VIRGIN WITCH
(Großbritannien 1971) R: Ray Austin
Hexen & Möpse und eine Dosis Liebe
Christine (Ann Michelle) und ihre
Schwester Betty (Vicki Michelle) machen sich auf den Weg nach London,
die ehrgeizige Christine träumt von einer Karriere als Model.
Freundlicherweise bietet Johnny (Keith Buckley) den jungen Damen eine
Mitfahrgelegenheit, überdies sorgt er für Unterkunft in der
englischen Hauptstadt. Betty und Johnny fühlen sich zueinander
hingezogen, Christine stößt derweil auf eine vielversprechende
Modelagentur, deren Chefin Sybil Waite (Patricia Haines) findet
sofort Gefallen an der schönen Nachwuchskraft. Geschickt lockt Sybil
ihre neue Entdeckung raus aufs Land, übers Wochenende soll auf einem
abgelegenen Landgut ein Fotoshooting stattfinden. Betty begleitet
ihre Schwester, obschon sie Johnny bald vermisst. Ohne
Schwierigkeiten wickelt Christina den Fotografen Peter (James Chase)
um den Finger, Sybil kocht vor Eifersucht. In der ungewohnten
Umgebung beschleichen Betty Unsicherheit und Angst, dem
zuvorkommenden Gutsherrn Gerald (Neil Hallett) gelingt es jedoch das
Mädchen zu beschwichtigen. Tatsächlich ist Betty nicht grundlos
beunruhigt, Gerald, Sybil und andere Gestalten frönen einem
Hexenkult und zelebrieren magische Rituale. Christine ist sofort
Feuer und Flamme, sie will unbedingt an der nächtlichen Zeremonie
teilnehmen …
Ray Austin inszenierte einen
wunderschönen Trip, die jungfräuliche Hexe kommt als zarter Rausch
aus Erotik, Grusel, Psychedelic und Romantik daher, ab und an
streichelt ein winziger Hauch Jean Rollin meine Seele. London
pulsiert kurz vor meinen Augen, schon geht es ab ins Grüne,
stattliches Herrenhaus inklusive. Geschickt nimmt der Anteil der
"Gruselelemente" nach und nach zu, verschmilzt mit der
omnipräsenten Erotik zu einem wonnevollen Trip. Erwartet nun bitte
keine Orgie aus Sex und Gewalt, ich wähle ganz bewusst das Wort
Erotik, weiterhin ergehen sich die "typischen Horrormomente"
nicht in Blut und Gedärm. Als wäre Anblick der äusserst reizvollen
Michelle-Schwestern nicht bereits ein dauerhafter Orgasmus der
Sinnlichkeit, gipfelt das stilvolle Treiben in den Zeremonien der
Hexenfreunde. Erotik und Okkultismus gehen eine grandiose Symbiose
ein, ich vermag meine Begeisterung kaum noch in geeignete Worte zu
kleiden, verliere vor lauter Glückseligkeit nahezu die Contenance!
Stars dieser kleinen Prachtsuhle sind
freilich Ann Michelle und ihre Schwester Vicki. Ann zeigt uns
Christine als dominanten und zielstrebigen Charakter, später
offenbart Christine abgründige Eigenschaften, ich will nicht zu viel
verraten. Ann Michelle kann bei Bedarf übrigens herrlich böse aus
der (meist abgelegten) Wäsche schauen, Gruselpower in der schönsten
Sorte. Betty lehnt sich ungern gegen ihre Schwester auf, ängstlich
und unschuldig gleitet sie tiefer und tiefer in den drohenden
Schlund, bei aller Zaghaftigkeit fraglos kokett bis zum Anschlag.
Angenehmerweise dürfen wir die Reize der Damen immer wieder
bewundern, die Nacktheit transportiert wohlige Wolllust abseits
vulgärer Auswüchse. Patricia Haines punktet mit herber
Attaktivität, ihre lesbischen Gelüste nehmen einen verhängnisvollen
Weg. Die "Täterin" wird in die Rolle des Opfers gezwungen
… oder vielleicht doch nicht (überprüft es auf eigene Faust, es
lohnt sich). Neil Hallett gibt den aristokratisch angehauchten Mann
von Welt, James Chase gerät in Ann Michelles Bann. Keith Buckley
sorgt in der entscheidenden Phase für Wirbel, Liebe verleiht Flügel
(oder zumindest Mut). Damit will ich meine kurzen Anmerkungen zu den
Darstellern beschliessen, Ann und Vicki agieren großartig, die
spröde Patricia Haines liefert eine nicht minder starke Vorstellung
ab.
"Virgin Witch" atmet den
Zeitgeist der späten sechziger / frühen siebziger Jahre durch jede
lüsterne Pore seiner samtigen Haut! Ein Schmelztiegel bester
Zutaten, ein Schätzchen für Geniesser, ein Fest für Jünger
erotisch-okkulter Glückseligkeit!
An der BD aus den USA habe ich nichts
zu meckern, der Film kommt in ansprechender Verfassung auf den
Bildschirm. Im Bonusbereich findet der Betrachter diverse Trailer und
eine Bildergalerie.
Wie soll ich diesen himmlischen
Leckerbissen in das Zahlenraster der Verdammnis packen? Es bereitet
mir Qualen, zunächst belasse ich es bei dicken 8/10 (sehr gut) und
addiere in Gedanken zehn Millionen Wohlfühl- und Knuffigkeitspunkte!
Lieblingszitat:
"There are some people, who are born to be witches. Born with special powers.
You are one of them!"
- Blap -
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filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.