DIE TÜR MIT DEN 7 SCHLÖSSERN
(Deutschland 1962) R: Alfred Vohrer
In der Waterloo Station bricht ein Mann zusammen.
Was zunächst wie ein tragischer Herztod anmutet, stellt sich
bald als hinterhältiger Mord heraus. Inspector Dick Martin
(Heinz Drache) kann zunächst keinen Zusammenhang zu einem
weiteren Todesfall herstellen, bis ihm sein Vorgesetzter Sir John
(Siegfried Schürenberg) ein interessantes Detail präsentiert.
Beide Opfer trugen einen Schlüssel bei sich, der an einer Kette
befestigt war, die Gegenstände sind sich zum Verwechseln
ähnlich. Die Fäden laufen im Anwesen des längst
verstorbenen Lord Selford zusammen, der sieben Schlüssel an
sieben Personen seines Vertrauens verteilte. Der Kriminalbeamte
trifft bei seinen Ermittlungen auf den kalten Wissenschaftler Dr.
Antonio Staletti (Pinkas Braun), den kleinen Gauner Tom Cawler (Jan
Hendriks), sowie die merkwürdigen Eheleute Cody. Gatte Bertram
(Werner Peters) steht offensichtlich unter dem Pantoffel seiner
hartherzigen Frau Emely (Gisela Uhlen). Irgendwer scheint die
Nachforschungen von Martin und seinem Assistenten Holms (Eddi Arent)
mit Gewalt zu unterbinden wollen, doch dies spornt den Inspector erst
so richtig an. Erfreulicherweise lernte er kurz zuvor die hübsche
Sybil Lansdown (Sabine Sesselmann) kennen, die ihm einen wichtigen
Hinweis bezüglich seiner Nachforschungen geben konnte. Wer oder
was steckt hinter den Morden und den Anschlägen, geht es
tatsächlich nur um eine feiste Erbschaft...???
"Die
Tür mit den 7 Schlössern" ist die zehnte Wallace
Verfilmung von Rialto Film. Gleich zwei für die Reihe wichtige
Schauspieler geben hier ihren Einstand. Da wäre Heinz Drache,
quasi der nach Joachim Fuchsberger emsigste Ermittler, und natürlich
Siegfried Schürenberg in der Rolle des Sir John. Beide waren
zwar bereits 1960 in der Wallace Verfilmung "Der Rächer"
zu sehen, jedoch wurde dieser Titel nicht von Rialto, sondern von
Kurt Ulrich-Film produziert. Auch sonst konnte Regisseur Alfred
Vohrer einmal mehr aus dem Vollen schöpfen, sämtliche
Rollen sind sehr ansprechend besetzt. Sabine Sesselmann erfreute das
Auge schon in "Das Geheimnis der gelben Narzissen (1961), ich
finde allerdings Gisela Uhlen deutlich attraktiver, obwohl sie hier
als "Böse" naturgemäß ein wenig "unsexy"
ins Szenario eingebracht wird. Eddi Arent ist oft ein Grenzfall,
manchmal angenehm und sympathisch, ab und an aber auch etwas nervig.
Hier ist seine Rolle recht groß ausgefallen, glücklicherweise
kommt er in diesem Streifen durchaus liebenswert rüber. Klaus
Kinski taucht zu Beginn kurz auf, schiebt Panik und wird erlöst.
Erneut grausig poltert Adi Berber durch die Kulissen, dem Burschen
möchte man selbst am hellichten Tag nicht begegnen. Presswurst
Werner Peters überzeugt als kleiner Speichellecker, der von
Gisela Uhlen herrlich drangsaliert wird. Der sinnliche Höhepunkt
ist aber eindeutig Pinkas Braun, der Mann liefert hier eine absolut
fiese und irre Leistung ab, ganz großes Kino! So sehr ich
Joachim Fuchsberger mag, so schwer tue ich mich oft mit Heinz Drache.
Mir kommt der gute Mann immer so vor -verzeiht meine Formulierung-
als hätte er einen Stock im Arsch. Nun hat man -wohl um Drache
locker darzustellen- ihm einige flotte Sprüche in den Mund
gelegt, nebenbei führt er kleine Zauber- und Kartentricks vor,
mit denen er seinen Assistenten beeindruckt. Früher mochte ich
Drache kaum ertragen, inzwischen habe ich meinen Frieden mit dem Mann
gemacht, sehe ihn als nette Abwechslung zu Blacky Fuchsberger (Aber
ehrlich gesagt freue ich mich immer sehr, wenn Blacky dann doch statt
Drache zu sehen ist). Was solls, so hat eben jeder seine persönlichen
Vorlieben.
Die Handlung konnte mich ohne Probleme jederzeit
bei der Stange halten. Gegen Ende explodiert Pinkas Braun regelrecht,
seine "Mad Scientist" Nummer ist einfach großartig,
selbst das Kellerlabor samt "Monster" fehlt nicht. Den
extrem konservativen Krimifreund mögen diese Momente vielleicht
gar stören, ich finde es absolut herrlich, wie Alfred Vohrer
hier den wüsten Popanz von der Leine lässt. Die Auflösung
der Geschichte kommt logisch und nachvollziehbar daher. Man ahnt zwar
bereits recht früh, dass ein vermeintlich ehrenwerter Herr sein
wahres Gesicht geschickt hinter einer seriösen Fassade verbirgt,
der Freude tut dies aber keinen Abbruch. Das endgültige Finale
ist vielleicht ein wenig zu fad inszeniert, da Pinkas Braun uns
bereits zuvor den wahren Klimax des Werkes schenkte. So kommen mir
die letzten Einstellungen ein wenig vor, als wäre ich nach einer
Wanderung durch eine prachtvolle Landschaft auf einen Hügel
gestiegen, doch oben erwartet mich nicht der ersehnte Ausblick,
sondern es breitet sich lediglich eine nüchterne Rasenfläche
vor meinen Augen aus.
Trotz kleiner Schwächen ist "Die
Tür mit den 7 Schlössern" ein guter Krimi, Pinkas
Braun möchte man für seinen Auftritt einen Orden verleihen.
Wie üblich gibt es den Film einzeln oder als Teil einer Box, wie
üblich ist das Box-Set die bessere Wahl. Die "Edgar Wallace
Edition 3" enthält außerdem folgende Titel:
- Das Rätsel der roten Orchidee
- Das Gasthaus an der Themse
- Der Zinker
Ein unterhaltsamer und sehr sehenswerter Wallace.
Gut = 7/10
Lieblingszitat:
"Ich bin Forscher, kein Schlosser."
"Ich bin Forscher, kein Schlosser."
- Blap -
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