SCARLETTO – SCHLOSS DES BLUTES
("Il boia scarlatto", Italien 1965) R: Massimo Pupillo
Im 16. Jahrhundert wird der
"Schalachrote Henker" wegen der unnötige Grausamkeit, die er
seinen Opfern entgegenbrachte, selber hingerichtet – in einer
eisernen Jungfrau. Vor seinem gewaltsamen Ableben schwört er
jedoch, zurückzukehren und blutige Rache zu nehmen...
Einige
hundert Jahre später: Ein Trupp Fotomodels und Fotografen,
angeführt von dem geldgeilen Verleger Max Parks (Alfredo Rizzo
aus SS HELL CAMP!), dessen Assistentin Edith (Luisa Baratto) und dem
Gruselroman-Autoren Rick (Walter Brandi), nistet sich uneingeladen im
ehemaligen Schloss des Henkers ein, um eine Fotosession abzuhalten.
Man wähnt das Gemäuer für verwaist, daher dringt man
kurzerhand unbefugt ein. Da haben die Lebemänner und –damen
aber ihre Rechnung ohne den Hausherrn gemacht – denn der heißt
Mickey Hargitay alias Dr. Herbert Lyutak (unser Held aus DAS GRAUEN
KOMMT NACHTS)! Er hat sich in die einsame Burg zurückgezogen, um
seine Ruhe zu haben, umschwärmt von eine Schar Dienern,
bestehend aus homophilen Bodybuildern mit Schnauzbärten und
gestreiften Matrosenhemden. Zunächst will er die unverschämte
Bagage vor die Tür setzen, überlegt es sich dann aber
anders. Über eine Gegensprechanlage (die aussieht wie ein
Requisit der Augsburger Puppenkiste) teilt er der Crew mit, man dürfe
bleiben – müsse aber um jeden Preis das Kellergewölbe
meiden! Eventuell hat ihn die neue Gruselserie überzeugt, die
Rick geplant hat? "Die Rache des Irren von Schloss Westermore"
soll sie heißen. Wozu man dazu Fotos braucht, weiß man
nicht – vielleicht soll es ein Fotoroman werden.
Es dauert nicht lange, da fliegt die erste Handvoll Plastikknochen durch die Gegend. – Kreisch! "Haha", kommentiert eines der männlichen Models namens Perry die Lage. "In diesen unbewohnten Schlössern gibt´s haufenweise Skelette!"
Dann wird lustig fotografiert: Leicht beschürzte Maiden fläzen sich auf Kellertreppen, posieren keck mit Beil und Richtblock oder müssen vor laufender Kamera Tiere imitieren. "Also, Nancy, stell dir jetzt mal vor, du wärst eine Wildkatze!"
Perry (der zwecks Fotosession einen Skelettanzug trägt wie der Sänger einer Horror-Punkband) ist ungehorsam und schleicht sich in den Keller, weil er dort "guten Wein" vermutet. "Überhaupt, ne komische Atmosphäre hier... das muss ein Spinner sein", meint er fachmännisch und stolpert über eine Hellebarde, die umfällt und gezielt das "ewig währende Siegel" von der eisernen Jungfer abtrennt, worin der rotberockte Exekutor darben muss. Quietschend öffnet sich die Sperrholztür der Marterbude...
Soviel Dummheit bleibt nicht ungesühnt: Beim folgenden Fotoshooting erwischt es Perry als Ersten – ein tragischer Unfall, schlimme Sache, aber das kann schon mal passieren, wenn man sich unter ein schwingendes Nagelbrett legt.
Währenddessen stellt sich heraus, daß der Schlossherr und Edith alte Bekannte sind: einstmals liebten sie und der Ex-Filmstar Travis Anderson sich, aber er hatte höhere Ziele: "Ich tötete die Liebe in meinem Inneren!", spricht Mickey mit bebender Brust. "Außerdem kenne ich keine Furcht!" Jawohl, ich bin Herbert Lyutak, ich habe stets das Vebrechen bekämpft!
Augenrollend und stöhnend beobachtet der Hausher die Bikini-Mamselln durch versteckte Gucklöcher im Gebälk. "Sie haben dein Haus entweiht!", keucht er. "Sie haben deinen Frieden gestört. Dafür wirst du dich rächen! Niemand darf lebend aus dem Schloss entkommen!" Auch sein Ex-Liebchen Edith vermag den grimmen Travis nicht umzustimmen. "Du...!", fährt er sie an. "Du bedeutest mir nichts mehr!"
