DIE VAMPIRE DES DR. DRACULA
(„La marca del Hombre-lobe" / Engl. Titel: „Frankenstein´s Bloody Terror", Spanien/Deutschland 1968)
Ein umherziehendes Pärchen
findet Unterschlupf in einem herrschaftlichen Anwesen, das schon seit
längerer Zeit unbewohnt ist. Man erzählt sich unheimliche
Geschichten über den letzten Besitzer. Er soll ein Werwolf
gewesen sein, der mit einem silbernen Dolch getötet wurde. Auf
der Suche nach vergessenen Reichtümern, öffnen die
Herumtreiber einen schweren, alten Sarg. Darin finden sie eine Leiche
vor, in deren Brust ein silberner Dolch steckt. Die Gier obsiegt, der
Werwolf erwacht, das Paar verstirbt. Die Anwohner des nahen Dorfes
wollen das Monster stellen, um es erneut zur (möglichst ewigen)
Ruhe zu betten. Auch der im Ort skeptisch beäugte Waldemar
Daninsky (Paul Naschy) nimmt an der nächtlichen Hatz teil. Der
in seiner Nähe laufende Rudolph (Manuel Manzaneque), wird
plötzlich vom gefürchteten Werwolf attackiert, Waldemar
kann den jungen Mann retten, wird dabei aber selbst von der Bestie
angefallen und gebissen. Das Resultat ist so klar wie erschreckend,
immer wenn der volle Mond am Himmel steht, wird sich Waldemar in
einen rasenden Werwolf verwandeln. Rudolph und Janice (Dyanik
Zurakowska) wollen dem Unglücklichen helfen. Rudolph steht loyal
zu seinem Retter, obwohl seine Angebetete Janice sich in Waldemar
verliebt hat, Rudis Ambitionen daher im Sande verlaufen. Man ruft
einen Gelehrten namens Mikhelov herbei, von dem man sich Hilfe für
den gepeinigten Waldemar erhofft. Dr. Janos Mikhelov (Julián
Ugarte) stellt sich als Sohn des Gesuchten vor. Doch er und seine
Begleiterin Wandessa (Aurora de Alba) entpuppen sich als blutgierige
Vampire, denen der Sinn keineswegs nach guten Taten steht...
Mit "La
marca del Hombre-lobo" feierte der kultigste und liebenswerteste
Werwolf der Filmgeschichte seinen Einstand, Paul Naschy ist hier zum
ersten Mal in seiner Paraderolle als Waldemar Daninsky zu sehen. Wie
man sich lebhaft vorstellen kann, war es zur damaligen Zeit kein
leichtes Unterfangen, in Spanien einen Horrorfilm zu drehen, denn das
Regime des unseligen General Franco, hielt das Land noch fest unter
der Knute. Umso bewundernswerter ist das Ergebnis, mit der
finanziellen Unterstützung deutscher Produzenten, gelang
Regisseur Enrique López Eguiluz ein äußerst
atmosphärischer Horrorstreifen. Für das Drehbuch sorgte
Paul Naschy höchstpersönlich, der im späteren Verlauf
seiner Karriere auch bei einigen Filmen Regie führen sollte.
