DER TEUFEL KAM AUS AKASAVA
(Deutschland, Spanien 1971) R: Jess Franco
In einer auf dem afrikanischen Kontinent gelegenen
Höhle, sucht eine Gestalt nach einem bestimmten Stück Gestein.
Tatsächlich wird der begehrte Stein gefunden, und sofort in einem
Metallkoffer sicher verstaut. Wenig später wird der Finder aus dem
Hinterhalt angeschossen. Er erreicht schwer verletzt seinen
Arbeitgeber, einen gewissen Professor Forrester. Der Professor macht
sich umgehend auf den Weg zu Dr. Thorrsen (Horst Tappert), der
Mediziner scheint die einzige Hoffnung für den verwundeten
Assistenten zu sein. Noch ein wenig später ist der Assistent tot,
der Stein und auch Forrester sind spurlos verschwunden. Die
merkwürdigen Vorkommnisse strecken ihre Fühler bis nach London
aus, wo ein weiterer Mord geschieht, der in Zusammenhang mit den
vorherigen Ereignissen zu stehen scheint. Man schickt die Agentin
Jane Morgan (Soledad Miranda) nach Akasava, sie tarnt sich dort als
Nachtclubtänzerin. Den Neffen des verschwundenen Professors zieht
es ebenso in die Gegend, Rex Forrester (Fred Williams) will das
Schicksal seines Onkels klären. Rex findet sichtlich Gefallen an
der attraktiven Jane, doch auch Dr. Thorrsens Gattin Ingrid (Ewa
Strömberg) hat es dem Schwerenöter angetan. Der Fall sorgt für
reges Interesse, denn auch die Italiener haben einen Agenten vor
Ort, den schmierigen Tino Celli (Jess Franco). Es kommt zu weiteren
Morden und Zwischenfällen, doch wer steckt hinter den
Gewaltausbrüchen? Welche Bedeutung hat das verschwundene Gestein?
Welches Spiel treibt der kantige Dr. Thorrsen? Können Jane und Rex
das Rätsel lösen...???
Oha! Jess Franco inszeniert unter
der Flagge "Edgar Wallace". Wer sich ein wenig mit den
Filmen von Franco beschäftigt hat, dem wird sofort sonnenklar sein,
dass hier kein Werk zu erwarten ist, welches in naher Verwandtschaft
zu den zahlreichen Produktionen von Rialto Film steht. CCC-Film
hatte sich bereits 1962/63 an einem Wallace Film versucht. Mit "Der
Fluch der gelben Schlange" gelang ein ansprechender Beitrag,
der auf bewährtes Personal setzte (Joachim Fuchsberger, Brigitte
Grothum, Pinkas Braun etc.), und zweifellos auch recht "kompatibel"
mit den Mitbewerbern aus dem Hause Rialto war. Die zweite (und
letzte) CCC Produktion zum Thema Wallace, beschreitet völlig andere
Wege, obwohl auch hier bekannte "Rialto-Gesichter"
auftauchen. Franco inszeniert mit der für ihn typischen
Eigenwilligkeit, die Handlung wird dem unaufmerksamen Zuschauer
regelrecht episodenhaft vorkommen. Die oft sehr lebendige und
dynamische Kameraführung, mag für viele Betrachter mindestens
genauso gewöhnungsbedürftig sein. Selbstredend wird häufig
gezoomt, erscheint das Bild oft generell ein wenig unruhig. Aber
während die heute moderne "Wackelkamera", meist wie eine
sinnfreie Modeerscheinung anmutet, verleiht Franco seinen Filmen
damit eine besondere Note. Er haut uns die Bilder manchmal
regelrecht vor den Latz, drückt uns mit der Nase mitten ins bunte
Treiben. Oft wird Jess Franco als "Trash-Regisseur"
abgetan, was ich nach der Sichtung von Filmen wie "Vampyros
Lesbos", sowie dem hier vorgestellten "Der Teufel kam aus
Akasava", mit allem Nachdruck bestreiten möchte! Sicher, man
findet in seiner umfangreichen Filmographie diverse Rohrkrepierer.
Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass der Mann rund
zweihundert (!) Filme gedreht hat. Mir machen auch irre Gurken wie
"Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein" (1972)
Spass, doch "Akasava" gehört schlicht und ergreifend
nicht in die "Trash-Schublade".
Die zeitliche Nähe
zu "Vampyros Lesbos" ist offensichtlich, der Stil der
Inszenierung eindeutig identifizierbar. Das Personal vor der Kamera,
beinhaltet mit Soledad Miranda und Ewa Strömberg gleich zwei
Göttinnen, mit denen Franco mehrfach zusammenarbeitete. Besonders
Soledad Miranda hatte es ihm angetan, was nicht wunderlich
erscheint. Wenn Meister Franco seine beiden Passionsfrüchte von der
Leine lässt, beginnt mein Herz im Takt der groovigen Filmmusik zu
pochen, welche auch in weiteren Filmen Verwendung fand. An dieser
Stelle möchte ich dann doch eine kleine (aber nicht minder
reizvolle) Brücke, zu den allseits bekannten und geschätzten
Rialto Filmen schlagen. Mit Karin Dor und Brigitte Grothum, um nur
zwei Beispiele zu nennen, präsentierte man dem Filmfreund
attraktive Damen, welche die Augen nachhaltig zu erfreuen wussten.
