 der Reihe kommt in zweckmäßiger Qualität daher. Viel wichtiger: Die DVD präsentiert den Streifen ungekürzt. Eine ältere Auflage von Laser Paradise war leider cut, von Astro und '84 Entertainment gibt es weitere ungekürzte Scheiben. Bei der '84 Variante handelt es sich um ein Repack der CMV Scheibe.
Klarer Sieg für Mexiko, ihr habt einen Platz in der Trash-Abteilung meines Herzens sicher! Daher setzt es 7/10 (gut). Die Warnungen und die eventuelle Zielgruppe für diesen Blödsinn, sollten sich aus dem obigen Kurzkommentar ableiten lassen.
Lieblingszitat:
"Er ist kein menschliches Wesen wie Sie und ich! Er ist ein Satan!"
-Blap -





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