SUPERMARKT
(Deutschland 1973) R: Roland Klick
Willi (Charly
Wierczejewski) ist ein junger Bursche der in Hamburg auf der Strasse
rumgammelt. Ständig den Arm des Gesetzes im Nacken, keine echten
Perspektiven, keinen Zaster in der Tasche. Der Journalist Frank
(Michael Degen) führt ein gutbürgerliches Leben, er
befindet sich in einer Gutmenschphase und will dem jungen Mann unter
die Arme greifen. Willi durchschaut zunächst nicht, dass Frank
vor allem sich selbst damit helfen will, seinem langweiligen
Spießerleben einen neuen Sinn geben will. Derweil treibt sich
Willi auch mit dem schmierigen Kleinkriminellen Theo (Walter Kohut)
rum, unter dessen Fuchtel er helfen soll homosexuelle Männer
abzuzocken. Willi entwickelt Gefühle für die abgewrackte
Hure Monika (Eva Mattes), er will mit ihr abhauen, raus aus dem Dreck
der Großstadt, auf in ein neues Leben. Das dazu benötigte
Geld will Willi bei einem Raub erbeuten, den er mit Theo durchziehen
will...
Roland
Klick konnte mit "Bübchen" (1968) und "Deadlock"
(1970) auf sich aufmerksam machen, 1973 ließ er mit
"Supermarkt" einen weiteren Höhepunkt des deutschen
Kinos vom Stapel. Klick ergeht sich nicht mit erhobenem Zeigefinger
in verquasten Phrasen, liefert kein pseudointellektuelles Kunstkino
ab, biedert sich aber auch zu keiner Zeit dem Mainstream an. Der Film
zeichnet ein erdiges, dreckiges Bild -das Hamburg der frühen
siebziger Jahre liefert die perfekte Kulisse- erzählt seine
Geschichte konsequent, kann mit motivierten und talentierten
Schauspielern auftrumpfen. Charly Wierczejewski ist die Rolle des
armen Würstchens Willi wie auf den Leib geschneidert, Respekt
vor dieser Darstellung! Michael Degen enttarnt den gutbürgerlichen
Spießer, der sich in erster Linie selbst auf einen Sockel
stellen möchte. Eva Mattes -heute als Tatort Kommissarin
bekannt- überzeugt mit ihrer Darbietung ebenso, verleiht der
kleinen Hure Herz und Seele. Die Kamera ist dabei immer voll auf der
Höhe des Geschehens, Klick verzichtet dabei auf ausufernde
Schauwerte und allzu wüste Ausbrüche. Diese hat der Film
auch zu keiner Zeit nötig, er fesselt den geneigten Zuschauer
von der ersten bis zur letzten Sekunde.
Ich möchte ein
Zitat einbauen, welches auf der Rückseite des DVD Covers zu
lesen ist: "Klicks rasantestes, rührendstes,
ausweglosestes Stück Kino, ein rauher Großstadtfilm ohne
Millieu-Romantik oder -Mythos, starr vor Dreck und trotzdem
herzlich." Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen!
Vor allem fällt die Frische, die Zeitlosigkeit des Werkes auf.
Der Film erscheint mir gerade in der heutigen Zeit aktueller denn
jemals zuvor. Wie bemerkt Kameramann Jost Vacano sinngemäß
im Bonusmaterial: "Heute wären die Haare etwas kürzer
und die Autos moderner." Die DVD der Filmgalerie 451 ist
übrigens sehr empfehlenswert. "Supermarkt" liegt in
schöner Qualität vor, das Material wurde offensichtlich
sorgfältig aufbereitet, nicht per massivem Filtereinsatz
zerstört und seiner Seele beraubt. Der Bonusbereich bietet
mehrere Interviews mit Klick an, beim ausführlichsten Vortrag
ist auch Jost Vacano anwesend. Man erfährt hier wirklich
interessante Details, kein sinnfreies Hochgelobe und
Selbstbeweihräuchern.
Hier kann nur eine ganz, ganz
dicke Empfehlung stehen! Sehr gut = 8/10
Lieblingszitat:
"Beim nächsten Mal gehste zu Bruch, Junge! Mit Leuten wie dir sind wir ganz schnell fertig!"
"Beim nächsten Mal gehste zu Bruch, Junge! Mit Leuten wie dir sind wir ganz schnell fertig!"
- Blap -
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