VON CORLEONE NACH BROOKLYN
("Da Corleone a Brooklyn", Italien 1978) R: Umberto Lenzi
Der
sizilianische Mafiaboss Don Michele Barresi (Mario Barola) lässt
in Palermo seinen Konkurrenten Santoro umlegen und verzieht sich mit
falschem Pass nach New York, bis die Wogen sich geglättet haben.
Dort wird er jedoch umgehend wegen Besitzes gefälschter Papiere
verhaftet, und bald ermittelt man auch seine wahre Identität.
Interpol wird benachrichtigt. Das Dumme ist nur: Man kann Barresi
lediglich wegen illegaler Einreise in die USA behelligen. Sofern
nichts Handfesteres gegen ihn vorgebracht werden kann, muss man ihn
freilassen.
In der alten Heimat lassen Barresis Männer sämtliche Beteiligten an dem Attentat über die Klinge springen, um mögliche Zeugen zu beseitigen. Der Todesschütze aber, ein kleiner Mafia-Handlanger namens Salvatore Scalia (Biagio Pelligra), überlebt mit einer Schulterverletzung – um den einzigen Zeugen zu schützen, erklärt die Polizei ihn bei der Presse für tot. Unter den von Baresi Ermordeten befindet sich auch Scalias Schwester Liana, eine frühere Geliebte Baresis.
Der römische Kommissar Berni (Maurizio Merli) wird hinzugezogen. Mit Scalia im Handgepäck will er nach New York reisen, um Baresi bei der Gerichtsverhandlung zu belasten und ins Kittchen zu bringen. Der Mafiaboss bekommt jedoch durch seinen Anwalt Wind von dem Plan und hetzt seine Meute auf Berni und Scalia. Die Reise von Corleone nach Brooklyn gerät zu einem mörderischen Spießrutenlauf…
In der alten Heimat lassen Barresis Männer sämtliche Beteiligten an dem Attentat über die Klinge springen, um mögliche Zeugen zu beseitigen. Der Todesschütze aber, ein kleiner Mafia-Handlanger namens Salvatore Scalia (Biagio Pelligra), überlebt mit einer Schulterverletzung – um den einzigen Zeugen zu schützen, erklärt die Polizei ihn bei der Presse für tot. Unter den von Baresi Ermordeten befindet sich auch Scalias Schwester Liana, eine frühere Geliebte Baresis.
Der römische Kommissar Berni (Maurizio Merli) wird hinzugezogen. Mit Scalia im Handgepäck will er nach New York reisen, um Baresi bei der Gerichtsverhandlung zu belasten und ins Kittchen zu bringen. Der Mafiaboss bekommt jedoch durch seinen Anwalt Wind von dem Plan und hetzt seine Meute auf Berni und Scalia. Die Reise von Corleone nach Brooklyn gerät zu einem mörderischen Spießrutenlauf…
Umberto
Lenzis letzter Beitrag zum Genre des Poliziottescho von 1978 gehört
unverdienterweise zu den unbekanntesten und missachtetsten Filmen
seiner Art. Was ihn von seinen rasanten und populären Vorgängern
unterscheidet, ist die weitaus ruhigere Gangart, die der Film
anschlägt. Genre-Ikone Maurizio Merli spielt den Kommissar Eisen
hier deutlich gemäßigter und liberaler, als in sämtlichen
anderen Polizeifilmen Lenzis. Man könnte fast meinen, er trüge
humane Charakterzüge und zeige so etwas wie Verständnis mit
der Denkweise der Kriminellen. Der erzreaktionäre, beinahe schon
faschistoide Grundton ist hier nicht zu spüren. Entsprechend
wird uns auch nur eine Szene am Anfang des Films serviert, in der
Merli die handelsüblichen Backpfeifen austeilt – im weiteren
Verlauf der Handlung agiert er überlegt und bedächtig, da
sein Hauptanliegen im Schutz seines Zeugens besteht.
