THE SISTER OF URSULA
(„La sorella di Ursula“, Italien 1978) R: Enzo Milioni
Die Schwestern Dagmar (Stefania D'Amario)
und Ursula (Barbara Magnolfi) buchen ein Doppelzimmer in einem
idyllisch gelegen Hotel. Ursula leidet unter dem Tod des Vaters der
Schwestern, sie wird von Visionen und Albtäumen geplagt. Doch damit
nicht genug, Ursula kann andere Menschen nicht ausstehen, selbst
Dagmar hat es oft schwer mit ihrer jüngeren Schwester. So kann
weder der freundliche Hoteldirektor Roberto (Vanni Materassi) die
Laune der jungen Frau bessern, noch das wunderschöne Umfeld für
ein wenig Entspannung sorgen. Selbst der Auftritt der verruchten
Sängerin Stella Shining (Yvonne Harlow) in der Hotelbar, fruchtet
nicht als Stimmungsaufheller. Noch weniger passt es Ursula in den
Kram, dass sich Dagmar für den attraktiven Filippo (Marc Porel) zu
interessieren scheint. Ihre Abneigung nimmt nahezu groteske Ausmaße
an, Ursula behauptet gar, Filioppo wolle sie töten, sie drängt
ihre Schwester zu baldigen Abreise. Dagmar zögert dies immer wieder
hinaus, sie will sich der Tyrannei ihrer Schwester nicht beugen. Es
kommt im Umfeld des Hotels allerdings tatsächlich zu brutalen
Morden, die Ursula zuvor in erschreckenden Visionen vorausahnt.
Frauen werden von einem Killer attackiert, der sie mit einem
phallischen Gegenstand (?) grausam zu Tode penetriert. Welche Rolle
spielt Filippo in diesem perversen Spiel, der junge Bursche hat
offenbar ein gewaltiges Problem mit Drogen. Es kommt zu weiteren
Morden, die besonders an der Substanz des Hoteldirektors mit
Nachdruck nagen, denn er fürchtet um den guten Ruf seines
Hauses...
Was Enzo Milioni vor rund 32 Jahren als Regiedebüt
ablieferte, ist eine Giallo-Sleaze-Bombe der prächtigsten Sorte.
Man darf hier keine besonders ausgeklügelte Krimistory mit cleveren
Twists erwarten, der Killer lässt sich "eigentlich" recht
einfach vom Zuschauer enttarnen. Der Streifen bezieht seine Reize
-zu einem nicht unerheblichen Teil- aus den zahlreichen Nackt- und
Sexszenen, die zwischen stilvoll erotisch und plump geschmacklos
pendeln. Meist endet der Sex mit dem Tod, ähnlich wie man es aus
gewöhnlichen Slashern kennt, die wenig später den Markt eroberten.
Die Mordwaffe ist ein Brüller, ich werde an dieser Stelle nicht
weiter darauf eingehen, grins. Doch ich möchte "La sorella di
Ursula" keinesfalls auf diese Momente reduzieren, der Film hat
noch einiges mehr zu bieten. Enzo Milioni nutzt die wunderschöne
Kulisse ganz vortrefflich für seine Zwecke. Die von Vittorio
Bernini bediente Kamera fängt herrliche Bilder ein. Das Hotel
(tatsächlich handelte es sich um einen Neubau, dessen Bestimmung
die eines Hotels sein sollte. Dazu kam es aber in der Realität
nicht, wie wir im Bonusmaterial der DVD erfahren) bietet Raum für
ansprechende Innenaufnahmen, die Lage des Gebäudes an der
süditalienischen Küste ist wirklich ein Traum. Worte werden dem
Anblick kaum gerecht. Damit steht die äußerst prächtige
Landschaft, in einem harschen Kontrast zu dem Treiben der Akteure.
Eine sehr reizvolle Kombination. Ähnlich kontrastreich schleicht
sich der Score in die Ohren, teils erinnert er ein wenig an Meister
Morricone, dann tönt er reichlich flach und abgenudelt. Besonders
das italienische Genrekino ist sehr häufig mit grandiosen
Soundtracks gesegnet. Die Beiträge zu "La sorella di Ursula"
sind ohne Zweifel meilenweit von der Spitze entfernt, sorgen aber
trotzdem für eine stimmige Untermalung des Films.
Auch bei
der Besetzung hat man ein sehr glückliches Händchen bewiesen. Die
Schauspieler wirken überwiegend frisch und unverbraucht, bei
einigen Talenten fragt man sich wehmütig, warum sie keine große
Karriere gemacht haben. Die Schwestern Dagmar und Ursula sind von
Stefania D'Amario und Barbara Magnolfi vortrefflich gespielt.
