DIE TOTE AUS DER THEMSE
(Deutschland 1971) R: Harald Philipps
Die aus Australien stammende Tänzerin Myrna
Fergusson (Lyvia Bauer), hat sich mit einem Ring von
Drogenschmugglern eingelassen. Als sie Scotland Yard bei den
brisanten Ermittlungen unterstützt, wird sie wenig später in ihrem
Hotelzimmer erschossen. Der schmierige Fotograf David Armstrong
(Vadim Glowna) wird Ohrenzeuge der Schüsse, er wittert ein paar
Geldscheine und macht Fotos von der Toten. Kurz danach trifft
Inspektor Craig (Hansjörg Felmy) vor Ort ein, doch die Leiche der
jungen Frau ist verschwunden! Danny Fergusson (Uschi Glas), die auf
Wunsch ihrer Schwester aus Australien anreiste, wird in London mit
den schrecklichen Ereignissen konfrontiert. Die Ermittlungen
gestalten sich schwierig, zu allem Überfluss kommt es zu weiteren
Morden. Armstrong macht eine sehr interessante Entdeckung, die er
der erstaunten Danny gegen Bezahlung überlassen will. Doch der
gierige Schleimbeutel erhält bald ungebetenen Besuch. Ganz
offensichtlich hat der Schlachthofbetreiber William Baxter (Werner
Peters) jede Menge Dreck am Stecken. Damit nicht genug, auch der
Hotelbesitzer Louis Stoud (Ivan Desny) ist kein Unschuldslamm,
ausgerechnet in seinem Hotel logiert die unwissende Danny. Hinter
den Kulissen brodelt es mehr und mehr, denn ein Killer hat es auf
die Drogenschieber abgesehen. Doch welche Motive treiben den
Unbekannten an, der seine Opfer mit kaltblütiger Präzision
erschießt? ...und was ist tatsächlich mit Myrna passiert, deren
Leiche noch immer nicht gefunden wurde...???
Da dem Anfang
1969 gedrehten Rialto Film "Das Gesicht in Dunkeln"
(1969), leider kein Glück an den Kinokassen beschert war,
produzierte man erst 1971 den nächsten Beitrag zur Reihe. "Die
Tote aus der Themse" ist der 30. Wallace Streifen aus dem Hause
Rialto. Damit begeben wir uns nun tatsächlich auf die Zielgerade,
denn nach Film #32 (Das Rätsel des silbernen Halbmonds), fiel
leider die endgültig letzte Klappe. Zu berücksichtigen ist, dass
Rialto zwar an den beiden letzten Werken beteiligt war, die Filme
aber ganz klar von der Handschrift ihrer italienischen Teilhaber
geprägt sind. Nicht umsonst gelten "Das Geheimnis der grünen
Stecknadel" und "Das Rätsel des silbernen Halbmonds",
längst als unverzichtbare Giallo-Klassiker, die man nur in zweiter
Linie mit der Wallace Serie in Verbindung bringt. Doch an dieser
Stelle soll es um "Die Tote aus der Themse" gehen, der
letzten Wallace Verfilmung, die ganz eindeutig ihre deutsche
Herkunft nicht verleugnen kann. Für die Regie zeichnet Harald
Philipp verantwortlich, der zuvor z.B. zwei Karl May Filme und zwei
Jerry Cotton Streifen inszenierte. Für die Musik griff man auf den
bewährten Peter Thomas zurück, die Kamera bediente der "Wallace
Veteran" Karl Löb, für beide sollte es der letzte Job im
Rahmen der Reihe sein. Gemischt geht es auch im Ensemble vor der
Kamera zu. Die weibliche Hauptrolle vergab man an Uschi Glas, wie es
bereits bei "Der Gorilla von Soho" (1968) der Fall war.
Der Name Uschi Glas klirrt heute sehr unangenehm in meinen Ohren.
Die wenig sympathische Gestalt mit der Gesichtsruine auf dem
vertrockneten Hals, schreckt selbst vor Lippenbekenntnissen zur
Champignon Soßen Union nicht zurück, was mir
bei mir gewissermaßen für blankes Entsetzen sorgt. Ich will ihr
diese mehr als peinlichen Ausfallerscheinungen, aber nicht im
Zusammenhang mit ihren Wallace Auftritten ankreiden. Als Danny
Fergusson spielt sie recht brauchbar, obschon ihr Talent deutliche
Einschränkungen offenbart. Was soll’s, als leicht naives
Schwesterlein aus dem fernen Australien, ist sie zumindest keine
völlige Fehlbesetzung. Ich hätte mir trotzdem eine attraktivere
und angenehmere Hauptdarstellerin gewünscht.
Vor lauter
Glaserei, habe ich jetzt fast den roten Faden verloren. Kein Wunder,
denn der von Frau Glas ist bekanntlich schwarzbraun.
(Flachwitze am Rande. Ist das denn wirklich nötig? Du Ochse!)
Wie dem auch sei, Frau Glas lasse ich nicht an mein Ei.
(Oh weh! Es reicht jetzt!)
Wo waren wir glasgeblieben? Ach ja, beim bewährten
Personal. Werner Peters ist immer eine sichere Bank, seine
Vorstellung als durchtriebener und skrupelloser Schlachthofbesitzer
erfreut nachhaltig. Harry Riebauer gibt den gönnerhaften,
schwerreichen Lebemann, dessen Charaker weniger flach daherkommt,
als man es zunächst vermuten mag. Wenn von bewährten Veteranen die
Rede ist, muss zwangsläufig der Name Siegfried Schürenberg fallen!
