DAS UNGEHEUER VON LONDON-CITY
(Deutschland 1964) R: Edwin Zbonek
Freud und Leid des Schlitzers
Richard
Sand (Hansjörg Felmy) steht jeden Abend als Jack the Ripper auf der
Bühne. Als es zu grausigen Morden an jungen Frauen kommt, erinnern
die Taten an die des echten Jack the Ripper. Selbstverständlich
bescheren diese Vorgänge dem Theaterstück viel Aufmerksamkeit.
Doch der daraus resultierende Druck, nagt mehr und mehr an der
Substanz des Hauptdarstellers. Damit nicht genug, denn auch seine
Beziehung zur hübschen Ann (Marianne Koch), scheint unter keinem
guten Stern zu stehen. Da wäre der zu erwartende Zorn von Dr. Morel
Greely (Dietmar Schönherr), gemeinsamer Freund des Liebespaares,
der selbst ein Auge auf Ann geworfen hat. Noch schwerer wiegt jedoch
die Ablehnung von Anns Onkel und Ziehvater. Leider will Sir George
(Fritz Tillmann) nichts von der Liaison seiner Nichte wissen, er
macht aus seiner Abneigung gegenüber Richard keinen Hehl,
verteufelt vor allem das -seiner Meinung nach- gefährliche
Theaterstück. Weitere Morde geschehen, Ann beobachtet ihren Onkel
dabei, wie dieser in den jeweiligen Nächten heimlich das Anwesen
verlässt. Der leitende Ermittler Inspektor Dorne (Hans Nielsen)
fühlt derweil Richard auf den Zahn, der Schauspieler schleppt eine
recht heikle Vergangenheit mit sich herum...
Der
fünfte Film aus der "Bryan Edgar Wallace" Reihe von
CCC-Film, wurde von Edwin Zbonek inszeniert, der bereits den
gelungenen "Der Henker von London" drehte. Die Qualität
des Henkers wird verfehlt, doch "Das Ungeheuer von London"
ist fraglos ein interessanter Beitrag zum Wallace Universum.
Interessant vor allem deshalb, weil die Hauptfigur weder ein
Kriminalist ist, noch als strahlender Held dargestellt wird. Im
Gegenteil, Richard Sand war drogensüchtig, ist noch immer instabil,
steht am Rande des Zusammenbruchs. Ansonsten verlässt man sich auf
bewährte Zutaten, inklusive der Filmmusik von Martin Böttcher.
Hansjörg Felmy spielt den tragisch angehauchten
Bühnenschauspieler überzeugend. Er mag nicht unbedingt ein
herausragender Charakterdarsteller sein, doch er schöpft den Rahmen
seiner Möglichkeiten aus, sein Richard Sand wirkt sehr menschlich,
stets nachvollziehbar. Dietmar Schönherr hätte ein wenig mehr Raum
benötigt, um eine ähnliche Tiefe wie Felmy zu erreichen. Fritz
Tillmann und Hans Nielsen holen das Beste aus ihren Rollen heraus.
Nielsen steht als Kriminalist eher am Rande der Handlung, ein
undankbarer Job, vergleicht man seinen Part mit dem Grossteil
anderer Wallace Filme. Ganz ohne alberne Figuren kommt der Streifen
nicht aus. Peer Schmidt sehen wie als trotteligen Schnüffler,
Chariklia Baxevanos spielt seine Lebensgefährtin, sie erreicht zur
Nervensägerei neigende Tiefpunkte. Marianne Koch ist hübsch
anzusehen, viel mehr lässt sich nicht über ihre Rolle sagen.
Insgesamt mag das Ensemble eine Spur zu unscheinbar wirken, doch ich
bin überwiegend mit den gebotenen Leistungen zufrieden. Vermutlich
ist man dazu geneigt, die zahlreichen Verwandten als Vergleich zu
bemühen, die fraglos meist eindrucksvoller besetzt sind.
Sicher
ist "Das Ungeheuer von London-City" keiner der erlesenen
Filme, die sich Spitzengruppe ihrer Zunft zählen dürfen. Selbst
wenn man nur die frühen "Bryan Edgar Wallace" Filme zum
Vergleich heranzieht, muss sich das Werk zumindest seinen
Geschwistern "Der Henker von London", sowie dem
Spitzenreiter "Der Würger von Schloss Blackmoor" beugen.
Den recht drögen "Das Geheimnis der schwarzen Koffer",
kann der London-Schlitzer aber locker ausstechen (welche stilsichere
Wortwahl). Die Morde -per Rasierklinge ausgeführt- sind natürlich
nicht im Detail zu sehen, doch sie wurden sehr ansprechend
umgesetzt, ich verspürte wohlige Gruselschauer. Die Auflösung
hätte etwas mehr Kreativität vertragen können, aber ich will nun
nicht krampfhaft nach Haaren in der schmackhaften Suppe
suchen.
"Das Ungeheuer von London-City" teilt sich
mit zwei weiteren Filmen die "Bryan Edgar Wallace Collection
2". In der Box sind ferner folgende Titel enthalten:
Die Box ist mir eine klare Empfehlung für Fans wert. Einsteiger sollten zunächst lieber mit den "Edgar Wallace" Filmen aus dem Hause Rialto beginnen, zu denen ansprechende Boxsets vorliegen, die ebenfalls bei Universum Film/UFA erschienen sind. Beim Bonusmaterial hätte man sich ein wenig mehr ins Zeug legen können. Das Interview mit Franz Josef Gottlieb war bereits auf einer anderen DVD zu sehen.
- Der Henker von London
- Das Phantom von Soho
Die Box ist mir eine klare Empfehlung für Fans wert. Einsteiger sollten zunächst lieber mit den "Edgar Wallace" Filmen aus dem Hause Rialto beginnen, zu denen ansprechende Boxsets vorliegen, die ebenfalls bei Universum Film/UFA erschienen sind. Beim Bonusmaterial hätte man sich ein wenig mehr ins Zeug legen können. Das Interview mit Franz Josef Gottlieb war bereits auf einer anderen DVD zu sehen.
(Fast) gut = 6,5/10
Lieblingszitat:
"Ich habe den Entschluss gefasst, diese Rolle nicht mehr zu spielen!"
"Ich habe den Entschluss gefasst, diese Rolle nicht mehr zu spielen!"
- Blap
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