Stefania D'Amario war später in Lucio Fulcis Klassiker "Woodoo
- Die Schreckensinsel der Zombies" (Zombi 2, 1979) zu sehen,
sie wirkte auch in "Großangriff der Zombies" (Incubo
sulla città contaminata, 1982) von Umberto Lenzi mit. Ihre
Filmographie weist noch ein paar weitere Einträge auf, doch in der
ersten Hälfte der achtziger Jahre verliert sich ihre Spur. Schade,
denn ihre natürliche Art und Schönheit, hätte ich gern in weitern
Filmen gesehen. Als Dagmar versucht sie ihre psychisch und physisch
angeschlagene Schwester unter Kontrolle zu halten, sie nicht in den
Abgrund des Irrsinns gleiten zu lassen, eine sehr überzeugende
Vorstellung. Barbara Magnolfi hat die auffälligere Rolle ergattert,
die den Betrachter sehr schnell zu Lobliedern motiviert. Der Blick
aus ihren ausdrucksstarken Augen geht geht durch Mark und Bein. Ihre
eigenwillige Schönheit ist von herber Natur, ganz anders als die
sehr feminine Art von Stefania D'Amario. Magnolfi ist durch ihre
Mitwirken in "Suspiria" (1977) von Dario Argento bekannt,
einem der besten Filme des legendären Regisseurs. Sie war mit Marc
Porel liiert, der erwartungsgemäß eine betont coole, machohafte
Vorstellung abliefert. Leider verstarb Porel bereits 1983, er wurde
lediglich 34 Jahre jung. Vanni Materassi kommt als ein wenig
unscheinbarer, freundlicher Hoteldirektor daher, doch man ahnt
sofort, dass dieser Bursche nicht der Saubermann ist, den er seinem
Umfeld gern vorgaukeln möchte. Anna Zinnemann soll nicht unerwähnt
bleiben, sie nimmt gewissermaßen den MILF-Part ein, kommt natürlich
nicht ohne (lesbische) Sexszene davon.
Talentierte
Darsteller vor eine Prachtkulisse, durch den Sleazewolf aus Sex,
Sex, Sex und Gewalt gedreht. Die Nippel stehen stramm, die Bäckchen
und Bärchen erbeben im Stoßverkehr, es wird fleißig gesaugt und
gezüngelt. Für den sinnlichen Höhepunkt sorgt Stefania D'Amario,
die sich mit einer güldenen Kette vergnügt, mhhhm! Ausufernd
schäbig die eindringliche Unterhaltung zwischen Materassi und
Harlow, die knapp vor ein paar eifrigen Mitbewerben den Sleazepokal
für sich beanspruchen darf.
Bei "La sorella di Ursula"
geht mir das Herz auf. Ich liebe diese Art von Sleaze-Suhle, die es
so unfassbar herrlich nur in den siebziger Jahren gab. Wer einen
Giallo wie "Profondo Rosso" oder "Der Killer von
Wien" erwartet, dürfte beim Date mit Ursulas Schwester einen
Schock erleben. Der aufgeschlossene Filmfreund wird vielleicht knapp
95 Minuten Glückseligkeit erleben, ich rate zum mutigen
Selbstversuch! In Deutschland existiert keine Auswertung des Films,
Abhilfe schafft die sehr schöne DVD aus den USA. Severin Films
bietet "The Sister of Ursula" in ungekürzter Form an, die
Bildqualität ist sehr ansprechend geraten. Das Werk liegt im
italienischen Originalton vor, englische Untertitel sind
zuschaltbar. Das Cover ist hübsch gestaltet, zu beachten ist
lediglich die RC1 Beschränkung der DVD. Im Bonusmenü findet man
ein ca. halbstündiges Interview mit Regisseur Milioni, der
sympathisch und kurzweilig aus dem Nähkästchen plaudert. Für
Freunde sleaziger Gialli ist der Streifen eine klare
Pflichtveranstaltung, Fans mit Hang zu stilvoll inszenierten
Schmuddelstreifen, sollten sich ebenfalls unverzüglich an den üppig
befüllten Trog begeben!
Die Freude über diese herrliche
Filmerlebnis lässt mich nicht los. Ich kann (und will) nicht
anders, ich muss klare 8/10 (sehr gut) ziehen! Dies mag sehr
großzügig bemessen sein, doch der Rausch der Nippel entlässt mich
nicht aus seinen Fängen. "The Sister of Ursula" hat auf
Anhieb meine Zuneigung gewonnen, ich freue mich auf unser nächstes
Date!
Lieblingszitat:
"Go on. Go rub yourself against him like a cat in heat"
"Go on. Go rub yourself against him like a cat in heat"
- Blap -
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