DER WÜRGER VON SCHLOSS BLACKMOOR
(Deutschland 1963) R: Harald Reinl
Ratz Fatz - Rübe ab
Lucius Clark
(Rudolf Fernau) hat beste Laune, er soll bald von der Queen in den
Adelsstand erhoben werden. Aus diesem Anlass empfängt er Gäste auf
Schloss Blackmoor, das er von Lord Edgar Blackmoor (Walter Giller)
gemietet hat. Nach einem kleinen Fest mit Bekannten, taucht
plötzlich eine maskierte Gestalt auf, bedroht Clark mit einer
Waffe. Der Unbekannte verlangt die Herausgabe von Edelsteinen, doch
so leicht lässt sich der Bedrohte nicht einschüchtern. Als Clark
einen Boten nach London entsendet, wird dieser von der maskierten
Gestalt brutal ermordet. Offensichtlich hat der unbekannte Erpresser
seine Drohung sehr ernst gemeint. Der schmierige Rechtsverdreher Dr.
Tromby (Richard Häussler) sitzt Lucius Clark im Nacken, der
zunehmend in Bedrängnis gerät. Clark wird allerdings nicht nur von
Dr. Tromby belagert, auch der Butler Anthoney (Dieter Eppler), der
über eine ganz spezielle Fähigkeit verfügt, sorgt zunehmend für
Ärger. Claridge Dorsett (Karin Dor), die junge Nichte von Lucius
Clark, lebt ebenfalls auf Schloss Blackmoor. Sie ahnt jedoch nichts
von den Umtrieben ihres Onkels, der tatsächlich eine stattliche
Anzahl Diamanten unter Verschluss hält. Sollte der leicht
verschrobene Lord Blackmoor seine Finger im Spiel haben? Der
Edelmann könnte eine Finanzspritze gut vertragen, da der das
Turmzimmer auf Blackmoor bewohnt, hat er stets alles im Überblick.
Damit nicht genug, denn schließlich taucht auch noch eine
vermeintliche Adelige auf, die vorgibt das Anwesen erwerben zu
wollen. Weitere Tote sind zu beklagen, kein leichter Fall für
Inspektor Mitchell (Harry Riebauer), den seine Ermittlungen nicht
nur nach Blackmoor, sondern auch in eine fragwürdige Spelunke
führen...
War "Das Geheimnis der schwarzen Koffer"
noch ein recht durchwachsenes Filmchen, ist der zweite "Bryan
Edgar Wallace" Steifen von CCC-Film schon ein ganz anderes
Kaliber. Unter der Regie von Harald Reinl, entstand ein sehr
unterhaltsamer Krimi, der jeden Freund derartiger Produktionen
erfreuen sollte. "Der Würger von Schloss Blackmoor"
bietet alle Zutaten, die man von einem ansprechenden Wallace Film
erwartet. Eine herrschaftliches Anwesen auf dem Land, alte Gewölbe,
eine miese Spelunke, finstere Gestalten. Vermisste man bei den
schwarzen Koffern einen Ermittler mit Ausstrahlung, Joachim Hansen
war eine arg blasse Erscheinung, gefällt Harry Riebauer als
Inspektor weitaus besser. Die Optik des Würgers -mit Maske und
Handschuhen- weist in Richtung Giallo, der in den kommenden Jahren
die Kinoleinwände erobern sollte. Erstaunlich muten kleinere Härten
an, in einer Kiste findet man einen abgetrennten Kopf vor, später
kommt einem Mopedfahrer ebenfalls die Rübe abhanden. Das Spiel mit
Schatten und Licht funktioniert bestens, Reinl und sein Team
verstanden ihr Handwerk vortrefflich.
