WOODOO – ORGIE DES GRAUENS
(„La noche de los brujos / Night of the Sorcerers", Spanien 1974) R: Amando de Ossorio
Bumbasa
im Jahre 1910. Eine junge, weiße Schönheit wird von
schwarzen Voodooanhängern gepeitscht. Der Peitschenschwinger ist
ein geschicktes Bürschlein, denn er lässt sein Arbeitsgerät
so zielsicher auf die Dame klatschen, dass diese flugs nackt im Busch
steht. Damit nicht genug, nun muss auch noch ein wenig auf die Möpse
eingepeitscht werden, Spaß muss sein. Damit noch immer nicht
genug, denn nun wird gerödelt und gebissen, der rote Saft muss
fließen. Ihr ahnt es bereits, jenes wüste Treiben war erst
das Vorspiel! Nun packt man das Opfer auf den Altar, es wird
getrommelt und getanzt, getanzt und getrommelt. Plötzlich
bedeutungsschwangere Stille. Die Machete wird geschwungen und saust
hinab, ratzfatz ist die Rübe ab! Diese Unverfrorenheit kann und
darf nicht geduldet werden. Soldaten haben den Platz des Schreckens
umstellt, die Voodooanhänger gehen in einem gnadenlosen
Bleihagel unter...
Bumbasa in den siebziger Jahren. Professor
Grant (Jack Taylor), Rod Carter (Simón Andreu) und drei junge
Damen reisen mit zwei Geländewagen an. Der ortsansässige
Tomunga (José Thelman) taucht auf, er warnt die Gruppe vor dem
Dschungel und den finsteren Nächten. Natürlich betrachtet
man seine Ausführungen als Unsinn und Aberglaube, verdächtigt
ihn sogar wirtschaftliche Interessen zu verfolgen. Lediglich die
weibliche Begleitung (Kali Hansa) von Rod verspürt eine
beginnende Unruhe. Die verwöhnte Göre Liz (María
Kosty) hat derweil andere Sorgen. Zunächst macht sie Grant mit
Nachdruck klar, dass sie nicht vorhat beim Aufbau der Zelte
behilflich zu sein. Generell werde sie im Bezug auf Arbeit keinen
Finger rühren, schließlich sei ihr wohlhabender Vater der
Sponsor der Forschungsreise. Ihre schlechte Laune ist allerdings eher
auf die Tatsache zurückzuführen, dass sie bei Rod Carter
offensichtlich keine Chance hat. Als sich die Nacht ankündigt
übernimmt Rod die erste Wache, seine heißblütige
Freundin besteht darauf ihn zu begleiten. Die Fotografin Carol
(Loreta Tovar) will die Nacht zum fotografieren nutzen. Zunächst
"erwischt" sie den Wachhabenden und seinen Anhang beim
Liebesspiel am Fluss, doch bald zieht es sie hinein in den dunklen
Dschungel. Umherirrend fällt sie unheimlichen Gestalten in die
Hände, ein Ritual wie einst 1910 spielt sich ab. Die damals
geköpfte Dame schwirrt nun mit spitzen Fangzähnen bewaffnet
umher, trägt ein knappes Leoparden-Dress zur Schau. Sie schwingt
nun höchstselbst die Peitsche des Grauens, die panische Carol
verliert beim folgenden Ritual nicht nur ihre Bluse. Als Carol am
nächsten Morgen nicht wieder auftaucht, beginnen die Männer
mit der Suche im Wald des Schreckens. Erneut taucht der rätselhafte
Tomunga auf, meint er es wirklich gut mit seinen Warnungen? Die Suche
bringt nicht den gewünschten Erfolg, immerhin findet man Carols
Fotoapparat. Das unfassbare Grauen wird in der bevorstehenden Nacht
vollends, mit aller Gnadenlosigkeit über die Gruppe
hereinbrechen. Gibt es ein Entrinnen aus dem teuflischen
Voodoo-Dschungel des unbarmherzigen Todes...???
Ich
beginne meinen Kurzkommentar mit dem ersten Satz aus meinen
Ausführungen zu "The Loreley's Grasp (Las garras de
Lorelei, 1973): "Regisseur Amando de Ossorio ist vor allem
für "Die Nacht der reitenden Leichen" (La noche del
terror ciego, 1971) bekannt. Diesem Klassiker des spanischen
Horrorfilms folgten drei -ebenfalls von de Ossorio inszenierte-
Fortsetzungen." Auch der erwähnte "Las garras de
Lorelei" ist ein äußerst liebenswerter Beitrag zum
spanischen Horrorfilm, ergo war meine Vorfreude auf "La noche de
los brujos" entsprechend groß. Ich wurde nicht enttäuscht,
erneut gelang de Ossorio ein sehr schöner Beitrag zum Genre.
