Filmclub Bali
   
 

BLACK ZOMBIES

(„Demoni 3“,Italien 1991) R: Umberto Lenzi

Bizarre Rituale beleben fauliges Fleisch

Dick (Joe Balogh), Jessica (Sonia Curtis) und Kevin (Keith Van Hoven) sind im Auftrag einer Plattenfirma in Brasilien unterwegs, sie sollen möglichst viele Samba-Rhythmen per Tape festhalten. Während sich das Liebespaar Jessica und Kevin gut versteht, trägt Jessicas Bruder Dick seine Unzufriedenheit offen zur Schau. Der junge Mann interessiert sich für den Macumba-Kult und dessen Bräuche, stößt bei seinen Mitreisenden allerdings auf taube Ohren. Tatsächlich gelingt es Dick einer Zeremonie beizuwohnen, er verliert jedoch das Bewusstsein, wacht am nächsten Morgen zerknirscht in seinem Hotelzimmer auf. Eile zum Aufbruch ist geboten, die Reise soll die kleine Gruppe weiter nach Belo Horizonte führen. Auf einer abgelegenen Nebenstrecke streikt das Auto, weit außerhalb jeder Ortschaft. Glücklicherweise tauchen Jose (Philip Murray) und Sonia (Juliana Teixeira) auf, die ganz in der Nähe ein altes Anwesen gemietet haben. Hausmädchen Maria (Maria Alves) erblickt ein Amulett um Dicks Hals, blankes Entsetzen packt die Dienerin im Genick. Bald streifen grauenvolle Gestalten durch die Gegend, gnadenlos und blutrünstig stellen sie den Anwesenden nach…
Black Zombies
Umberto Lenzi zählt zu den wichtigsten Regisseuren des italienischen Genrekinos, seine größten Erfolge feierte er in den siebziger und achtziger Jahren. Als Beispiele sprechen der starke Giallo "Spasmo" (1974), der grandiose Polizei-/Gangsterfilm "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976) und der Kannibalen-Reißer "Lebendig gefressen" (Mangiati vivi!, 1980) für sich, die Aufzählung wäre ohne Schwierigkeiten um zahlreiche Edelsteine erweiterbar. "Black Zombies" wurde der Originaltitel "Demoni 3" verpasst, ein weiterer/tatsächlicher Bezug auf die Filme von Lamberto Bava besteht freilich nicht. In einem ländlich-waldigen Umfeld scheucht Umberto Untote aus den Gräbern. Mit viel gutem Willen könnte man eine Brücke in Richtung Rassenkonflikt in das Treiben interpretieren, handelt es sich bei den Zombies doch um ehemalige Sklaven, arme Seelen die von perversen Großgrundbesitzern wie Vieh gehalten und gequält wurden. Jedem halbwegs ernsthaften Ansatz hält diese Betrachtung kaum stand, hier wurde lediglich ein geeigneter Aufhänger gesucht und gefunden.
Auf der DVD ist ein Interview mit Lenzi zu finden, der sich nicht allzu positiv über seinen Film äußert. Hauptsächlich führt er seine negativen Erinnerungen auf die Schauspieler zurück, die Damen und Herren entsprachen aus Geld- und Zeitnot überwiegend nicht seinen Wünschen. Gewisser Frust scheint nicht unverständlich, immerhin arbeitete Lenzi in den vorherigen Jahrzehnten mit vielen der größten Genrestars zusammen, hier muss er sich mit der dritten Garde begnügen. Es ist nicht zu leugnen, hohen Wiedererkennungswert oder gar großartige Leistungen hat das Ensemble nicht zu bieten. Ich komme indessen recht gut mit den Darstellern klar, keiner der Mitwirkenden nervt, allesamt gehen sie in der durchaus ansprechenden Atmosphäre auf. Eben wegen der Unscheinbarkeit beschränke ich mich auf die kleinen Glanzlichter. Maria Alves kann herrlich panisch aus der Wäsche schauen, Keith Van Hoven sorgt für den sympathischen Anker. Stars sind die knuffig anzuschauenden Zombies, schlurfend tragen sie ihre Hack- und Stechwerkzeuge durch die Kulissen, Augen sind besonders begehrt. Untote wollen Satisfaktion, gewissermaßen Zombies auf Vergeltungstour, warum nicht.
"Black Zombies" stellt für Sammler und Fans eine schöne Ergänzung zu den Klassikern des Genres dar. Es muss nicht immer ein Zombie am Glockenseil hängen, auch Streifen aus der hinteren Ecke der Schublade können Freude machen. Trotz ungünstiger Umstände gelingt Lenzi der Aufbau einer runden Atmosphäre, die Musik aus der Feder von Franco Micalizzi gefällt. Obendrein sind die Zombies nett anzuschauen, obligate Schlurfer des Todes, keine hektischen Neo-Beißer mit athletischen Fähigkeiten. Wer nicht genug von derartigen Ergüssen bekommen kann, der sollte sich diesen späten Lenzi ins Blut drücken. Ehrlich, es bereitet keine Pein, berauscht zwar nur in gemäßigten Bahnen, tut aber schlicht gut und geht locker rein.
CMV hat das Filmchen als #94 der hauseigenen Trash Collection veröffentlicht, die gebotene Qualität ist ordentlich, der Bonusbereich gibt Trailer und das oben erwähnte Interview mit Umberto Lenzi her (welches bereits ein paar Jahre auf dem Buckel hat, es scheint noch aus der VHS-Ära zu stammen). Zwei unterschiedliche Cover stehen zur Auswahl, wie üblich kommen die DVDs in kleinen Hartboxen ins Haus.
Ich mag diese kleinen Knuffelchen aus der "Endphase" des italienischen Genrekinos. Ergo setzt es wohlgestimmte 6/10 (Wohlfühlbonus fließt nicht in die Zahlenwertung ein, wird aber in meinen Herzkammern an die Wände geschrieben).
Lieblingszitat:
"Scheisse! Sind hier alle tot oder was?"

Blap








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