DER VERNICHTER
(„Il giustiziere sfida la città", Italien 1975) R: Umberto Lenzi
Ein Mailand dampft gehörig
die Kacke, Verbrechergesindel macht braven Bürgern und
Gesetzeshütern das Leben schwer. Rambo (Tomas Milian) besucht
seinen alten Freund Pino (Mario Piave), der sich als kleines
Kämpferlein für Recht und Ordnung durch den Alltag schlägt.
Als er fiesen Gangstern auf die Spur kommt, bringen diese den
freundlichen Ehemann und Vater eines Sohnes kurzerhand um. Rambo kann
das nicht dulden, er beschließt mit dem Pack abzurechnen. Er
beginnt damit, die zwei Obermotze der Stadt gegeneinander
auszuspielen. Gangsterboss Conti (Luciano Catenacci) hat den Sohn
eines wohlhabenden Mitbürgers entführt. Diesen Aufhänger
nutzt Rambo, um Contis Gegenspieler Paternò (Joseph Cotten)
ins Spiel zu bringen, schließlich lockt eine gewaltige Summe
Lösegeld. Bald geraten sich die verfeindeten Banden gewaltig in
Haare, bis ihnen -nach diversen Verlusten- dämmert, dass sie von
Rambo hinters Licht geführt wurden. Gemeinsam will man den
unbequemen Störenfried ausschalten, doch Rambo ist mit allen
Wassern gewaschen...
Wenn
sich Regisseur Umberto Lenzi der Inszenierung von
Polizei-/Gangsterfilmen annimmt, ist das Ergebnis stets von erster
Güteklasse. Nicht umsonst zählen Werke wie "Der
Berserker" (Milano odia: la polizia non può sparare,
1974), Camorra - Ein Bulle räumt auf (Napoli Violenta, 1976)
oder "Die Viper" (Roma a mano armata, 1976), zu den großen
Klassikern dieses faszinierenden Genres. Damit sind noch längst
nicht sämtliche Beiträge Lenzis zum Genre genannt, doch
eine vollständige Aufzählung würde den Rahmen dieses
Kurzkommentars sprengen. Ganz zu schweigen von den guten Beiträgen
zu anderen Spielarten des italienischen Genrekinos, bekanntlich
bescherte uns Umberto Lenzi auch ein paar Gialli, diverse
Horrorsausen und, und, und... Tomas Milian taucht in Klassikern wie
"Die Viper" oder "Der Berserker" als irrer
Krimineller auf, in "Der Vernichter" aka "Flash Solo"
gibt er den Helden zum besten. Wer nun befürchtet, als Vertreter
der "guten" Seite wäre Milian weniger explosiv, sieht
sich schnell angenehm enttäuscht. Auch als Gegenspieler des
Gaunerpacks, zieht (der zu den markantesten und talentiertesten
Schauspielern aller Zeiten gehörende) Tomas Milian alle
Register, kein Fan des Genres wird sich diesem Auftritt entziehen
können. Rambo hat immer einen flotten Spruch auf den Lippen, ist
der Beschützer von Frauen und Kindern, Verbrecher werden
wahlweise verprügelt oder abgeknallt, alternativ verprügelt
und abgeknallt. Ein Grossteil der bösartigen Beteiligten, fällt
der Option "Radieschen von unten bestaunen" anheim.
Was
die Riege der Bösewichter anbelangt, schöpft man hier
erwartungsgemäß aus dem Vollen. Fiese Fratzen wo man
hinsieht! Joseph Cotten verblasst fast ein wenig, seine italienischen
Kollegen spielen in nahezu an die Wand. Luciano Catenacci gibt sich
gewohnt ekelhaft, es ist wie immer ein großes Vergnügen,
diesem Ekelpaket bei der Arbeit über die Schulter zu schauen.