Sir John gehört zu den markantesten Figuren der gesamten Reihe.
Obwohl stets (mehr oder noch mehr) knallschotig, muss man Sir John
einfach mögen, der hier seinen letzten Auftritt innerhalb der Serie
hat. Frischer Wind kommt in Form von Ivan Desny ins Spiel, der neben
Werner Peters für die stärksten Leistungen der dunkeln Seite der
Macht sorgt. Friedrich Schönfelder verblasst Im Vergleich mit
Peters und Desny ein wenig. Günther Stoll kommt in einer Nebenrolle
zum Zuge, obwohl er in "Der Bucklige von Soho" als
leitender Ermittler überzeugen konnte. Der häufig im Fernsehen
präsente Vadim Glowna, bringt einen dezenten Hauch von Sleaze ein,
seine Darstellung des schmierigen Fotografen hat mir sehr gut
gefallen. Was fehlt uns noch zum Glück? Richtig, ein paar hübsche
Frauen! Petra Schürmann sehen wir als Sekretärin von Sir John,
über die optischen Vorzüge der Dame muss ich mich nicht weiter
auslassen. Die kaum bekannte Lyvia Bauer könnte tatsächlich als
(hübschere) Schwester von Uschi Glas durchgen, Ingrid Steeger hält
als "Kitty" kurz ihre (sehr wohlgeformten) Möpse ins
Bild. Warum erwähne ich Hansjörg Felmy erst jetzt, obwohl der die
männliche Hauptrolle spielt? Weil er im Vergleich zu den gut
aufgelegten Nebendarstellern, reichlich unscheinbar und nahezu
beliebig austauschbar wirkt. Sein Auftreten mutet nicht schludrig
oder gar dilettantisch an, aber er hinterlässt kaum einen Eindruck.
Schade! Günther Stoll wäre die bessere Wahl gewesen. Aber ihr
kennt das Spiel beim Namen: Das Leben ist kein
Wunschkonzert!
Obwohl man dem Film deutlich seine
Entstehungszeit anmerkt, scheint mir Harald Philipps Inszenierung
den frühen Wallace Filmen ein wenig näher zu sein, als dem
hysterischen Popanz von Alfred Vohrers späten Beiträgen zur Reihe.
Vermutlich ist dies aber auch das zentrale "Problem" von
"Die Tote aus der Themse", der Film fällt leider eine
Spur zu brav aus, wenn man sich den Zeitpunkt der Entstehung von
Augen führt. Dass man nicht krampfhaft versucht Vohrer zu kopieren,
rechne ich dem Streifen auf jeden Fall positiv an. Mit ein wenig
mehr Mut und Konsequenz, hätte man einen erstklassigen Neustart der
Reihe auf die Beine stellen können. In der vorhandenen Form,
bekommen wir einen sehenswerten, unterhaltsamen und ansprechenden
Film zu sehen, dem es aber ein wenig an Höhepunkten und
Eindringlichkeit fehlt. Exemplarisch dafür ist das Finale, welches
an Einfallslosigkeit kaum zu überbieten ist. Doch trotz deutlicher
Schwächen, die man auch als Fan nicht von der Hand weisen kann, hat
mir der Film gut gefallen, mich angenehm unterhalten. Hier kommt der
von mir gern ins Feld geführte "Wohlfühlfaktor" ins
Spiel, der eben auch bei "Die Tote aus der Themse" präsent
ist.
Die DVD bewegt sich auf dem gewohnt soliden Niveau, wie
man es von den Universum Scheiben zur Reihe kennt. Als Teil der
achten "Edgar Wallace Edtion", teilt sich der Film die Box
mit vier weiteren Beiträgen:
- Der Mann mit dem Glasauge
- Das Gesicht im Dunkeln
- Das Geheimnis der grünen Stecknadel
- Das Rätsel des silbernen Halbmonds
"Die Tote aus der Themse" kann vom Einzug in die Spitzengruppe nur träumen.
Hinter den Topfilmen aus der wundervollen Reihe, bleibt dieser späte
Beitrag deutlich zurück. Gleichzeitig kann er sich aber ebenso
deutlich vom Bodensatz lösen. Ich mag alle Wallace Filme, doch
dieser Streifen ist mir besonders sympathisch, obwohl er seine
Schwächen nicht verbergen kann. Selbst Uschi Glas hat mich nicht
wirklich gestört, auch der blasse Hansjörg Felmy zieht den Flick
nicht in den Keller hinab. Es mag an den vielen Kleinigkeiten
liegen, die zu erwähnen den Rahmen dieses Kurzkommentares spregen
würde, dass mir der Film insgesamt gut gefallen hat. Folglich zücke
ich gern 7/10. Mutmaßlich ein wenig zu hoch gegriffen, aber Filme
sind (m)eine Herzensangelegenheit, wer will da schon Vernunft und
Sachlichkeit walten lassen?
Lieblingszitat:
"Ich schaffe euch beide! Sie kennen mich nur noch nicht!"
"Ich habe was gegen Gruppensex."
"Ich schaffe euch beide! Sie kennen mich nur noch nicht!"
"Ich habe was gegen Gruppensex."
- Blap -
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