800 BULLETS
("800 Balas", Spanien 2007) R: Alex de la Iglesia
Der kleine Rabauke Carlos zieht mit seiner energischen
aber überforderten Mutter (, die eine gestressten Karrierefrau
ist, sowie der Großmutter in ein neues Luxusanwesen bei Madrid.
In einem Umzugskarton findet er ein Foto seines verstorbenen Vaters –
in Cowboyoutfit. Seine Mutter will nicht recht mit der Sprache
herausrücken, die geschwätzige Oma aber erzählt ihm,
daß ihr Mann Julián/Carlos Opa und Carlos Vater Stuntmen
waren und in Almeria Western gedreht haben. Mehr noch: Der unbekannte
Großvater lebt und arbeitet immer noch dort.
Als Carlos mit seiner Schulklasse in eine Skifreizeit fahren soll, türmt er mit der Kreditkarte seiner Mutter und lässt sich per Taxi in die Kulissenstadt Almeria chauffieren. Dort lernt er seinen versoffenen und raubeinigen Opa kennen, der mit einer wilden Truppe heruntergekommener Stuntmen tägliche Shows für Touristen aufführt. Zunächst weiß der alte Haudegen mit dem Enkel wenig anzufangen und will ihn loswerden, nachdem er aber verhaftet wird und Carlos seine Kaution stellt, beginnt er sich für den Kleinen zu erwärmen. Carlos Mutter ist alles andere als begeistert von der Liaison, denn sie gibt Julián die Schuld für den Tod ihres Mannes und war stets bestrebt, den Jungen von der Welt der Stuntleute fernzuhalten. Als sie sich jedoch eingestehen muss, daß sie die Entwicklung nicht aufhalten kann und merkt, wie sie als Mutter versagt, vollzieht sie ihre Rache als Grundstücksmaklerin: Sie kauft das Gelände der Westernstadt auf um dort einen modernen Vergnügungspark bauen zu lassen. Julian und seine Männer proben nun den Aufstand gegen die Macht von Geld und Staat. Als erste Amtshandlung werden die Platzpatronen der Gewehre und Pistolen gegen echte Kugeln ausgetauscht – 800 an der Zahl...
Als Carlos mit seiner Schulklasse in eine Skifreizeit fahren soll, türmt er mit der Kreditkarte seiner Mutter und lässt sich per Taxi in die Kulissenstadt Almeria chauffieren. Dort lernt er seinen versoffenen und raubeinigen Opa kennen, der mit einer wilden Truppe heruntergekommener Stuntmen tägliche Shows für Touristen aufführt. Zunächst weiß der alte Haudegen mit dem Enkel wenig anzufangen und will ihn loswerden, nachdem er aber verhaftet wird und Carlos seine Kaution stellt, beginnt er sich für den Kleinen zu erwärmen. Carlos Mutter ist alles andere als begeistert von der Liaison, denn sie gibt Julián die Schuld für den Tod ihres Mannes und war stets bestrebt, den Jungen von der Welt der Stuntleute fernzuhalten. Als sie sich jedoch eingestehen muss, daß sie die Entwicklung nicht aufhalten kann und merkt, wie sie als Mutter versagt, vollzieht sie ihre Rache als Grundstücksmaklerin: Sie kauft das Gelände der Westernstadt auf um dort einen modernen Vergnügungspark bauen zu lassen. Julian und seine Männer proben nun den Aufstand gegen die Macht von Geld und Staat. Als erste Amtshandlung werden die Platzpatronen der Gewehre und Pistolen gegen echte Kugeln ausgetauscht – 800 an der Zahl...
Viel mehr sollte man über diesen wundervollen Film nicht wissen. Jeder
sollte ihn mit wachen (Kinder-) Augen selber entdecken, um seine
tiefere Schönheit zu ergründen. Leider wird er von seinem
Label ems recht unpassend beworben: "Ein gottverdammter Western!"
brüllt es vom Cover (was einfach nur doof ist), "eine
ungewaschene Spaghetti-Western Parodie" tönt es von der
Rückseite (was nicht annähernd beschreibt, um was es sich
hier wirklich handelt). Zuschauer, die einen modernen Italowestern
erwarten, werden wohl herbe enttäuscht werden, obwohl der Film
mit etlichen Versatzstücken des Genres geschickt jongliert. Das
zeichnet sich bereits bei dem hervorragend animierten Vorspann ab,
der mit einer flotten Flamenco-Version von Morricones Hauptthema aus
ZWEI GLORREICHE HALUNKEN unterlegt ist.