Der Mann hat ein Gesicht wie ein Schuh, reintreten und man fühlt
sich wohl. Auch Froschfresse Luciano Pigozzi ekelt sich vortrefflich
durch das bleihaltige Treiben. Es wäre müßig nun alle
Namen der Mitwirkenden aufzuzählen, der Genrefan wird sich über
jede Gesichtsruine freuen, die es hier reichlich zu bestaunen gibt.
Damen spielen kaum eine Rolle, selbst als Opferlämmer kommen sie
nur am Rande zum Zuge. Maria Fiore darf als trauernde Witwe ein wenig
glänzen. Lüstlinge die auf Möpse und mehr hoffen,
finden hier allerdings wenig Futter. Immerhin sorgt Femi Benussi für
ein paar weibliche Momente, sie ist in der Rolle der örtlichen
Lieblingsfrau des Helden zu sehen. Das Genre ergeht sich gern und
ausufernd in wüsten Verfolgsjagden, bei denen unzählige
Fahrzeuge geschrottet werden. Selbstverständlich kommt auch
dieser Streifen nicht ohne entsprechende Szenen aus, diese fallen
aber nicht allzu umfangreich aus. Lenzi setzt mehr auf bodenständiges
Prügeln und Ballern, doch dafür sieht Milian auf seinem
Moped unglaublich cooool aus, einfach zum niederknien,
Ein
einsamer Held reitet auf seinem stählernen Ross in die Stadt. Er
spielt zwei Banden gegeneinander aus, hilft den Schwachen und
Wehrlosen. Na klar, das erinnert überdeutlich an das
Westerngenre, besonders an "Für eine Handvoll Dollar"
von Sergio Leone, der sich seinerseits auf "Yojimbo" von
Akira Kurosawa bezieht. Dass der Polizei-/Gangsterfilm generell die
Fortführung des Italowestern darstellt, wird am Beispiel des
hier im Mittelpunkt stehenden Films besonders deutlich. Ich liebe
beide Genres sehr, würde mich aber letztlich für den
Polizei-/Gangsterfilm entscheiden, den ich noch eine Spur packender
und intensiver finde. Glücklichweise verlangt das Leben solche
qualvollen Entscheidungen nicht, so bleibt mir nur die Forderung nach
mehr guten DVD-Veröffentlichungen aus beiden Bereichen! Für
den deutschen Markt liegt eine Scheibe des Hartbox Labels Eyecatcher
vor. Wie üblich umgibt die Eyecatcher DVD ein Hauch von
Stiefelbeinerei, doch wer den Film ungekürzt und in deutscher
Sprache sehen möchte, hat bisher keine Alternative zu dieser
Scheibe. Die italienische DVD bietet leider keine englischen
Untertitel, die DVD aus den USA beinhaltet Handlungsschnitte.
Eyecatcher bietet als Boni zehn Trailer an, abgerundet durch eine
kleine Bildergalerie. Wie üblich sind zwei kleine Hartboxen mit
unterschiedlichen Covermotiven erhältlich.
Lenzi, Milian
und Konsorten in gewohnt sehr guter Form. Zwar gefallen mir z.B. "Die
Viper" und der völlig irre "Der Berserker" noch
besser, an den Qualitäten von "Flash Solo" ändert
diese Tatsache aber nichts! Beide Daumen weisen steil nach oben,
dicke 8/10 (sehr gut) sind völlig angemessen!
Lieblingszitate:
"Hören Sie mal, Moment mal, das sind doch Explosivgeschosse! Die sind strengstens verboten!"
"Für mich gibts nur ein Gesetz. Nämlich meins!"
...und:
"Alles im Leben ist ein Loch. Man wird in einem Loch geboren. Man isst durch ein Loch. Man scheisst durch ein Loch. Und man endet in einem Loch!"
"Hören Sie mal, Moment mal, das sind doch Explosivgeschosse! Die sind strengstens verboten!"
"Für mich gibts nur ein Gesetz. Nämlich meins!"
...und:
"Alles im Leben ist ein Loch. Man wird in einem Loch geboren. Man isst durch ein Loch. Man scheisst durch ein Loch. Und man endet in einem Loch!"
- Blap -
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