Zudem
präsentiert das Drehbuch einige Szenen, die selbst
Unterweltkönig Barresi höchst menschlich zeichnen: In einer
Szene weist er seinen Anwalt an, einer armen Familie Geld für
die OP ihrer kranken Tochter zukommen zu lassen, an anderer Stelle
hilft er einem Puertoricaner, der im Knast drangsaliert wird. Auch
dem stets untergebutterten Prügelknaben Scalia, der dennoch an
seinem Ehrenkodex festhält, verleiht das Skript eine
sympathische Note: „Wie würden Sie sich denn verhalten, wenn
Sie stets unten in der Scheiße gesessen hätten?", fragt
er Merli in einer Szene – worauf auch der nur betreten schweigen
kann. Das sind doch äußerst ungewöhnliche Töne,
die Lenzi und sein Co-Autor Vincenzo Mannino hier anschlagen.
Dies
bedeutet jedoch nicht, daß VON CORLEONE NACH BROOKLYN kein
guter Film wäre. Im Gegenteil: Die Geschichte knistert unentwegt
vor Spannung, die Menschenjagd von Palermo nach New York ist keine
Sekunde langweilig. Lenzi würzt seinen Eintopf mit allen
Zutaten, die das Genre schmackhaft machen: wahnwitzige
Autoverfolgungsjagden durch Palermos enge Gassen, blutige
Schießereien und einige geschickt platzierte aber umso
deftigere Prügelorgien. Abgerundet wird das stimmige Bild durch
die gewohnt routinierte und flotte Inszenierung und einen schmissigen
Score von Franco Micalizzi.
Einziger
Wermutstropfen ist die Besetzung des Salvatore Scalia durch Biagio
Pelligra, der leider etwas farblos und hölzern daherkommt –
nicht auszudenken, was für ein Film dies hätte werden
können, wenn beispielsweise Tomas Milian diese Rolle gespielt
hätte. Die zwischenmenschlichen Spannungen zwischen den
konträren Figuren Berni/Scalia hätte man durch eine starke
zweite Hauptrolle um einige Grade interessanter gestalten können.
Mario
Barola glänzt in seiner Rolle als Don Baresi und verleiht der
Figur eine bedrohliche Intensität.
In
Nebenrolle sehen wir den amerikanischen Veteran Van Johnson als New
Yorker Polizei-Lieutenant, sowie Laura Belli als Bernis Ex-Frau, die
als Helferin in brenzliger Situation auftritt.
Liebhaber
des erotischen Kinos der 70er werden die Bilder aus New York mit
Wohlgefallen aufnehmen, denn die Szenen wurden zu einer Zeit gedreht,
bevor der Big Apple von republikanischen Moralhütern „gesäubert"
wurde – in einer Einstellung sieht man Kinoreklamen von den
Pornofilmen FIONA ON FIRE („Fiona- ein Körper voller Feuer")
und BARBARA BROADCAST.
Angeblich
plante Lenzi eine Fortsetzung, welche die Rückreise von New York
in die alte Heimat zum Thema haben sollte („Da Brooklyn a
Corleone"?). Aber dazu kam es leider nie, da Umberto im
Kannibalensumpf des Amazonasquellgebiets versackte und sich von
diesem Dschungelfieber nie wieder erholen sollte. Das bittere
Resultat kennen wir alle: Endstation Ghosthouse & Co.
Mit VON
CORLEONE NACH BROOKLYN liegt ein weiteres Kleinod des italienischen
Genrefilms vor, das leider in Vergessenheit geraten ist und einer
längst fälligen Neuauswertung harrt. Zur Sichtung gereichte
das deutsche Videotape von VPS, das zwar ungekürzt ist, aber
leider im falschen Bildformat präsentiert wird.
Ein
ausgezeichneter kleiner Film und ein würdiger Abschluss von
Altmeister Lenzis Poliziotteschi-Zyklus mit dem unvergesslichen
Maurizio Merli.
- Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.