In erster Linie ist 800 BULLETS aber eine herzliche und teils grob-humorige Tragikkomödie, die vor allem aus ihren schrägen und abgedrehten Charakteren, sowie den großartigen Leistungen der jeweiligen Schauspieler lebt. Und es ist eine Geschichte über Schuld und Sühne, Vergeben, Liebe und Verrat – freilich alles Zutaten, die ein guter Western braucht, die aber auch das wahre Leben würzen. Zuletzt ist es auch ein Coming of Age-Drama, das man in dieser respektlos anarchischen Form gewiss noch nie gesehen hat. Selbstverständlich ist der Film auch eine Hommage an den Eurowestern und strotzt vor Zitaten – und auch mit teilweise sehr derber Action wird nicht gegeizt.
Alex de la Iglesia ist für mich der talentierteste und wildeste unter den jüngeren europäischen Regisseuren, der so phantastische Filme wie EL DIA DE LA BESTIA, LA COMMUNDIDAD oder ACCION MUTANTE, aber auch den bekanntesten, wenn auch nicht ganz so gelungenen PERDITA DURANGO, abgelichtet hat. 800 BULLETS bleibt seinem ungewöhnlichen Stil treu, mit dem er sich gern zwischen alle Stühle setzt und es dem Mainstream-Publikum damit nicht leicht macht. De la Iglesia wechselt gern eiskalt zwischen Momenten, die zum Brüllen komisch sind und tragischen oder gar verstörenden Szenen, bei denen dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt.
In erster Linie ist 800 BULLETS aber eine herzliche und teils grob-humorige Tragikkomödie, die vor allem aus ihren schrägen und abgedrehten Charakteren, sowie den großartigen Leistungen der jeweiligen Schauspieler lebt. Und es ist eine Geschichte über Schuld und Sühne, Vergeben, Liebe und Verrat – freilich alles Zutaten, die ein guter Western braucht, die aber auch das wahre Leben würzen. Zuletzt ist es auch ein Coming of Age-Drama, das man in dieser respektlos anarchischen Form gewiss noch nie gesehen hat. Selbstverständlich ist der Film auch eine Hommage an den Eurowestern und strotzt vor Zitaten – und auch mit teilweise sehr derber Action wird nicht gegeizt.
Alex de la Iglesia ist für mich der talentierteste und wildeste unter den jüngeren europäischen Regisseuren, der so phantastische Filme wie EL DIA DE LA BESTIA, LA COMMUNDIDAD oder ACCION MUTANTE, aber auch den bekanntesten, wenn auch nicht ganz so gelungenen PERDITA DURANGO, abgelichtet hat. 800 BULLETS bleibt seinem ungewöhnlichen Stil treu, mit dem er sich gern zwischen alle Stühle setzt und es dem Mainstream-Publikum damit nicht leicht macht. De la Iglesia wechselt gern eiskalt zwischen Momenten, die zum Brüllen komisch sind und tragischen oder gar verstörenden Szenen, bei denen dem Zuschauer das Lachen im Halse stecken bleibt.
Die Schauspieler sind durchweg eine Bank. Herausragend sind aber besonders
die beiden Hauptrollen: Der betagte Sancho Garcia spielt den alten Stuntman, der in den Glanztagen seiner
Vergangenheit zuhause ist und seine Schuldgefühle im Whisky
ertränkt, absolut bravourös. Eine große Überraschung
ist der kleine Luis Castro, der zuvor keinerlei Schauspielererfahrung
besaß und von De la Iglesia von der Schulbank weg gecastet
wurde. Er füllt seine Rolle mit Herzblut wie ein Profi und weist
ein facettenreiches Minenspiel auf, ohne zu überdrehen. Die
Mutter wird von der großen spanischen Actrice Carmen Maura
gespielt, die ja bereits bei LA COMMUNDIDAD mit De la Iglesia
zusammenarbeitete. Aber selbst die kleinsten Nebenrollen sind perfekt
besetzt.
Mehr will ich nun nicht mehr schreiben, denn Worte versagen in der Erinnerung an dieses Meisterwerk. Der Film ist
Pflichtstoff für jeden Westernfan und für jeden Freund des
Kinos persé. Ich habe mich seit langem nicht mehr so prächtig
amüsiert, habe herzhaft gelacht und – ja, wirklich –
geweint.
Der DVD von e-m-s präsentiert sich in perfektem
Bild und Ton und ist bis unter die Hutschnur gefüllt mit Extras:
Making Of, Interviews, Deleted Scenes, Alternatives Ende,
Originaltrailer, Bildergalerie, Tv-Spots, usw.
"Heute werden nur noch Filme für alte Frauen gemacht oder dieser Unfug
mit den Spezialeffekten. Früher gab es welche über Römer
und U-Boot-Filme. Die besten Filme waren Western!"
-- Der Opa zum Enkel
-- Der Opa zum Enkel
- Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.