5 DOLLS FOR AN AUGUST MOON
("5 bambole per la luna d'agosto",Italien 1970 ) R: Mario Bava
Auf einer kleinen Insel
verweilen einige Paare in einem luxuriösen Anwesen. Doch hier
ist nicht Erholung angesagt, es geht um knallharte Interessen
wirtschaftlicher Art. Der Wissenschaftler Prof. Farell (William
Berger) hat ein neues Kunstharz entwickelt. Die anwesenden und
wohlhabenden Industriellen wollen ihm die Formel abkaufen, werfen mit
Millionenangeboten um sich, doch der Forscher zeigt den Geldhaien die
kalte Schulter, offensichtlich ist ihm der Zaster egal. Unerwartet
geschieht ein Mord, der Bootsjunge der vor Anker liegenden Yacht wird
gekillt. Sehr unangenehm für Marie (Edwige Fenech), die eine
sexuelle Beziehung zum Opfer unterhielt. Ihr Gatte Nick (Maurice
Poli) weiss um die Reize seiner Frau, sie soll in seinem Auftrag den
unwilligen Farell weich kochen. Der Plan geht schief, die Stimmung
unter den Anwesenden wird zunehmend aggressiver. Es kommt jedoch noch
schlimmer, denn weitere Morde geschehen, plötzlich sind die
Boote sind nicht mehr auffindbar und es besteht keinerlei Telefon-
oder Funkverbindung mit dem Festland. Einer nach dem anderen fällt
dem geheimnisvollen Killer zum Opfer, welche Rolle spielt Trudy (Ira
von Fürstenberg), scheint sie doch mehr zu wissen als sie
zugeben mag...
Ein Film von Mario Bava ist immer etwas besonderes, oft ein großes
Freudenfest, zumindest aber ein schönes Erlebnis fürs Auge.
"5 Dolls for an August Moon" wird in die Kategorie Giallo
eingeordnet, jedoch sollte man hier weder schwarze Handschuhe noch
heftige Mordszenen erwarten. Bava spielt mit der Erwartungshaltung
seiner Zuschauer, wer nach Blut und Gedärm lechzt wird eine
herbe Enttäuschung erleben. Man mag dem Drehbuch eine gewisse
Schlankheit unterstellen können, doch bei diesem Film spielt der
"kriminalistische Inhalt" eine eher untergeordnete Rolle.
Das Werk zeigt die Verdorbenheit des Menschen auf, dabei wedelt Mario
Bava uns aber nicht mit dem erhobenen Zeigefinger vor der Nase herum.
Nein, er verpackt sein Ansinnen in bösen Humor, zeichnet ein
düsteres Bild des modernen, schönen Erfolgsmenschen. Schon
allein die Szenen in denen man die Ermordeten in Klarsichtfolie hüllt
und im Kühlhaus deponiert, hauen dem Zuschauer einen wundervoll
bissigen, abgründigen Humor um die Ohren (Der besonders an
diesen Stellen perfekt passende Score, untermalt die gezeigten Bilder
absolut stimmig und verstärkt deren Wirkung nicht unerheblich).
Die eben noch lebenden Ehegatten und Gattinnen hängen als totes
Stück Fleisch am Haken, doch die Hinterbliebenen halten sich
nicht unnötig mit Trauer auf. Schließlich will man Geld
verdienen und vor allem den eigenen Hintern retten. Bava verpackt
diese schwarze Komödie selbstverständlich in hinreißend
schöne Bilder. Selbst die im Kühlhaus hängenden Opfer
sterben gewissermaßen in Schönheit und Anmut. Die Kamera
fängt herrliche Bilder der anmutigen Kulissen ein, oft von
bezaubernden Blautönen dominiert. Sämtliche Darsteller
liefern ansprechende Leistungen ab, mich hat natürlich das
Mitwirken von Edwige Fenech besonders gefreut, die Dame sieht hier
wieder unfassbar gut aus!
Geht es an die Bewertung dieser Filmperle, wird mir wieder die Obszönität der Punkteskala
bewusst. "Eigentlich" müsste ich ein Schätzchen
wie "5 Dolls for an August Moon" -schon der poetische Titel
versetzt mich in höchste Ekstase- mit 10/10 bewerten. Dieser
Film ist ein echtes Kleinod, ein Augenschmaus für Liebhaber und
Süchtlinge. Ziehe ich jedoch andere Filme des Meisters zum
Vergleich heran, so ergibt sich für die 5 Puppen leider kein
Platz in der "Spitzengruppe". Daher vergebe ich -unter
starken Schmerzen- nur 7/10 (gut), denn Mario Bava hat "leider"
noch weitaus stärkere Werke hinterlassen. Mir blutet das Herz,
doch leider geht es nicht anders. Diese 7/10 sind hier ganz besondere
7/10. Mehr denn jemals zuvor wird in diesem Fall klar, dass die Skala
nur eine dreckige und verachtungswürdige Krücke ist und nie
mehr sein wird!
Die DVD von Anchor Bay kommt als Flipper
daher, auf der anderen Seite findet man Bavas "Four Times that
Night" (Quante volte... quella notte, 1972). Inzwischen ist die
Scheibe mit diesen beiden Werken auch einzeln erhältlich,
ursprünglich war sie Bestandteil der acht Filme umfassenden "The
Mario Bava Collection Volume 2" Box. Die gebotene Bildqualität
geht in Ordnung, die englische Tonspur klingt -im Gegensatz zur
italienischen Fassung- ein wenig ramponiert. Leider ist die
Gestaltung der DVD recht lieblos. Das Cover sieht erbärmlich
aus, Boni sucht man vergebens. Da die Hauptdisziplin -den Film in
brauchbarer Qualität zu präsentieren- erfüllt wird,
kann man trotz einiger Kritikpunkte mit der Scheibe leben. Eine etwas
liebevollere Auswertung wäre wünschenswert, der deutsche
Markt wurde bisher leider völlig unbeachtet gelassen. Bevor ich
es vergesse: Die US-DVD ist mit Regionalcode 1 beschmutzt, aber diese
Tatsache sollte kein wirkliches Problem darstellen.
Lieblingszitat:
"So what was I telling you?"
"That i'm a dirty whore. That's why i'm taking a shower. At least i'll be a clean whore"
"So what was I telling you?"
"That i'm a dirty whore. That's why i'm taking a shower. At least i'll be a clean whore"
- Blap -
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