Filmclub Bali
   
 

WILD RIDERS

(USA, 1971) R: Richard Kanter

Der Biker Pete (Arell Blanton) tötet zusammen mit seinem Busenfreund Stick (Alex Rocco) aus Eifersucht seine Exfreundin. Nachdem ihre Motorradgang die beiden dafür verstößt, machen sie sich auf eigene Faust auf den Weg nach Kalifornien, dringen aber auf halbem Weg in die luxuriöse Villa einer neureichen Dame (Elizabeth Knowels) nebst Freundin (Sherry Bain) ein und terrorisieren diese für den Rest des Films…
Wild Riders
Der Streifen beginnt in medias res: mit einer Folterung. Die Braut, die Rocker Pete die Hörner aufgesetzt hat, wird von ihm und seinem Kumpel Stick an einen Baum genagelt, wobei sie zu Tode kommt. (Der Film ist in dieser Szene offensichtlich gekürzt.) Die übrigen Mopedbrüder stehen daneben, grölen und jubeln und saufen Bier. Hinterher quält den Bandenchef dann doch das Gewissen, und er findet, das ginge „ein bisschen" zu weit. Petes Verteidigung: „Tja, sie hat´s nicht anders verdient. Was würdest du denn machen, wenn du sie mit ´nem Nigger erwischt hättest?"
Alles klar, die Fronten sind geklärt, der Vorspann kann abrollen. Der Held des Films wurde sauber etabliert.
Pete ist ein selten widerlicher Schmierlapp, der aussieht wie ein heruntergekommener Peter Fonda und von Regisseur Richard Kanter obendrein als tragische Heldenfigur gezeichnet werden will – was ihm aber nicht gelingt. Sein ihm höriger Kumpan Stick bewegt sich an der Grenze zum totalen Schwachsinn, kommt letztendlich aber sympathischer rüber; man verzeiht ihm seine Taten beinahe, er kann halt nichts dafür, er ist mehr Tier als Mensch. Die Mädels können sich nie wirklich entschließen, ob sie nun Opfer sind, oder die Party letztendlich doch genießen.
THE WILD RIDERS, der 1. Film auf der vierten Rocker & Biker Box, ähnelt sogar noch mehr Deodatos SCHLITZER, als der zweite Film PEACE KILLERS, zumal es hierbei auch um den Konflikt „Arm gegen Reich" geht. Bloß entlädt sich die Gewalt ausschließlich gegen Frauen und dies in recht drastischer und moralisch durchaus bedenklicher Form. Was den Film besonders eklig macht ist die Tatsache, daß die misshandelten Weibsbilder (im Film als „Dreckspunzen" und „Mistbienen" bezeichnet), am Ende dann doch bereitwillig in den Armen ihrer Schinder liegen. Frei nach dem Prinzip: die brauchen´s und wollen´s so. Nachdem er die Freundin der Hausherrin geschändet hat, sagt Stick glücklich: „Baby, das war ´ne Wolke."
Die „Handlung" plätschert vollkommen lahmarschig und ohne jegliche Höhepunkte dahin, von Spannungskurven oder dramaturgischem Aufbau ist nichts zu spüren. Nach unerträglichen 70 Minuten kommt der Ehemann der Hausherrin von einer Konzertreise heim und macht Reintisch – mit seinem Cello (!!)…
Technisch ist dieser Sudelfilm auf durchschnittlichem Niveau, weder besonders gut, noch wirklich miserabel. Die Kamera ist uninspiriert, der sparsame Score versucht sich an Psychedelic-Rock.
Regisseur Richard Kanter hat vorher drei Softsex-Filmchen runtergekurbelt (mit Titeln wie DAS SCHIFF DER LIEBESTOLLEN FRAUEN oder ROBIN HOOD UND SEINE LÜSTERNEN MÄDCHEN). Danach hat er nur noch Pornos gedreht, womit er wohl auch besser bedient war.
Arell Blanton trat hiernach in erster Linie in zweitklassigen Fernsehserien auf, denn außer seiner Ähnlichkeit mit Peter Fonda hat er nicht viel zu bieten.
Der stumpfsinnige Stick wird von Alex Rocco gegeben, der ein recht fleißiger Darsteller in B-Filmen und Fernsehserien war. Erst kürzlich sah man ihn noch in SMOKIN´ACES. Kurz nach seiner Rolle in WILD RIDERS spielte er den Moe Greene in Coppolas DER PATE. Seine erste Rolle hatte er in Russ Meyers MOTORPSYCHO, der Lichtjahre von diesem Mist entfernt ist.
Fazit: Ein Filmchen, das sich nicht entscheiden kann, ob es nun Terrorfilm oder Softsexstreifen sein will. Ein Rockerfilm ist es allemal nicht.
Die DVD von MiG weist ein halbwegs ordentliches Bild auf, dafür aber keinen besonders brauchbaren Ton. (Film Nr.1 auf der ROCKER & BIKER BOX Vol.4)
- Pelle -





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