Bereits die Eröffnungsszene lässt kaum eine
Liebenswürdigkeit aus. Es wird gepeitscht, gerödelt und
gebissen, die Möpse glänzen blutig im satanischen Schein
des Höllenfeuers. Die gepeitschte Schönheit namens Bárbara
Rey erfreut das feuchte Auge des Betrachters. Obwohl sie ihren Kopf
verliert, kommt sie uns nicht abhanden, denn sie streift auch über
60 Jahre später als teuflische Leoparden-Frau durch den
Dschungel. Tomunga berichtet den ungläubigen Ankömmlingen
vor der Eskalation von diesen Damen. Am Tag sind sie als Leoparden
unterwegs, doch in den Nächten erhalten sie ihre menschliche
Gestalt zurück und gieren nach Blut. Wenn die Leoparden-Ladies
dann tatsächlich im knappen Outfit durch das Szenario hüpfen,
selbstverfreilich in Zeitlupe, geht dem geneigten Fan das Herz gleich
sperrangelweit auf. Von solch heissen Bestien würde ich mich zu
gern anknabbern lassen (obwohl sie vermutlich kein Gammelfleisch
akzeptieren). Was genau sind die Leoparden-Damen denn nun?
Sexy-Voodoo-Vampire, die sich tagsüber als Raubkatzen tarnen.
Wie praktisch, schließlich fallen im Busch rumstehende Särge
nur unangenehm auf. Eventuell stolpert gar ein Elefant über die
Kiste, von der stickigen Luft darin ganz abgesehen. Da katzt man sich
tagsüber doch lieber durch sein untotes Leben, oder nicht? Wie
man es von Eurostreifen der sechziger und siebziger Jahre gewöhnt
ist, erfreut die Damenriege die entzündeten Augen des Lüstlings.
Blondchen María Kosty dürfte dem Fan spanischer
Genrefilme ein Begriff sein, man mag ihr die Zickenrolle nicht
wirklich anlasten. Loreta Tovar musste sich bereits mit der bösen
Lorelei plagen, Kali Hansa arbeitete mehrfach mit Jess Franco
zusammen. Die Männergarde kann mit Simón Andreu punkten,
der noch heute gut im Geschäft ist. Ich schätze ihn
besonders für seine Darbietungen in den Gialli von Luciano
Ercoli. Auch Jack Taylor übt seinen Job noch immer aus, hier
wirkt er wie eine Kopie von Franco Nero (vielleicht mit "Vorsatz",
schließlich war Herr Nero damals sehr populär). Die
Mannschaft leistet gute Arbeit, die Eingeborenen dienen lediglich als
Bösewichter und Schiessscheiben. Heute würde man sicher
sofort die Keule schwingen, um die Abwesenheit der "politischen
Korrektheit" an den Pranger zu stellen.
Im Dschungel geht
es hier und da recht sexy zu. Wenn schon gepeitscht wird -ich komme
einfach nicht von diesem Thema los- dann bitte auch auf die nackte
Haut. Herr de Ossorio weiß was sich gehört, denn er lässt
Herrn Andreu und Frau Hansa ein sehr eindringliches Räppelchen
vor der Kamera vollführen, freie Sicht auf Nippel und Backen
inklusive. Auch um die Hauptattraktion ist es gut bestellt, die
Metzeleien sind blutig und effektiv ausgeführt, sorgen für
beste Stimmung. Ab und an rollt ein Köpfchen, der rote Saft
tritt hervor, alles sehr angenehm und in guter Dosierung, selbst ein
Gesichtsbad in Fotochemikalien wird uns geboten! Damit wir uns nicht
falsch verstehen, der Film ist keinesfalls eine Sex- und
Splatterorgie! Das Gezeigte fügt sich vortrefflich ins das
stimmige Gesamtbild ein, die -wie bereits geschrieben- richtige
Dosierung macht den Reiz aus. Überhaupt bringt der Streifen eine
prächtige Atmosphäre ins Haus. Dass der Dschungel mehr nach
Stadtwald (denn nach Afrika) aussieht, stört dabei nicht im
Geringsten. Es sind einfach die zahlreichen Details, die für
eine unverkennbare und liebenswerte Filmnacht sorgen. Wer sich an de
Ossorios reitenden Leichen und seiner Lorelei erfreuen kann, der wird
sich auch mit dieser Prachtsause sehr schnell und innig anfreunden!