Und mit diesen unheilschwangeren Worten reißt Mickey Hargitay sich den Bademantel herunter und ölt sich selbstverliebt vor dem Spiegel die Muskeln ein, während er salbadert: "Die Menschheit besteht nur aus gemeinen Kreaturen, aus entarteten Geschöpfen mit physischen Mängeln, die meinen vollkommenen Körper schon mit ihren Blicken besudelt hätten!" Zähnefletschend zieht er sich das rote Käppchen über...
Es dauert nicht lange, da fliegt die erste Handvoll Plastikknochen durch die Gegend. – Kreisch! "Haha", kommentiert eines der männlichen Models namens Perry die Lage. "In diesen unbewohnten Schlössern gibt´s haufenweise Skelette!"
Dann wird lustig fotografiert: Leicht beschürzte Maiden fläzen sich auf Kellertreppen, posieren keck mit Beil und Richtblock oder müssen vor laufender Kamera Tiere imitieren. "Also, Nancy, stell dir jetzt mal vor, du wärst eine Wildkatze!"
Perry (der zwecks Fotosession einen Skelettanzug trägt wie der Sänger einer Horror-Punkband) ist ungehorsam und schleicht sich in den Keller, weil er dort "guten Wein" vermutet. "Überhaupt, ne komische Atmosphäre hier... das muss ein Spinner sein", meint er fachmännisch und stolpert über eine Hellebarde, die umfällt und gezielt das "ewig währende Siegel" von der eisernen Jungfer abtrennt, worin der rotberockte Exekutor darben muss. Quietschend öffnet sich die Sperrholztür der Marterbude...
Soviel Dummheit bleibt nicht ungesühnt: Beim folgenden Fotoshooting erwischt es Perry als Ersten – ein tragischer Unfall, schlimme Sache, aber das kann schon mal passieren, wenn man sich unter ein schwingendes Nagelbrett legt.
Währenddessen stellt sich heraus, daß der Schlossherr und Edith alte Bekannte sind: einstmals liebten sie und der Ex-Filmstar Travis Anderson sich, aber er hatte höhere Ziele: "Ich tötete die Liebe in meinem Inneren!", spricht Mickey mit bebender Brust. "Außerdem kenne ich keine Furcht!" Jawohl, ich bin Herbert Lyutak, ich habe stets das Vebrechen bekämpft!
Augenrollend und stöhnend beobachtet der Hausher die Bikini-Mamselln durch versteckte Gucklöcher im Gebälk. "Sie haben dein Haus entweiht!", keucht er. "Sie haben deinen Frieden gestört. Dafür wirst du dich rächen! Niemand darf lebend aus dem Schloss entkommen!" Auch sein Ex-Liebchen Edith vermag den grimmen Travis nicht umzustimmen. "Du...!", fährt er sie an. "Du bedeutest mir nichts mehr!"
Und mit diesen unheilschwangeren Worten reißt Mickey Hargitay sich den Bademantel herunter und ölt sich selbstverliebt vor dem Spiegel die Muskeln ein, während er salbadert: "Die Menschheit besteht nur aus gemeinen Kreaturen, aus entarteten Geschöpfen mit physischen Mängeln, die meinen vollkommenen Körper schon mit ihren Blicken besudelt hätten!" Zähnefletschend zieht er sich das rote Käppchen über...
Spätestens an diesem Punkt konnte ich nicht
mehr. Die Lachtränen liefen mir übers Gesicht, mein Körper
zuckte konvulsivisch. Notizblock und Stift entglitten mir...
Was nun folgt ist schierer, heulender Irrsinn in Tüten. Mickey Hargitay tobt wie ein scharlachroter Derwisch durch die herrlichen, quietschbunten Pappmaché- und Sperrholzkulissen, torkelt und taumelt wie ein entfesselter Springteufel auf psychotropen Substanzen durch seinen Folterkeller und stößt speichelnden Wahnsinn aus: "Verseuche mich nicht mit deinem unreinen Blick! Sterben, ihr müsst alle sterben!!"
