DER UNHEIMLICHE MÖNCH
(Deutschland 1965) R: Harald Reinl
Als
das alte Familienoberhaupt auf seinem Anwesen Schloss Darkwood
verstirbt, wird ein beachtliches Vermögen zur begehrten
Erbmasse. Der alte Herr hinterlässt vier Kinder, drei Söhne
und eine Tochter. Jedoch ist einer der Söhne nicht
erbberechtigt, da er als verurteilter Mörder hinter Gittern
sitzt. Im Schloss leitet die Tochter des Erblassers ein
Mädcheninternat, dieses soll Lady Patricia (Ilse Steppat) nach
dem Willen des Vaters weiterführen dürfen. Die beiden Söhne
Sir William (Dieter Eppler) und Sir Richard (Siegfried Lowitz),
sollen allerdings leer ausgehen. Auf dem Sterbebett verfügte der
Schlossherr diesen Willen, der Ordnung halber in Anwesenheit eines
Notars. Der größte Teil der Hinterlassenschaft soll
Gwendolin (Karin Dor) zukommen, der Tochter des inhaftierten Mörders.
Der Notar fällt auf dem Heimweg jedoch einem heimtückischen
Mordanschlag zum Opfer, das hochbrisante Testament verschwindet
zunächst spurlos. Bald taucht der Sir Richard erneut im Schloss
auf, er hat offensichtlich Kenntnis über den letzten Willen des
Vaters. Er will Gwendoline ohne deren Wissen ausbooten, die
Geschwister mit einem kleinen Anteil abspeisen, während er sich
den Hauptteil des Erbes einzuverleiben gedenkt. Lady Patricia hegt
wenig Begeisterung für die Pläne ihres gierigen Bruders, um
ihre Nichte zu schützen, holt sie Gwendolin kurzerhand zu sich
auf das Schloss. Die Verteilung des Nachlasses soll allerdings nicht
die einzige Sorge der Beteiligten bleiben. Mädchen verschwinden
aus dem Internat, ein finster aussehender Mönch treibt sich
vorzugsweise in den Nächten auf dem Anwesen herum. Da ein
Beamter von Scotland Yard in der Nähe von Darkwood zu Tode
kommt, ruft dies zwangsläufig dessen Kollegen auf den Plan.
Inspector Bratt (Harald Leipnitz) und sein Vorgesetzter Sir John
(Siegfried Schürenberg) stehen vor einer schweren Aufgabe. Die
Lage spitzt sich zu, denn eine Schülerin wird ermordet, die Lage
scheint unaufhaltsam zu eskalieren. Der wenig sympathische Ronny
(Hartmut Reck) -Sohn von Lady Patricia- ist verdächtig, doch hat
er tatsächlich mit den schrecklichen Vorfällen zu
tun...???
"Der unheimliche Mönch" ist der zwanzigste von Rialto verfilmte
Edgar Wallace Titel, gleichzeitig die fünfte und letzte
Regiearbeit von Harald Reinl im Rahmen dieser Reihe. Leider die
letzte Arbeit, denn Reinl lieferte bereits mit dem ersten Rialto
Wallace "Der Frosch mit der Maske" (1959) ein echtes
Glanzlicht der Serie ab. Die weiteren Titel: "Die Bande des
Schreckens" (1960), "Der Fälscher von London"
(1961) und "Zimmer 13" überzeugten ebenfalls,
erreichten aber nicht ganz die Qualität des maskierten Frosches.
Der düstere Mönch setzt zum Abschluss ein kräftiges
Ausrufezeichen, steht dem Frosch kaum nach. Reinl spielt hier nahezu
alle Stärken der vorherigen Wallace Filme aus. Es gibt ein
altes, herrschaftliches Gemäuer zu sehen, Nacht und Nebel
spielen immer wieder eine Rolle, der besagte Mönch taucht in
einer gut gewählten Dosierung auf, seine Erscheinung wirkt
herrlich gruselig. Die Musik des bewährten Peter Thomas gehört
zu dessen besten Arbeiten. Er schafft es z.B. die wundervolle
Titelmusik, gleichzeitig düster und trotzdem flott und
augenzwinkernd ertönen zu lassen. Zwar schätze ich gerade
bei der Musik Mut und Pioniergeist, (als Beispiel sei die
vortreffliche Arbeit von Oskar Sala angeführt, welche die CCC
Produktion "Der Fluch der gelben Schlange" (1963)
veredelte), doch wenn Bewährtes so angenehm ertönt wie
diese Komposition von Peter Thomas, dann will ich daran
selbstverständlich nichts bemängeln. Durch die
stimmungsvolle Kombination von Optik und Akustik, entsteht eine
erstklassige und typische "Wallace Atmosphäre", die
kaum einen Liebhaber dieser Filme nicht begeistern dürfte. Auch
das Drehbuch leistet sich keine groben Schnitzer, es wird also Zeit
einen Blick auf die Besetzung zu werfen. Fangen wir mit dem
vermeintlichen Schwachpunkt an, der nicht allzu talentierte Harald
Leipnitz in der Hauptrolle des Ermittlers. Tatsächlich erreicht
Leipnitz nie auch nur im Ansatz die Qualitäten eines Joachim
Fuchsberger, selbst der stets ein wenig steife Heinz Drache versprüht
mehr Charisma. Doch trotz seiner Mittelmäßigkeit
beschädigt Leipnitz den Film nicht. Man hat die Schwächen
der männlichen Hauptrolle sehr geschickt "getarnt".
