VAMPYROS LESBOS – DIE ERBIN DES DRACULA
(Deutschland/Spanien 1971) R:Jess Franco
Linda (Ewa Strömberg) arbeitet in der
Türkei für eine Anwaltskanzlei. Sie wird auf eine
Dienstreise geschickt, auf einer kleinen Insel soll sie rechtliche
Angelegenheiten der wohlhabenden Erbin Nadine (Soledad Miranda)
regeln. In den Wochen zuvor wurde Linda immer wieder von seltsamen,
erotischen Träumen heimgesucht. Auf der Insel angekommen stellt
Linda fest, dass Nadine genau wie die Frau aus ihren Träumen
aussieht. Bald gerät die junge Dame in einen Taumel aus Lust und
Angst, die Grenzen zwischen Realität und Fiktion verwischen
immer mehr. Schließlich wacht Linda in einer kleinen
Privatklinik auf und hat kann sich an die letzten Vorfälle nicht
mehr erinnern. Doch Nadine ist noch längst nicht aus ihrem Leben
verschwunden...
Als
"Vampyros Lesbos" 1971 in die Kinos kam, war Soledad
Miranda bereits seit einigen Monaten tot. Die Schauspielerin verstarb
im August 1970 an den Folgen eines Verkehrsunfalls, sie wurde
lediglich 27 Jahre jung. Die Filme von Jes(u)s Franco spalten die
Gemüter, für die manchen Filmfreund ist er lediglich ein
wirrer Murksbruder, für seine Fans ein genialer Schöpfer
einzigartiger Filmerlebnisse. In einem Output von fast 200 Werken
findet man natürlich auch diverse Gurken, doch "Vampyros
Lesbos" gehört keinesfalls in diese Kategorie. Franco
entführt den Zuschauer auf einen psychedelischen Trip, die
eigentliche Story tritt dabei ein wenig in den Hintergrund, wird aber
nicht vergessen. Mit Ewa Strömberg und Soledad Miranda bietet
der Streifen zwei echte Schönheiten auf, die aber auch
schauspielerisch überzeugend können. Mir gefällt
Soledad am besten wenn sie bekleidet ist, ihre Nacktheit offenbart zu
wenig Rundungen, dadurch geht für mich ein beträchtlicher
Teil ihrer erotischen Wirkung verloren. Der Filmtitel verrät
viel über den Inhalt, man sollte aber keine wilden Lesbo-Orgien
erwarten, die erotischen Szenen sind eher zurückhaltend und
ästhetisch, eben erotisch und nicht plump sexistisch. Franco
zeigt den Vampirfilm aus einem anderen Blickwinkel, hier spielen
Kreuze, Knoblauch und Tageslicht keine Rolle, nur am Rande treten
bekannte Strickmuster auf. Der Regisseur gibt sich hier mal wieder
auch vor der Kamera die Ehre. Er spielt einen irren Burschen, man
nimmt ihm den Wahn jederzeit ab. Natürlich wird auch in
"Vampyros Lesbos" viel gezoomt, aber für meinen
Geschmack übertreibt Franco es hier nicht damit. Immer wieder
wird der symbolische Zaunpfahl geschwungen, der bunte Drache am
Himmel, der Skorpion etc.. Der Score trägt viel zum gelungenen
Gesamtbild bei, psychedelisches Geschwurbel ertönt mal
kraftvoll, mal dezent, immer in der passenden Dosierung.
Ist
"Vampyros Lesbos" nun haltloser Unfug oder große
Kunst? Wer will sich anmaßen darüber ein Urteil zu fällen?
Mir hat dieser Trip extrem gut gefallen. Wer bereit ist sich auf ein
"etwas anderes" Filmerlebnis einzulassen, könnte
mit diesem Werk eventuell seine Freude haben. Ich kann nicht genug
von den Schönheiten Ewa und Soledad bekommen, möchte am
liebsten in dieser irrsinnigen, (alp-)traumhaften Welt versinken. Wie
schädlich dieser Wunsch sein kann, erfährt übrigens
eine der männliche Figuren, ein zu neugieriger Arzt! Nun
denn, mir tropfte nach dem Genuss des Films kein Blut aus der Kehle
und Morpho kam -glücklicherweise- auch nicht aus der Kiste. Wer
weiß, wer weiß, ich werde auf meine alten Tage doch noch
zum Franco Freak. Also traut euch ran und genießt!
CMV
hat den Film vor einigen Jahren in Deutschland veröffentlicht.
Ich habe allerdings zur US-DVD von Image Entertainment gegriffen.
Diese ist zwar RC1 gebunden, bietet aber ein schönes Bild und
deutsche Sprache. Boni sind sehr dünn gesät, doch insgesamt
kann man mit der Scheibe gut leben!
Ein wundervoller und
faszinierender Ritt. Sehr schön, sehr gut =
8/10
Lieblingszitat:
"Aber warum kommen Sie dann hier her?"
"Weil Du in dieser Stunde sterben wirst!"
"Aber warum kommen Sie dann hier her?"
"Weil Du in dieser Stunde sterben wirst!"
- Blap -
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