Diverse (teils recht einfallsreiche und absurde) Quälereien werden an den Damen und Herren vorgenommen. Einige wunderbar dilettantisch gefilmte Faustkämpfe mit den Matrosen-Dienern sorgen für Kurzweil, eine Gummispinne mit vergifteten Beinen zappelt im Netz, Möpse werden von Säbeln zerschlitzt. (Die Folterungen wirken in ihrer kindlichen Harmlosigkeit fast schon rührend – unglaublich, daß man sich damals zur Zensur genötigt sah.)
So wird die Schraube hemmungslos angezogen bis zum absolut hysterischen Finale, bei dem der Bart restlos Feuer fängt – da konnte ich nicht mehr, ich lag eingenässt unterm Sofa. Seit DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN hatte ich nicht mehr solchen Spaß!
Was nun folgt ist schierer, heulender Irrsinn in Tüten. Mickey Hargitay tobt wie ein scharlachroter Derwisch durch die herrlichen, quietschbunten Pappmaché- und Sperrholzkulissen, torkelt und taumelt wie ein entfesselter Springteufel auf psychotropen Substanzen durch seinen Folterkeller und stößt speichelnden Wahnsinn aus: "Verseuche mich nicht mit deinem unreinen Blick! Sterben, ihr müsst alle sterben!!"
Diverse (teils recht einfallsreiche und absurde) Quälereien werden an den Damen und Herren vorgenommen. Einige wunderbar dilettantisch gefilmte Faustkämpfe mit den Matrosen-Dienern sorgen für Kurzweil, eine Gummispinne mit vergifteten Beinen zappelt im Netz, Möpse werden von Säbeln zerschlitzt. (Die Folterungen wirken in ihrer kindlichen Harmlosigkeit fast schon rührend – unglaublich, daß man sich damals zur Zensur genötigt sah.)
So wird die Schraube hemmungslos angezogen bis zum absolut hysterischen Finale, bei dem der Bart restlos Feuer fängt – da konnte ich nicht mehr, ich lag eingenässt unterm Sofa. Seit DIE STUNDE DER GRAUSAMEN LEICHEN hatte ich nicht mehr solchen Spaß!
Unnötig
zu erwähnen, daß die ganze Chose vollkommen stümperhaft
inszeniert ist und ein Skript mit Sicherheit nicht vorhanden war.
Alles andere wäre auch enttäuschend. Dieser Film steht und
fällt eh mit nur einer Person, und das ist natürlich
HERBERT, äh, Mickey – der hier Vollgas gibt, daß es nur
so raucht.
Die Kulissen sind eine Wucht: das Schloss wirkt in keiner Sekunde bedrohlich, alles ist typisch 60er-Jahre-mäßig poppig bunt, die Klamotten und Frisuren verursachen Augenkrebs und Lachkrämpfe. Der Vorspann verrät uns: "Gefilmt in PSYCHOVISION!" – Darauf kannste einen lassen, Alter...
Göttlich, genial, absoluter Kult!
Die Kulissen sind eine Wucht: das Schloss wirkt in keiner Sekunde bedrohlich, alles ist typisch 60er-Jahre-mäßig poppig bunt, die Klamotten und Frisuren verursachen Augenkrebs und Lachkrämpfe. Der Vorspann verrät uns: "Gefilmt in PSYCHOVISION!" – Darauf kannste einen lassen, Alter...
Göttlich, genial, absoluter Kult!
12 von 10 Gummispinnen!
Lieblingszitat:
"Meine Rache benötigt Blut!"
"Meine Rache benötigt Blut!"
- Pelle -
Nachtrag:
Die DVD ist leider ein Bootleg. Bild ok, Ton absolute Katastrophe –
es rauscht und zischt und knackt, daß man teilweise nichts mehr
mitkriegt. Leider ist im Falle dieses Films die deutsche Synchro aber
ein ABSOLUTES Pflichtprogramm, daher muss man wohl in den bitteren
Keks beißen...
Ein anständiges Label möge sich erbarmen, dieses Kleinod offiziell rauszubringen. Wir alle werden dann unsere illegalen Stiefelbeine im Folterofen des Scharlachroten Henkers verbrennen!
Ein anständiges Label möge sich erbarmen, dieses Kleinod offiziell rauszubringen. Wir alle werden dann unsere illegalen Stiefelbeine im Folterofen des Scharlachroten Henkers verbrennen!
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.