Filmclub Bali
   
 

DIE SKLAVINNEN

(Schweiz 1976) R: Jess Franco

Lina, Jess und andere Saustücke

Als Betreiberin eines Bordells verdient Arminda (Lina Romay) jede Menge Geld, eines Tages wird sie verhaftet und wandert ins Zuchthaus. Bald scheint sich das Blatt erneut zu wenden, die ruchlose Schönheit entkommt mit fremder Hilfe aus dem Knast. Armindas Freude ist nicht von langer Dauer, sie ist in die Fänge des Millionärs Amos Radeck (Vítor Mendes) geraten. Der extrem fettleibige Herr ist auf der Suche nach seiner entführten Tochter Martine (Martine Stedil), er ist sich sicher durch Arminda an die entscheidenden Hinweise über den Verbleib seines Sprösslings zu geraten. Freilich hat die Puffmutter keine Lust auf ein gepflegtes Plauderstündchen, doch Radecks sadistischer Mitarbeiter (Jess Franco) greift ohne Skrupel zu geeigneten Verhörmethoden…
Die Sklavinnen
<"Die Sklavinnen" inszenierte Jess Franco für den Produzenten Erwin C. Dietrich. Die Zusammenarbeit erstreckte sich von 1975-77 und brachte viele herrliche Streifen hervor, zu den bekanntesten Werken dieser Phase zählen "Jack the Ripper" und "Greta - Haus ohne Männer" aka "Ilsa, the Wicked Warden". In "Die Sklavinnen" präsentiert uns Jess Franco seine attraktive Lebensgefährtin Lina Romay und ist selbst in einer Nebenrolle zu sehen. Eine nicht unübliche Konstellation, einmal mehr dürfen wir Lina als selbstbewusste und verdorbene Schönheit bewundern.
Ein großer Teil des Films besteht aus Rückblenden, während des "Verhörs" berichtet Arminda über ihre gemeinsame Zeit mit Martine. Das mitunter fröhlich und sorglos Kapriolen schlagende Drehbuch dieser kleinen Prachtsuhle, wird Einsteigern in die bunte Welt des Jess Franco vermutlich Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Aus meiner Sicht ist der lustvolle Taumel dem Unterhaltungswert jedoch durchaus zuträglich, fieses Finale inklusive. Bevor der letzte Vorhang fällt bekommt der Zuschauer ansprechende Erotik auf die leuchtenden Augen, Lina und Martine lassen sich nicht lumpen, weniger hübsche Nebendamen und manch zotiger Spruch sorgen für zusätzliche Würze, bringen die erwünschte Portion Sleaze ins Spiel. Franco hält sich während der erotischen Szenen fast ein wenig zurück, in manch anderer SC-Sause (was für ein Wort) schrammt er nur allzu gern knapp an der Grenze zum HC-Bereich vorbei (oder überschreitet diese). Typisch Siebziger die Kulissen (obschon nicht allzu schrill geraten).
Lina Romay könnte von mir aus auch stumm auf einer Bank sitzen, ich kann nicht genug von ihrem Anblick bekommen. Diese Augen, diese Nase, dieser Schmollmund, diese aufregenden Kurven, eine hochexplosive Mixtur aus Unschuldsmine und Verdorbenheit, höchst erotisch und ultraheiß! Frau Romay ist keine makellose Schönheit, umso aufregender und anziehender wirkt ihre Ausstrahlung auf mich, ich möchte sofort in die nächste Zeitmaschine springen, mich in die Mitte der Siebziger Jahre stürzen und mit Lina in den Nahkampf begeben. Martine Stedil ist in einigen Franco-Werken aus der Dietrich-Phase zu sehen, sie passt zwar nicht so perfekt in mein Beuteschema wie die teuflisch scharfe Lina, eignet sich aber vortrefflich als "zweite Dame" hinter Frau Romay. Vítor Mendes möge mir verzeihen, bei seinem Anblick musste ich sofort an Jabba the Hutt denken, obwohl Mendes noch fetter durch das Szenario rollt. Jess Franco scheint seine Lina mit Freude zu drangsalieren, kann es eine geeignetere Paartherapie geben? Gesichtsruine Eric Falk schaut kurz vorbei, Peggy Markoff dürfte Franco-Freunden bekannt sein, gleiches gilt für Esther Moser. Weitere Fratzen geben sich die Ehre und ich bin in Gedanken schon wieder (noch immer) bei Lina…
Es geht nicht anders, Futter für das Phrasenschwein: "Die Sklavinnen" ist eine knuffige Sause, von der ersten bis zur letzten Sekunde liebenswert und bietet mir rund 73 Minuten Wohlfühlstimmung der herrlichsten Sorte. Den Irrsinn der Story möchte ich knutschen, Logikfanatiker werden sich vor Wut die Haare raufen. Beispiel gefällig? Lina verliebt sich mit Haut und Haaren in Martine. Geld spielt keine Rolle, plötzlich wird ihr der Spaß dann doch zu teuer, also ab ins Bordell mit der Schnalle, Prügel und zwangsweise verabreichte Drogen werden ohne Skrupel eingesetzt. Warum Arminda (vorzugsweise Prinzessin Arminda genannt) derartig gefürchtet und mächtig ist (irgendwie dann aber auch irgendwie nicht, gewissermaßen irgendwie)? Es ist wie es ist, fertig. Geht gut runter, ich liebe diesen Stoff. Gut ins Ohr, geht der Score (Miniatur-Rüttelreime ohne Sinn und Verstand gibt es heute gratis). Franco Jünger werden mit "Die Sklavinnen" sicher glücklich! Wer sich noch nicht mit der Dietrich-Phase des Filmemachers beschäftigt hat, dem lege ich die oben genannten Streifen "Jack" und "Greta" ans Herz.
Ascot hat "Die Sklavinnen" in ansprechender Qualität veröffentlicht, die DVD enthält leider keinerlei Boni. Stattdessen beinhaltet die oben abgebildete Ausgabe eine Bonus-DVD, diese Scheibe bietet den von Erwin C. Dietrich inszenierten Flick "Julchen und Jettchen, die verliebten Apothekerstöchter" (1980) an (mit Frankreichs Sexgöttin Brigitte Lahaie). Darüber hinaus existiert eine Auflage von ABCDVD (dort gibt es nicht Julchen und Jettchen zu bestaunen, es liegt eine DVD mit Ausschnitten aus diversen HC-Produktionen bei).
Sexy, knuffig und ein bisschen irre. Kein Film für meine "Franco-Top-Ten", doch fraglos sehr unterhaltsam und sehr Lina. Knuffigkeit jenseits aller Zahlen, insgesamt 7/10 (gut) als Anhaltspunkt.
Blaps Lieblingszitat:
„Du Miststück musst doch einen Namen haben! Wer bist Du?“

Pelles Lieblingszitat:
„Gleich platzt Ihnen die Hose, meine Herren!“

- Blap -





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