Gleiches dürfte für Freunde der wundervollen Werke von und
mit Paul Naschy gelten. Der spanische Horrorfilm der siebziger Jahre,
ist ein schöne Ergänzung zu den Perlen aus Italien und
England. Man muss sie einfach alle lieben, ich möchte keines
dieser Schätzchen missen. Es ist mir immer wieder eine Freude
und Herzensangelegenheit, zuvor noch nicht gesichtete Filme aus
dieser Zeit zu genießen (oder schon in der Kindheit geliebte
Klassiker erneut zu sehen, wie oft habe ich mir schon den ersten
"Dracula" (1958) mit Christopher Lee angeschaut. Doch ich
komme zu weit vom Thema ab...)
In Deutschland existiert leider
keine DVD Auswertung des Films. Dank BCI steht man trotzdem nicht im
Regen. Unter dem Titel "The Night of the Sorcerers" hat das
Label diese Perle in den USA veröffentlicht. Zur Wahl steht eine
Einzelscheibe, oder als Alternative ein Double Feature mit "Exorcism"
(Exorcismo), in dem Paul Naschy in der Hauptrolle zu sehen ist. Ich
besitze das Double Feature, das ich ausdrücklich empfehlen kann!
Die Scheiben kommen in einer dicken Doppelhülle, zu jeder DVD
ist ein separates Booklet vorhanden. Die Titel sind leider seit
einiger Zeit OOP. Von daher sollte man bei Interesse bald zugreifen,
bevor sich der Kurs im Bereich der nächsten Weltreise bewegt.
Noch sind die DVDs zu fairen Preisen erhältlich, man beachte die
üblichen Anlaufstellen. Die Tatsache, dass BCI diesen Titel
überhaupt veröffentlicht hat, ist schon ein verdammt guter
Grund zur Freude. Die vorhandene Form untermauert diese Freude mit
Nachdruck! Der Film liegt in sehr schöner Qualität und
ungekürzt vor. Glücklicherweise hat man die zahlreichen
"Day for Night" Szenen, nicht durch den nachträglichen
Einsatz von Filtern auf "modern" getrimmt. Interessant sind
die im Bonusmaterial zu sehenden Alternativszenen für das
damalige Spanien. Nackedeis wollte das Regime nicht auf der Leinwand
sehen, ergo musste üblicherweise eine "züchtige"
Variante gedreht werden. Die DVD bietet dem Zuschauer den spanischen
Originalton und die englische Synchronisation an, Untertitel liegen
in englischer Sprache vor. Eine tolle Veröffentlichung, für
jeden Fan europäischer Horrorfilme unverzichtbar!
Wie so
oft, sprengt ein kleiner Schatz wie "La noche de los brujos"
die Punkteskala, stellt deren Sinn komplett in Frage. Im Vergleich zu
den zahlreichen Genrebrüdern und Schwestern, möchte ich für
de Ossorios Erguss dicke 7/10 (gut) ziehen. Doch im Vergleich zu
aktuellen Produktionen, möchte ich für diesen wundervollen,
herzallerliebsten Streifen 10/10 Knuffigkeitspunkte ziehen, mich
voller Demut im Staub wälzen, den Beteiligten die Füße
küssen (zumindest den Damen), um Nachschub flehen...! Lieber
Herr de Ossorio, vielleicht sehen Sie mich von ihrem Kessel aus, ich
werde Ihnen irgendwann Gesellschaft in der Hölle der Sünder
leisten. Bis dahin vergehen hoffentlich noch ein paar Jahre, mein
Dank und meine Verehrung wird Ihnen bereits jetzt zu Teil!
Merke:
Wer sich mit den Leoparden-Damen anlegt
dessen Kopf sich Richtung Sarg bewegt...
Merke ferner:
Mach in Bumbasa keine wilde Nummer am Fluss
sonst ist mit dir und deiner Dame bald Schluss!
Wer sich mit den Leoparden-Damen anlegt
dessen Kopf sich Richtung Sarg bewegt...
Merke ferner:
Mach in Bumbasa keine wilde Nummer am Fluss
sonst ist mit dir und deiner Dame bald Schluss!
Lieblingszitat:
"What's that?"
"Voodoo!"
"What's that?"
"Voodoo!"
- Orgienmeister Blap -
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