THUNDER
(Italien, 1983) R: Fabrizio de Angelis
Der Indianer
Thunder (Mark Gregory) kehrt in sein altes Heimatstädtchen
irgendwo in Redneck-County zurück, um seine Freundin Shyla
(Valeria Ross) abzuholen, die bei ihrem alten Großvater lebt
und eine Tankstelle betreibt. Schon bei der erstbesten Gelegenheit
gerät er mit dem Hilfssheriff Barry (Raimund Harmstorf)
aneinander, der die"stinkende Rothaut" zunächst erst mal
verwarnt. Als Thunder jedoch erfährt, dass der uralte
Indianerfriedhof abgerissen und bebaut werden soll, wobei obendrein
ein Vertrag aus der Bürgerkriegszeit gebrochen wird, kommt es
zum Äußersten: mit Pfeil und Bogen bewaffnet lehnt Thunder
sich gegen die Staatsgewalt auf und lässt es zunftgemäß
krachen & scheppern...
THUNDER wurde, wie unschwer zu
identifizieren ist, im Fahrwasser des Erfolges von RAMBO vom
fleißigen Produzenten Fabrizio de Angelis unter dem dümmlichen
Pseudonym "Larry Ludman" flugs heruntergekurbelt – und
entpuppt sich dabei als Rip-Off in Reinkultur. Der Film räubert
dreist beim Original, kupfert die Vorlage teilweise szenengleich ab –
doch trotz aller Ideenarmut ist dabei ein unterhaltsames und
kurzweiliges Action-Trash-Vehikel entstanden, das mitunter durchaus
zu rocken versteht.
Es ist jedenfalls ohne Probleme möglich – die nötige Menge Bier & Chips vorausgesetzt –, sich beim Genuss des Streifens prächtig zu amüsieren, wenn man dem ausgelutschten Plot nicht allzu viel Ernst beimisst, unfreiwillige Komik in Kauf nimmt und Spaß an deftigen Karambolagen und Low Budget-Explosionen mitbringt.
De Angelis hat offenbar seinem Kumpel Enzo Castellari beflissen auf die Finger geschaut und sich dessen Inszenierungsstil abgeguckt – sprich: es wird sich bei Peckinpah bedient, als sei´s ein Krämerladen! Leider fehlt De Angelis aber Castellaris inszenatorisches Talent, die Zeitlupen-Szenen kommen etwas hölzern und unbeholfen um die Ecke. (Als Produzent ist der gute Mann ja für ungezählte Italo-Genreperlen verantwortlich, als Regisseur verbrach er u.a. die beiden Fortsetzungen zu THUNDER von 1985, sowie den Heuler OVERTHROW – SÖLDNER DES SCHRECKENS und den schundigen DER MÖRDER-ALLIGATOR.)
Es dauert eine Weile, bis der Film richtig in die Gänge kommt, aber dann wird ein pausenloses Actionfeuerwerk abgefackelt. Besonders schmackhaft wird es, wenn Thunder eine Bazooka in die Finger fällt – ganz Dodge City ist ´ne Wolke! Dicke Lachtränen liefen mir über die Fratze, als der wehrhafte Indianer einen Bulldozzer in seine Gewalt bringt und mit dem Bagger über den Highway brettert, neben sich seinen Raketenwerfer, in voller Kriegsbemalung und Fransenweste – yippieeeeh! Der Blech- und Bauschaden ist dementsprechend gigantisch, die Bilder präsentieren sich spektakulär und versprühen ein hübsches B-Movie-Flair.
Es ist jedenfalls ohne Probleme möglich – die nötige Menge Bier & Chips vorausgesetzt –, sich beim Genuss des Streifens prächtig zu amüsieren, wenn man dem ausgelutschten Plot nicht allzu viel Ernst beimisst, unfreiwillige Komik in Kauf nimmt und Spaß an deftigen Karambolagen und Low Budget-Explosionen mitbringt.
De Angelis hat offenbar seinem Kumpel Enzo Castellari beflissen auf die Finger geschaut und sich dessen Inszenierungsstil abgeguckt – sprich: es wird sich bei Peckinpah bedient, als sei´s ein Krämerladen! Leider fehlt De Angelis aber Castellaris inszenatorisches Talent, die Zeitlupen-Szenen kommen etwas hölzern und unbeholfen um die Ecke. (Als Produzent ist der gute Mann ja für ungezählte Italo-Genreperlen verantwortlich, als Regisseur verbrach er u.a. die beiden Fortsetzungen zu THUNDER von 1985, sowie den Heuler OVERTHROW – SÖLDNER DES SCHRECKENS und den schundigen DER MÖRDER-ALLIGATOR.)
Es dauert eine Weile, bis der Film richtig in die Gänge kommt, aber dann wird ein pausenloses Actionfeuerwerk abgefackelt. Besonders schmackhaft wird es, wenn Thunder eine Bazooka in die Finger fällt – ganz Dodge City ist ´ne Wolke! Dicke Lachtränen liefen mir über die Fratze, als der wehrhafte Indianer einen Bulldozzer in seine Gewalt bringt und mit dem Bagger über den Highway brettert, neben sich seinen Raketenwerfer, in voller Kriegsbemalung und Fransenweste – yippieeeeh! Der Blech- und Bauschaden ist dementsprechend gigantisch, die Bilder präsentieren sich spektakulär und versprühen ein hübsches B-Movie-Flair.