Bereits hier sind alle Zutaten für einen zünftigen Waldemar
Daninsky Kracher vorhanden, sogar der Kampf gegen Vampire ist ein
wichtiges Element des Films. Sicher, die Inszenierung wirkt hier und
da noch ein wenig unbeholfen, der Werwolf sieht in den folgenden
Filmen deutlich besser aus. Doch diese vordergründigen
Unzulänglichkeiten, lassen den Daninsky-Erstling letztlich noch
sympathischer und knuffiger wirken, als er ohnehin schon über
den Bildschirm flackert. Die Kulissen sind prächtig, sie
untermalen das Geschehen ganz wundervoll. Paule legt sich kräftig
ins Zeug, egal ob als leidender Mensch oder wilder Werwolf. Dank der
guten Leistungen der gesamten Besetzung, macht "La marca del
Hombre-lobo" zu jeder Sekunde Freude, auch wenn es natürlich
noch weniger wüst zugeht, als man es aus späteren
Daninsky/Naschy Filmen kennt. Manuel Manzaneque und Dyanik Zurakowska
haben es als nettes Jungvolk nicht leicht für Glanzlichter zu
sorgen, für diese stehen naturgemäß die Monster, doch
das Spiel der guten Helferlein erscheint durchweg angenehm,
warmherzig. Julián Ugarte ist in der Rolle des fahlen
Blutsaugers ganz große Klasse, zusätzlich wirft er eine
Schippe Irrsinn ins Höllenfeuer, wenn er reichlich grotesk durch
die nächtliche Landschaft tänzelt. Seine weibliche
Begleitung Aurora de Alba ist ein echter Blickfang, wer würde
sich von dieser Dame nicht gern anknabbern lassen?
Wer auf
technisch perfekt abgespulte Unterhaltung aus ist, wird mit diesem
Film sicher nicht glücklich werden. Wer aber ein Herz für
kleine Gruselschocker aus den späten sechziger Jahren hat, der
findet in "La marca del Hombre-lobo" eine sehenswerte
Ergänzung zu den bewährten Perlen von Hammer und Amicus.
Die Briten waren ohne Zweifel weitaus routinierter unterwegs, doch
ich möchte die südeuropäischen Ergüsse aus dieser
Zeit keinesfalls missen. Was an Geld und Erfahrungswerten fehlt, wird
durch viel Herzblut und Einfallsreichtum locker wettgemacht. Im Titel
für den englischsprachigen Raum wurde der alte Frankenstein
bemüht, doch weder mit Dr. Frankenstein noch dessen Monster,
bekommt es der geneigte Zuschauer zu tun. In dieser Hinsicht ist der
Hinweis des deutschen Titels auf Dracula nicht ganz so unsinnig,
wobei auch dieser selbstverständlich an den Haaren herbeigezogen
wurde. Aber solche Merkwürdigkeiten ist man als Fan gewöhnt,
sie gehören schlicht und ergreifend zum "Gesamtpaket".
Eines macht der Genuss des Films unmissverständlich
klar, der Ende November 2009 verstorbene Paul Naschy hinterlässt
eine große Lücke, eine nicht zu schließende Lücke.
Seine Filme bleiben, aber es gibt in dieser Hinsicht noch viel zu
tun. Etliche Titel harren einer angemessenen Auswertung, die Hoffnung
auf solide Veröffentlichungen gebe ich nicht auf. Der erste
Daninsky Film ist in brauchbarer Form zu bekommen, dank der guten DVD
von Shriek Show, bei der es lediglich die RC1 Beschränkung zu
beachten gilt. Die Bildqualität reißt keine Bäume
aus, doch der historische Anstrich steht dem Film gar nicht so
schlecht zu Gesicht. Ich kann mit der DVD gut leben, doch wer die
wirklich sehr ansprechenden Naschy Scheiben von BCI kennt, dem wird
vielleicht ein kleiner Seufzer über die Lippen schleichen. Beim
Bonusmaterial hat sich Shriek Show allerdings in Zeug gelegt. Es gibt
ein sehr interessantes Interview mit Paul Naschy zu sehen,
entfernte/erweiterte Szenen aus dem Film sind an Bord, dazu runden
Trailer, diverses Bildmaterial und ein kleines Booklet das Paket ab.
Jede gepflegte Gruselsammlung sollte diesen Film beinhalten.
Für Waldemars ersten Streich gibt es feine 7/10, auf den
Wohlfühl- und Knuffigkeitsfaktor muss ich nicht hinweisen, der
liegt erneut jenseits der 10/10!
Vielen Dank für die
schönen Stunden, lieber Jacinto Molina Álvarez.
Lieblingszitat:
"You've got to shoot me. Please don't let me murder again."
"You've got to shoot me. Please don't let me murder again."
- Blap -
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