Doch gegen den unglaublich heißen, scharfen und offensiven
Sex-Appeal von Ewa Störmberg und Soledad Miranda, wirken die
"klassischen Wallace-Damen" wie geschmackfreies Dosenobst,
lange nach dem Ablaufen des Verfallsdatums. Lediglich die äußerst
knuffige Französin Sophie Hardy, kommt in "Das Geheimnis der
weißen Nonne" ähnlich sexy rüber. Ewa Strömberg war bereits
vor "Akasava" in Wallace Filmen zu sehen, kam aber nie
richtig zum Zuge, wurde regelrecht verschwendet, teils gar
entstellt. Nun darf sie sich endlich von ihrer besten Seite zeigen,
mir tropft jetzt noch der Geifer aus den zuckenden Mundwinkeln.
Gleiches gilt für Soledad Miranda, die als Agentin jedes Bond Girl
locker überbietet (vielleicht abgesehen vom "Original",
der legendären Ursula Undress ...äähhm... Andress). Wenn sich
Soledad zur Musik auf der Bühne räkelt, möchte man(n) gleich mit
Anlauf in den Fernseher/die Leinwand springen. Dabei sollte man die
Damen nicht nur auf ihre optischen Reize beschränken, auch abseits
lechzender Gelüste und ächzender Betrachtungsweisen, gefallen mir
Frau Reinström (Strömberg! Altes Ferkel!) und Frau Miranda sehr
gut.
Bei dieser weiblichen Overpower, haben die Herren der
Schöpfung keinen leichten Stand. Fred Williams nimmt man den
Womanizer jederzeit ab, Horst Tappert zeigt sich ungewöhnlich
verschlagen und roh, nahezu grobschlächtig. Mir gefällt dieser
Auftritt von Tappert richtig gut, erfrischend und bösartig.
Siegried Schürenberg ist tatsächlich wieder an Bord. Nur hört er
nun auf den Namen Sir Philipp, nicht mehr auf den gewohnten Sir
John. Seine Rolle ist ein wenig ernster angelegt, bleibt aber
unverkennbar und liebenswert. Paul Muller spielt solide, Walter
Rilla sorgt (vordergründig) für eine dezente Erdung konservativer
Sorte. Blandine Ebinger bringt tatsächlich eine kleine Prise altes
"Wallace Feeling" ins Spiel, fügt sich trotzdem
erstaunlich ansprechend in den Film ein. Geiergesicht Howard Vernon
gehört bei Franco ja gewissermaßen zum Stammpersonal, er taucht im
späteren Verlauf der Handlung auf. Dann hätten wir noch Jess
Franco höchstselbst, der als schmierlappiger Agent sehr überzeugend
aufspielt, herrlich!
Wer einen klassischen, typischen
Wallace Film erwartet, der wird sich bei der Sichtung von "Der
Teufel kam aus Akasava", mit einem ganz anderen Filmerlebnis
konfrontiert sehen. Viele Zuschauer werden sich voller Entsetzen und
Unverständnis abwenden. Man muss zugegeben, dass Jess Franco eine
sehr eigenwillige Handschrift hat -was ich sehr begrüße- die nicht
unbedingt mit der "Wallace Erwartungshaltung" zu
vereinbaren ist. Wenn man jedoch Lust auf eine andere Perspektive
der Thematik hat, sich ein wenig experimentierfreudig zeigt, wird
man mit einem sehr ansprechenden Filmerlebnis belohnt. Ich
möchte diesen Film nicht in meiner Sammlung missen, Jess Franco
wächst mir mehr und mehr ans Herz. Vielleicht ist es hilfreich zu
wissen, dass hier kein üblicher Krimi von Edgar Wallace als Vorlage
diente, sondern eine zu den "Afrikaromanen" zählende
Kurzgeschichte des Autors. Trotzdem geht "Akasava" als
Krimi durch, aber eben nicht als übliche "Stangenware".
Durch das geheimnisvolle "Gestein des Todes", kommt sogar
ein leichter "SF-Touch" ins Spiel.
Ein ganz großes
Lob verdient die DVD von Universum. Zusammen mit "Der Fluch der
gelben Schlange" als Set erhältlich, kommt "Der Teufel
kam aus Akasava" in fantastischer Bildqualität daher, im
Gegensatz zu vorherigen Auswertungen sogar endlich ungekürzt.
Lediglich Bonusmaterial zum Film wird nicht geboten, es gibt nur die
übliche Trailershow. Führt man sich allerdings die erstklassige
Aufbereitung des Materials vor Augen, kann man mit der ansonsten
dünnen Ausstattung der DVD sehr gut leben. Für das Set gibt es
eine klare Kaufempfehlung meinerseits. Meine Begeisterung für "Der
Teufel kam aus Akasava" wird nicht jeder Filmfreund teilen
können. Aufgeschlossene Zuschauer sollten dem Film eine Chance
geben, zuvor aber bitte die Erwartungshaltung in Richtung "Wallace
Unterhaltung" abschalten.
Fazit: Im "Wallace
Universum" ein Sonderling, oft ungeliebt, unterschätzt und
abgelehnt. Davon losgelöst ein faszinierender Film, das Baby eines
abgefahrenen Könners, gesegnet mit Göttinnen der Lust. Liebe
Soledad, du bist viel zu früh von uns gegangen, ein unschätzbarer
Verlust. Mögen deine Filme die Ewigkeit überdauern.
Gut bis sehr gut = 7,5/10 (Tendenz zu 8/10, Wohlfühlfaktor
unermesslich)
Lieblingszitat:
"Wenn Sie es bei der nicht versuchen, werde ich böse. Wunderschön!"
"Wenn Sie es bei der nicht versuchen, werde ich böse. Wunderschön!"
-Blap -
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