Zunächst nimmt die Handlung ohne die Figur des Inspector Bratt
ihren Lauf. Als Leipnitz dann auftaucht, stellt man ihm zunächst
meist Siegfried Schürenberg zur Seite, der hier gleichzeitig
einen seiner besten Wallace Auftritte hinlegt. Zwar stellt
Schürenberg wieder seinen typischen Sir John zur Schau, doch
angenehmerweise muss er sich hier nicht ausgiebig zum Deppen machen.
Nein, hier überwiegt ganz klar der liebenswerte, spröde
Charme des bei Bedarf auch durchaus galanten Beamten. Wie
Schürenberg, so hat auch Eddi Arent einen seiner stärksten
Auftritte im Rahmen der Serie. Der Humor fehlt freilich nicht, kommt
aber in weitaus dezenterer und damit angenehmerer Form ins Spiel. Für
die weibliche Hauptrolle hat Harald Reinl seine liebreizende Gattin
Karin Dor im Gepäck, die einmal mehr eine solide Leistung
abliefert und eine Freude für meine entzündeten Augen
bietet.
Bei der übrigen Besetzung konnte ebenso aus dem
Vollen geschöpft werden. Siegfried Lowitz macht sich als
Fiesling vortrefflich, Dieter Eppler spielt den gierigen Erben nicht
minder überzeugend. Hartmut Reck reiht sich in die Reihe der
verdorbenen Charaktere ein, er hat keinen leichten Stand gegen Lowitz
und Eppler, kann sich aber recht gut behaupten. Ilse Steppat stellt
den Gegenpol zu ihren verdorbenen Brüdern dar, Rudolf Schündler
gibt Rätsel auf. Kurt Waitzmann steht als Sergeant Cunning
Harald Leipnitz zur Seite, wenn im fortgeschrittenen Stadium des
Films die Auftritte von Sir John weniger werden. Die später zu
Gesichtsruinen mutierten Damen Dunja Rajter und Uschi Glas, sind als
junge Mädchen im Frühstadium ihrer Karrieren zu sehen.
Zusammenfassend kann man sagen, dass bei "Der unheimliche Mönch"
alles richtig gemacht wurde. Der Film zählt für meinen
Geschmack zu den besten Werken der Serie, ferner war es der letzte in
Schwarzweiß gehaltene Rialto Wallace. Nun freue ich mich auf
die Sichtung der Farbfilme, die mit "Der Bucklige von Soho"
ihren Auftakt feiern werden. (Nicht zu vergessen die internationale
Version von "Das Rätsel des silbernen Dreieck". Eine
deutsch-britische Produktion, die nicht auf das Konto von Rialto
geht.)
Wie gehabt ist "Der unheimliche Mönch"
als Einzel DVD zu bekommen, wie gehabt ist das entsprechende Boxset
die bessere Wahl. Auf der DVD findet man ein paar nette Boni, z.B.
einen weiteren Teil des Interviews mit der fleißigen
Regieassistentin Eva Ebner. Ein Audiokommentar wurde dem Film
ebenfalls spendiert, wie üblich liegt der Box ein informatives
Booklet bei. Die "Edgar Wallace Edition 6" enthält
neben "Der unheimliche Mönch" folgende Filme:
- Der Bucklige von Soho
- Das Geheimnis der weißen Nonne
- Die blaue Hand
Nachdem die fünfte Box nicht ganz mit
ihren vier Vorgängerinnen mithalten konnte, startet Box #6
gleich mit einem dicken Volltreffer! "Der unheimliche Mönch"
macht Lust auf mehr, mehr und meeeehr! Für diesen erstklassigen
Film setzt es verdiente 8/10 (sehr gut)!
Lieblingszitat:
"Trotzdem genügen die Fakten leider nicht für ein Eingreifen von Scotland Yard."
"Trotzdem genügen die Fakten leider nicht für ein Eingreifen von Scotland Yard."
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.