DER TODESKUSS DES DR. FU MAN CHU
(„The Blood of Fu Manchu“, Großbritannien/Spanien/Deutschland/USA 1968) R: Jess Franco
Christopher vs. Götz
Dr. Fu Man Chu
(Christopher Lee) hält sich inzwischen gut versteckt im
südamerikanischen Dschungel auf. Selbstverständlich hat er bereits
eine neue Teufelei erdacht, mit deren Hilfe er endlich nach der
Weltherrschaft greifen will. Ein altes Ritual der Inka soll sich als
hilfreich erweisen. Junge Frauen werden von einer Giftschlange
gebissen, sie sterben jedoch nicht, sondern geben das Gift per Kuss
an ihre Opfer weiter. Beglückte Personen erblinden sofort, der
nächste Vollmond bringt ihnen den Tod. Fu Man Chu will auf diese
Weise mächtige und einflussreiche Gegner ausschalten, vor allem
seinen Erzfeind Nayland Smith (Richard Greene) loswerden.
Tatsächlich gelingt der Anschlag auf Nayland Smith, doch dieser
bricht erblindet nach Südamerika auf, begleitet von seinem alten
Freund und Weggefährten Dr. Petrie (Howard Marion Crawford). Vor
Ort ist der clevere und wehrhafte Carl Jansen (Götz George), ein
Agent im Dienste von Nayland Smith, bereits seit einiger Zeit auf
der Spur von Dr. Fu Man Chu. Der machtgierige Chinese überlässt
nichts dem Zufall, er zwingt den ruchlosen Banditen Sancho Lopez
(Ricardo Palacios) unter seine Knute, er soll die nahenden Feinde
aus dem Weg räumen. Carl Jansen musste derweil der Krankenschwester
Ursula Wagner (Maria Rohm) mitteilen, dass ihr Onkel bei einem
Angriff von Fu Man Chus Schergen getötet wurde. Können Jansen und
Dr. Petrie den nahezu hiflosen und immer schwächer werdenden
Nayland Smith noch retten, kann Dr. Fu Man Chu ein für alle Mal
ausgeschaltet werden...???
"Der Todeskuss des Dr. Fu Man
Chu" ist der vierte von fünf Filmen, in denen der geschätzte
Christopher Lee als Dr. Fu Man Chu zu sehen ist. Mit "Ich, Dr.
Fu Man Chu" (1965) gelang der Reihe ein grandioser Auftakt, die
Fortsetzung "Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu" (1966)
konnte die Klasse nicht ganz halten, machte aber trotzdem jede Menge
Spass. Mit dem dritten Film "Die Rache des Dr. Fu Man Chu"
(1967) kehrte eine Spur zu viel Routine ein, doch noch immer zeigte
der Daumen klar nach oben. Nun bringt Jess Franco frischen Wind in
die Reihe, der Spanier präsentiert uns eine knackige Fortführung
der geliebten Filmreihe.
Die Zusammenkunft von Fu Man Chu
und Jess Franco funktioniert sehr gut. Als Fan des Regisseurs (zu
denen ich inzwischen zähle) fällt die bodenständige Inszenierung
auf, die aber noch immer die Handschrift Francos erkennen lässt.
Freilich darf man hier keinen psychedelischen Trip aka "Vampyros
Lesbos" erwarten, und auch mit den Sexploitationflicks aus den
siebziger Jahren hat "Der Todeskuss" nicht viel gemein.
Der künstlerische Anspruch (was auch immer das sein mag), wird
eindeutig vom Willen zur kurzweiligen Unterhaltung dominiert. So
dürfte der Streifen auch für "Franco-Skeptiker" ein
guter Einstieg sein, während die Reihe gleichzeitig durch den
Spanier stilvoll fortgeführt wird. Wir bekommen herrliche Kulissen
geboten, das Drehbuch von Produzent Harry Alan Towers punktet mit
witzigen Einfällen (Fu Man Chu kommt ohne Hightech-Waffenarsenal
und sonstigen Schnickschnack aus). Gekrönt wird das knuffige
Spektakel durch die tolle Besetzung, die bewährte und neue
Gesichter zusammenführt.
