DAS VERRÄTERTOR
(Deutschland 1964) R: Freddie Francis
Der
zwielichtige Geschäftsmann Trayne (Albert Lieven) plant den ganz
großen Coup. Er will die Kronjuwelen aus dem Tower of London
rauben. Dazu hat er eine Truppe abgebrühter Profis um sich
geschart, unter anderem die kühle Blondine Dinah (Margot
Trooger) und den eiskalten Killer Kane (Klaus Kinksi, der in der
deutschen Fassung mit seinem echten Namen angesprochen wird). Ein
Mosaikstein fehlt Trayne allerdings noch zur perfekten Ausführung
seines Planes. Der Sträfling Graham (Gary Raymond) sieht dem
Wachoffizier Dick Lee-Carnaby (Gary Raymond) zum verwechseln ähnlich,
ergo verhilft man Graham zur Flucht aus dem Knast und weiht ihn in
seine Rolle ein. Da dem jungen Mann sowieso jegliche Perspektive
fehlt, willigt er nach anfänglicher Skepsis ein, denn immerhin
locken 25.000£. Graham beobachtet -unter der Aufsicht Dinahs-
den Offizier, studiert sein Verhalten ein, jede kleine Geste muss
sitzen um keinen Verdacht zu erregen. Besonders pikant: Dicks
Freundin, die hübsche Hope (Catherine Schell), arbeitet als
Sekretärin für Trayne, ohne Ahnung von den Umtrieben ihres
freundlichen Chefs zu haben. Doch wenn an einem Unternehmen viele
Menschen beteiligt sind, weckt dies Begehrlichkeiten, Gier und Neid.
Dinah möchte gern ein größeres Stück vom Kuchen
abbekommen, geschickt nutzt sie Graham für ihre Interessen. Der
große Tag des einträglichen Beutezugs naht. Die Polizei
ahnt von nichts, obwohl der eifrige Tourist Hector (Eddi Arent) den
Gesetzeshütern Hinweise auf merkwürdige Vorgänge im
Umfeld von Dinah liefert...
"Das
Verrätertor" ist die achtzehnte Edgar Wallace Verfilmung
von Rialto. Für diesen Film griff man auf die Dienste des
englischen Regisseurs Freddie Francis zurück, der auch für
die britische Filmschmiede Hammer einige schöne Beiträge
inszenierte. Überhaupt ist dieser Wallace Streifen deutlich
"echt britisch" angehaucht. So stammt die endgültige
Version des Drehbuchs aus der Feder von Jimmy Sangster, dem Hammer
Leib-und-Magen-Autor. Ferner wurde in englischer Sprache gedreht,
wobei die deutschen Darsteller in der synchronisierten Fassung sich
erfreulicherweise selbst sprechen durften. Trotzdem hört sich
diese Bearbeitung teils ein wenig seltsam an, was mir besonders bei
Eddi Arent aufgefallen ist. Der Film ist durchaus spannend geraten
und leistet sich keine nennenswerten Hänger. Kurzzeitig wird es
regelrecht frivol, als Eddi Arent einen fragwürdigen Club
aufsucht, blitzt kurz eine blanke Brust auf. Wenn ich mich nicht
täusche, kam dies zuvor nur in "Zimmer 13" vor. Ein
anprangerungswürdiger Skandal! Das Finale macht richtig Laune
und lässt den Zuschauer mitfiebern. Die "Guten" kommen
insgesamt ein wenig blass rüber, denn Gary Raymond ist ein doch
recht unscheinbares und schmächtiges Bürschlein, er kommt
in der Rolle des Gauners eindeutig besser rüber. Dafür ist
Catherine Schell eine echte Augenweide, und Eddi Arent hat hier einen
seiner ordentlichen Wallace Auftritte. Albert Lieven passt perfekt in
die Rolle des cleveren Trayne, der allerdings seine "Untergebenen"
sträflich unterschätzt. Der Star des Films ist für
mich eindeutig Margot Trooger, welche die hinterlistige Verdorbenheit
ihrer Figur sehr überzeugend spielt. Klaus Kinski kaut ständig
an seinen Fingern herum, was auf Dauer doch ein wenig unappetitlich
wirkt, aber man kennt ja seine Neigung zur Übertreibung. Die
Abwesenheit von "Standardgesichtern" wie Joachim
Fuchsberger, Heinz Drache und Siegfried Schürenberg gibt dem
Film eine zusätzliche Frische und Eigenheit, obwohl ich zugeben
muss, dass ich Blacky schon ein wenig vermisse.
Zwar gehört
"Das Verrätertor" nicht zu den bekanntesten und
erfolgreichsten Wallace Verfilmungen, aber der Film leistet sich eine
angenehme Eigenständigkeit, selbstverständlich ohne dabei
völlig aus dem Rahmen zu fallen. Ich wurde knapp 85 minuten gut
unterhalten, was will man mehr? Sicher kein Wallace aus der
Spitzengruppe, aber ohne Zweifel unterhaltsamer als Bodensatz wie
"Die seltsame Gräfin" oder "Die Gruft mit dem
Rätselschloss". Die Universum DVD bietet gewohnt
ordentliche Qualität, wie üblich ist die Box der
Einzelscheibe vorzuziehen. In der "Edgar Wallace Edition 5"
sind ferner enthalten:
- Die Gruft mit dem Rätselschloss
- Wartezimmer zum Jenseits (Kein Wallace, jedoch ein unterhaltsamer Vohrer Film. Ebenfalls von Rialto produziert).
- Neues vom Hexer
Weniger als 7/10 (gut) möchte ich nicht auf den
Tisch packen, obwohl mir der ebenfalls mit 7/10 bewertete
"Wartezimmer zum Jenseits" ein klein wenig sympathischer
ist. Aber da der Vergleich sowieso leicht hinkt, will ich nicht in
Haarspaltereien verfallen!
Lieblingszitat:
"Was haben Sie mit mir vor?"
"Halts Maul."
"Was haben Sie mit mir vor?"
"Halts Maul."
- Blap -
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