Die Handlung entfaltet sich
angemessen stereotyp, das ländliche Amerika präsentiert
sich als Brutstätte von Nazis und Hinterwäldlern der
übelsten Sickergrube. Ganz artgerecht kommentiert dann auch eine
gute Bürgerin die Misshandlung des Indianers mit den Worten:
"Wird auch Zeit, dass Sie uns das Gesindel vom Hals schaffen!" –
Theres´s no place like home...
Die "Charaktere" sind natürlich wandelnde Klischees mit allen Versatzstücken, die zu zünftigen Pappfiguren halt dazugehören: Marco di Gregorio "spielt" den wortkargen Indianer mit der ihm eigenen Emotionslosigkeit, gegen die Steven Seagal wie ein Shakespeare-Mime daherkommt; allerdings kauft man ihm den Navajo bereitwilliger ab, als den Rockerchef, den er uns in THE RIFFS 1 & 2 unterjubeln wollte. Bo Svenson (EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE) liefert als reaktionärer Hillbilly-Sheriff eine routinierte Vorstellung ab, komplett mit Holzfällerhemd und Cowboy-Pumps; Heinz Klett, äh, Raimund Harmstorf (BLUTIGER FREITAG) gibt seinen schmierigen und rassistischen Deputy ("Ich hätte da auch noch einen Schlauch für dich zum aufblasen, hähä", sagt er feist grinsend zu Shyla, während sie den Luftdruck in seinem Reifen überprüft) mit Überzeugungskraft. In dieser herrlichen Rolle glänzt der legendäre Kartoffelquetscher natürlich wie die Fettglasur eines Krapfens. Antonio Sabato (THE RIFFS 2) ist auch noch mit an Bord – er spielt einen besonders ekelhaften Macho-Bauarbeiter, dem man vom ersten Moment den Marterpfahl gönnt. Valeria Ross fällt nicht weiter auf, erfreut aber das Auge mit weiblichem Liebreiz. Der Rest des Ensembles besteht aus Knallchargen, die im Staub am Wegesrand verenden.
Die "Charaktere" sind natürlich wandelnde Klischees mit allen Versatzstücken, die zu zünftigen Pappfiguren halt dazugehören: Marco di Gregorio "spielt" den wortkargen Indianer mit der ihm eigenen Emotionslosigkeit, gegen die Steven Seagal wie ein Shakespeare-Mime daherkommt; allerdings kauft man ihm den Navajo bereitwilliger ab, als den Rockerchef, den er uns in THE RIFFS 1 & 2 unterjubeln wollte. Bo Svenson (EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE) liefert als reaktionärer Hillbilly-Sheriff eine routinierte Vorstellung ab, komplett mit Holzfällerhemd und Cowboy-Pumps; Heinz Klett, äh, Raimund Harmstorf (BLUTIGER FREITAG) gibt seinen schmierigen und rassistischen Deputy ("Ich hätte da auch noch einen Schlauch für dich zum aufblasen, hähä", sagt er feist grinsend zu Shyla, während sie den Luftdruck in seinem Reifen überprüft) mit Überzeugungskraft. In dieser herrlichen Rolle glänzt der legendäre Kartoffelquetscher natürlich wie die Fettglasur eines Krapfens. Antonio Sabato (THE RIFFS 2) ist auch noch mit an Bord – er spielt einen besonders ekelhaften Macho-Bauarbeiter, dem man vom ersten Moment den Marterpfahl gönnt. Valeria Ross fällt nicht weiter auf, erfreut aber das Auge mit weiblichem Liebreiz. Der Rest des Ensembles besteht aus Knallchargen, die im Staub am Wegesrand verenden.
Was blutwurstige
Schauwerte angeht, gibt THUNDER sich ungewohnt zugeknöpft –
der Film existiert zwar fluchwürdigerweise nur in einer
gekürzten Fassung, aber laut verschiedener Quellen wurde bloß
ein Gewaltschnitt vorgenommen (als Thunder von einem Bullen
angeschossen wird). Das verwundert doch etwas: An einer Stelle des
Films ist sogar die Rede davon, die "Rothaut" habe drei Arbeiter
skalpiert, man sieht jedoch kein Fitzelchen davon – leider, muss
man sagen. Das ständige Hantieren mit gefährlichen
Sprengstoffen und das permanente Auftreffen von Stahlmantelgeschossen
auf menschliche Weichkörper böte eigentlich sattsam Anlass
für zerplatzende Wänste und pittoreske Eingeweidefontänen
– aber nichts dergleichen geschieht. Die Leiber verpuffen zu Rauch
in der Wüstenluft oder fallen einfach tot um. Stuntmen waren
wohl auch zu teuer, stattdessen fliegen preisgünstig
gedrechselte Puppen durch die Gegend.
Schade, da wäre doch mehr drin gewesen – besonders, wenn man an die exzessiven Gedärm-Matschereien der 80er denkt.
Schade, da wäre doch mehr drin gewesen – besonders, wenn man an die exzessiven Gedärm-Matschereien der 80er denkt.
Resümmé:
THUNDER ist ein billiger RAMBO-Klon mit ordentlichem
Unterhaltungswert, der den Betrachter dazu einlädt, das Hirn
auszuknipsen und den niederen Instinkten freien Lauf zu lassen. So
was braucht man(n) zwischendurch, das ist so essentiell wie
Dosenbier, Fußballrandale und Doppeltpommescurrywurst. Prost
und Hugh!
- Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.