Die weibliche
Hauptrolle wurde mit Karin Dor besetzt, die häufig in den Filmen
ihres Ehegatten Harald Reinl zu sehen war. Einmal mehr gibt sie die
sympathische, schutzbedürftige Schönheit, die vor allem die
Gelüste des Inspektors weckt. Harry Riebauer steht die Rolle des
Kriminalisten gut zu Gesicht, er wirkte später in weiteren Wallace
Produktion von CCC-Film und Rialto mit. Riebauer mag vielleicht
nicht den Charme eines Joachim Fuchsberger besitzen, vor einem
Darsteller wie Heinz Drache, muss sich Riebauer aber keinesfalls
verstecken. Der ebenfalls kriminalfilmerprobte Rudolf Fernau, macht
als zunehmend gestresster "Möchtegern-Aufsteiger" eine
gute Figur. Nicht minder stark die verschwitzt-eklige Vorstellung
von Dieter Eppler, dem zunehmend die Contenance abhanden kommt, der
von seiner Gier und Leidenschaft übermannt wird. Richard Häussler
nimmt man den verschlagenen Anwalt zu jeder Zeit ab, es mangelt in
"Der Würger von Schloss Blackmoor" keinesfalls an
Fieslingen. Hans Reiser hatte in "Das Geheimnis der schwarzen
Koffer" sogar den etwas interessanteren Part erwischt, diesmal
kommt er weniger häufig zum Zuge, zumindest vordergründig
betrachtet. Die humorig angelegten Parts, sind bei den Wallace
Filmen immer eine Gratwanderung. Eddi Arent war in manchen Filmen
eine Bereicherung, in anderen neigte er zur Nervensägerei. Ganz
schlimm die fürchterliche Vorstellung, die Chris Howland in "Das
Geheimnis der schwarzen Koffer" ablieferte. Walter Giller zeigt
als Lord Blackmoor eine der ansprechendsten Darbietungen, die man im
Bereich der "albernen" Wallace Charaktere finden kann. Man
muss den knuffigen Lord einfach mögen. Ingmar Zeisberg ergänzt die
Damenriege, sie stellt gewissermaßen den Gegenpol zur sauberen
Karin Dor dar.
Für die musikalische Untermalung sorgte
Oskar Sala, der mit seinen Klängen bereits "Der Fluch den
gelben Schlange" (1962) veredelte. Erneut ertönt sein
Mixturtrautonium, das für eine angenehm ungewöhnliche, frische und
interessante Klangkulisse sorgt. Für manchen Fan mag Salas Werk
nicht zugänglich sein, doch es lohnt sich wirklich genauer
hinzuhören. Ansonsten wird bewährte, routinierte Arbeit geboten,
erneut kann man Harald Reinl ein gutes Zeugnis ausstellen.
"Der
Würger von Schloss Blackmoor" liegt in schöner Verfassung auf
DVD vor. Gemeinsam mit
bildet der Film den Inhalt der "Bryan Edgar Wallace Collection 1". Das Set ist zum fairen Preis erhältlich, die Filme stellen eine schöne Ergänzung zu den bekannteren Rialto Produktionen dar. Klare Kaufempfehlung für alle Freunde gelungener Kriminalfilmunterhaltung aus deutschen Landen! Lediglich das Ende hätte eine Dosis Kitsch weniger vertragen können, wirklich störend fällt dieser Moment aber nicht ins Gewicht.
- Das Geheimnis der schwarzen Koffer
- Das siebente Opfer
bildet der Film den Inhalt der "Bryan Edgar Wallace Collection 1". Das Set ist zum fairen Preis erhältlich, die Filme stellen eine schöne Ergänzung zu den bekannteren Rialto Produktionen dar. Klare Kaufempfehlung für alle Freunde gelungener Kriminalfilmunterhaltung aus deutschen Landen! Lediglich das Ende hätte eine Dosis Kitsch weniger vertragen können, wirklich störend fällt dieser Moment aber nicht ins Gewicht.
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Vorläufig ist es zwar nur ein dünner Draht, aber vielleicht wird eines Tages ein solider, dicker Strick daraus."
"Vorläufig ist es zwar nur ein dünner Draht, aber vielleicht wird eines Tages ein solider, dicker Strick daraus."
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.