Christopher Lee ist und bleibt die
ideale Besetzung für die Rolle des Superschurken, seine Darbietung
als Fu Man Chu ist wundervoll, herrlich, liebenswert. Wie immer
steht Tsai Chin als Töchterlein Lin Tang zur Seite, sie mutet stets
ein Spur unbeherrschter als ihr Daddy an, hat ihre sadistische
Boshaftigkeit weniger gut unter Kontrolle. Christopher Lee und Tsai
Chin sind ein prächtiges Gespann, eine sichere Bank. Götz George
sehen wir als jungen, dynamischen Draufgänger, dem keine
Gegnerschar zu mächtig ist, der großzügig austeilt und einiges
einstecken muss. Götz explodiert in den Actionszenen regelrecht,
ich bin begeistert! Produzent Harry Alan Towers brachte seine
attraktive Ehefrau Maria Rohm als Co-Heldin unter, trotz
befremdlicher Frisur (Perücke?) erfreut Frau Rohm die Augen des
Zuschauers. Maria Rohm wirkte in einigen Towers/Franco Werken mit,
kleine Berichte werden folgen. Richard Greene ist bereits die dritte
Besetzung für die Rolle des Nayland Smith. Greene macht seinen Job
nicht schlecht, sein Part ist diesmal sehr passiv angelegt, Götz
George dient als sein verlängerter Arm. Neben Christopher Lee und
Tsai Chin ist Howard Marion Crawford die dritte Konstante innerhalb
der Reihe, im vierten Film ist er für seinen Freund Nayland Smith
wichtiger denn jemals zuvor. Ricardo Palacios soll nicht ungenannt
bleiben, seine Darstellung des saufenden, schwitzenden und lüsternen
Mordbuben sorgt für manchen Schmunzler. Die kleineren Nebenrollen
bringen wie üblich diverse "Mitarbeiter" des bösartigen
Chinesen ins Spiel, dazu einige hübsche Damen, sowie Marcelo
Arroita-Jáuregui als windigen Gouverneur.
Ganz ohne Erotik
kommt Franco dann (glücklicherweise) doch nicht aus, hier und da
erhaschen wir einen Blick auf angenehme Rundungen. Erneut: Der
vierte Auftritt des Dr. Fu Man Chu setzt die Reihe nicht nur sehr
ansprechend fort, der Film scheint mir auch als Einstieg in die Welt
des Jess Franco gut geeignet. Wie üblich findet man auf der DVD die
gekürzte Kinofassung für den deutschen Markt, sowie die ungekürzte
Originalfassung in englischer Sprache (auf Wunsch mit deutschen
Untertiteln). Erneut ziehe ich die lange Fassung vor, doch Francos
Arbeit macht in beiden Versionen Spass. Die kurze Variante verliert
hier nicht so deutlich an Boden, wie es bei den vorherigen Teilen
der Fall war. Der unverzichtbare Hinweis auf die "Dr. Fu Man
Chu Collection" aus dem Hause Kinowelt, in der alle fünf "Fu
Man Chu" Filme mit Christopher Lee enthalten sind:
Noch immer ist das Boxset zum sehr fairen Kurs von rund 20€ erhältlich, sofortige Beschaffung ist gewissermaßen eine Pflichtübung!
- Ich, Dr. Fu Man Chu (1965)
- Die 13 Sklavinnen des Dr. Fu Man Chu (1966)
- Die Rache des Dr. Fu Man Chu (1967)
- Der Todeskuss des Dr. Fu Man Chu (1968)
- Die Folterkammer des Dr. Fu Man Chu (1969)
Noch immer ist das Boxset zum sehr fairen Kurs von rund 20€ erhältlich, sofortige Beschaffung ist gewissermaßen eine Pflichtübung!
Es wird Zeit für die
unselige Zahlenwertung. 7/10 (gut) halte ich für angemessen, der
"Wohlfühlfaktor" lässt den Flick in höhere Regionen
schweben. Danke, lieber Jes(u)s.
Lieblingszitat(e):
Aus der englischen Fassung:
"He is an Iron Man. We will melt him"
Aus der deutschen Fassung:
"In den Felsen gibt es Gespenster. Sie saugen Ihnen das Blut aus den Adern!"
Aus der englischen Fassung:
"He is an Iron Man. We will melt him"
Aus der deutschen Fassung:
"In den Felsen gibt es Gespenster. Sie saugen Ihnen das Blut aus den Adern!"
- Blap -
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