DIE TÖDLICHEN BIENEN
(„The Deadly Bees“, Großbritannien 1967) R: Freddie Francis
Bei Dreharbeiten in einem
Fernsehstudio, bricht die Popsängerin Vicky Robbins (Suzanna Leigh)
plötzlich zusammen. Der behandelnde Arzt besteht nachhaltig darauf,
die junge Frau für ein paar Wochen aus dem Verkehr zu ziehen. Sehr
zum Ärger ihres Managers, macht sie sich auf den Weg in die
ärztlich verordnete Auszeit. Ralph Hargrove (Guy Doleman) und seine
Gattin Mary (Catherine Finn), besitzen ein hübsches Anwesen auf
einer beschaulichen Insel, dort ist gerade keine Saison, der ideale
Ort zum Abschalten. Vicky wird freundlich begrüßt und aufgenommen,
sie freut sich auf ruhige und erholsame Tage. Ralph frönt nebenher
der Imkerei, ebenso wie der Insulaner Mr. Manfred (Frank Finlay).
Die beiden Männer sind sich nicht besonders grün, nach und nach
erkennt Vicky weitere Konflikte, die Ehe der Hargroves scheint
zerrüttet. Als es zu Todesfällen durch Bienenstiche kommt, bittet
Mr. Manfred die beunruhigte Vicky um Hilfe, sie soll Ralph Hargroves
ausspionieren. Der erhoffte Erholungstrip entwickelt sich mehr und
mehr zum Albtraum, die Sängerin muss schließlich gar um ihr
eigenes Leben fürchten. Welch teuflisches Spiel treibt Hargroves,
wieso verhalten sich die Bienen so überaus aggressiv...???
In
Deutschland lief diese Amicus Produktion unter dem Titel "Die
tödlichen Bienen". Es kommt eher selten vor, dass man Titel
derartig genau in die deutsche Sprache übersetzt, doch keine Regel
ohne die berühmte Ausnahme. Regie führte der geschätzte Freddie
Francis, der auch für die Brit-Horror Könige Hammer aktiv war.
Schöne Gruselperlen wie "The Evil of Frankenstein"
(Frankensteins Ungeheuer, 1964) und "Dracula has risen from the
Grave" (Draculas Rückkehr, 1968), gehen auf das Hammer Konto
von Freddie Francis. Für den wichtigsten Mitbewerber Amicus, war
der Regisseur diverse Male im Einsatz. Hier ein paar Beispiele:
- Dr. Terror's House of Horrors (Die Todeskarten des Dr. Schreck, 1964)
- Torture Garden (Der Foltergarten des Dr. Diabolo, 1967)
- Tales from the Crypt (Geschichten aus der Gruft, 1972)
Sogar eine Edgar Wallace Verfilmung entstand unter der
künstlerischen Leitung von Freddie Francis, der gelungene Beitrag
"Das Verrätertor". Damit wäre eine Brücke zu "The
Deadly Bees" geschlagen. Wer bei Amicus in erster Linie an
Horror denkt, wird in diesem Fall mit einem Kriminalfilm
konfrontiert, der mit einer schmackhaften Dosis Insektenhorror
angereichert wurde. Trotz der mehrfachen Bienenattacken, dominiert
hier eindeutig eine ansprechende Kriminalfilmatmosphäre. Zu Beginn
stürzen wir in die wilden sechziger Jahre, erleben die
Hauptdarstellerin als kleines Zahnrad im gnadenlosen Mahlwerk namens
Showbusiness. Auf der "Insel" herrscht zunächst eine
romantisch-ländliche Stimmung, die von Kameramann John Wilcox in
schönen Bildern eingefangen wird. Die sorgfältige Inszenierung
gönnt dem Zuschauer genussvolle Einblicke. Geschickt und leise,
breitet sich nach und nach eine unterschwellige Bedrohung aus. Der
Umgang der Charaktere miteinander wird harscher, zunehmend greifen
Angst und Misstrauen um sich, übernehmen schließlich das Ruder.
Natürlich wirken die Angriffe der Bienen tricktechnisch ein wenig
historisch, ich bevorzuge jedoch die Bezeichnungen liebenswert und
knuffig.
Suzanna Leigh ist eine nahezu perfekte
Sympathieträgerin. Sie ist hübsch und aufgeweckt, dezent sexy, in
den jeweils richtigen Dosierungen ängstlich bis mutig, bei Bedarf
zielstrebig. Ihre Karriere währte nicht allzu lange, doch sie
wirkte in ein paar wirklich schönen Filmen mit. "Heisse
Katzen" (1966), "Bestien lauern vor Caracas" (1968)
und "Nur Vampire küssen blutig" (1971). Diese Titel
sollten als Anhaltspunkte reichen, ich möchte keinen dieser Filme
in meiner Sammlung missen. Guy Doleman gibt den knarzigen Gutsherrn,
der sich mit seiner Filmgattin Catherine Finn grantige
Auseinandersetzungen liefert. Frank Finlay nimmt man den leicht
schrulligen Typen stets ab. Finlay hat sowieso einen kleinen Platz
in meinem Herzen sicher, ich liebe die Musketier Filme von Richard
Lester sehr. Dort sehen wir Frank Finlay in der Rolle des
Genussmenschen Porthos. Eine gewisse Katy Wild sorgt für
zusätzliche Attraktivität, obwohl sie klar im Schatten von Suzanna
Leigh bleibt. Wild hat hier den markantesten Nebendarsteller der
britischen Insel zum Filmvater. Den legendären, allseits verehrten
Michael Ripper, der massive Fels in der Brandung des Schreckens, der
Mann für alle Fälle.
"The Deadly Bees" überzeugt
in allen relevanten Belangen. Die Schauspieler passen prima in ihre
Rollen, die Kamera fängt ansprechende Bilder ein, die Inszenierung
bewegt sich abseits hektischer Schnitt- und Tempomassaker. Die
Atmosphäre nimmt den geneigten Zuschauer gefangen, für Spannung
ist ebenso gesorgt. Ein Amicus Perlchen zum knuddeln und gern haben.
Leider gibt es bislang keine DVD-Auswertung für den deutschen
Markt. Daher verweise ich auf die US-Scheibe von Legend Films. Der
Film ist einzeln zu bekommen, doch wer sich für das Boxset mit der
Bezeichnung "The Cult Horror Collection" entscheidet,
bekommt weiterhin folgende Titel ins Haus geliefert:
- The Skull (Der Schädel des Marquis de Sade, 1965. Eine weitere Amicus Produktion, ebenfalls von Freddie Francis inszeniert. Mit Peter Cushing!)
- The Man who could cheat Death (Den Tod überlistet, 1959. Eine Hammer Produktion. Regie führte Terence Fisher, in der Hauptrolle sehen wir Anton Diffring, Christopher Lee ist auch mit von der Partie!)
Diese Box gibt
es momentan z.B. bei www.axelmusic.com
für schlappe 9.99€! Die drei enthaltenen DVDs sind identisch mit
den Einzelveröffentlichungen, teilen sich aber eine etwas breitere
Amaray(Clone) Hülle. "The Deadly Bees" ist den
geforderten Preis schon bereits für sich allein betrachtet locker
wert. Zwar bietet die Scheibe keine Boni, doch der Film liegt in
schöner Qualität vor.
Guter Stoff, nahezu sehr guter Stoff
= 7,5/10
Lieblingszitat:
"Hope you not find it to dull on this Island, Miss Robbins."
"No! I think it's gonna be great!"
"Hope you not find it to dull on this Island, Miss Robbins."
"No! I think it's gonna be great!"
- Blap -
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