RUSH
(Italien 1983) R: Tonino Ricci
Irrer Despot macht den Bock zum Gärtner
Nach einer globalen Katastrophe liegt
die Menschheit überwiegend unter der Erde. Wenige Überlebende
führen ein trostloses Dasein, geknechtet von sadistischen
Machthabern und deren Soldaten, in Lagern zur Zwangsarbeit genötigt.
Rush (Bruno Minniti aka Conrad Nichols) konnte sich den Schergen des
Grauens bisher entziehen, landet aber eines Tages ebenfalls im
Arbeitslager. "Innenminister" Yor (Gordon Mitchell) führt
ein strenges Regiment, jeglicher Widerstand wird im Keim erstickt.
Selbstverständlich denkt Rush nicht daran sich zu beugen, nebenbei
hat er mit Yor eine Rechnung zu begleichen …
Endzeitfilme aus Italien genießen bei
mir immer Kredit. Ich verzichte an dieser Stelle auf die Nennung
weiterer Titel, wende mich ohne Umschweife dem Streifen des Tages zu.
"Rush" bringt übliche Schauplätze ins Spiel, Kiesgrube
und Ruinen dürfen freilich nicht fehlen. Anbau von Pflanzen steht
unter Aufsicht der "Regierung", der Pöbel wird mit Drogen
betäubt. Zynischerweise müssen die Geknechteten die dazu geeigneten
Gewächse selbst anpflanzen, überwacht von aggressiven Wächtern.
Für Schmunzler sorgt nicht nur das eigenartige Gefährt unseres
Helden, obendrauf gibt es schicke Gasmasken und entstellte Fratzen.
Allerorten nur ödes Land? Nicht ganz, denn in wenigen Bezirken hat
die Regierung den Boden "reaktiviert", ergo kann sich Rush
im Wald als postapokalyptischer Rambo an seinen Gegenspielern
austoben, begegnet nebenbei einem freundlichen Nager. Zwischen
Kiesgrube, Arbeitslager und grüner Hölle ... bleibt Raum für ...
eine Kläranlage (?) von beeindruckender Größe, finales Spielfeld
im Duell der Giganten. Fast hätte ich die technischen Möglichkeiten
der Bösewichte unterschlagen, immerhin verfügt man über
Menschendetektoren!!!
Das Ensemble lässt sich mit wenigen
Wort abfrühstücken. Bruno Minniti steigert sich kontinuierlich,
Gordon Mitchell spult den Fiesling routiniert ab. Um Rush und eine
junge Dame namens Carol (Laura Trotter), wurde eine belanglose
Liebesgeschichte konstruiert, glücklicherweise bremst diese den
Flick nicht aus. Riccardo Pizzuti kennt der Fan des italienischen
Genrekinos aus zahlreichen Western, ein kantiger Nebendarsteller für
alle Fälle. Ferner erwarten den Zuschauer diverse Fratzen, mehr oder
weniger heftig vergammelt.
Ich fasse mich bewusst kurz.
Endzeit-Freaks freuen sich über die gepflegte Vollsuhle, bekommen
geschätzte Ingredienzien äußerst kurzweilig und stilsicher um die
Ohren gehauen. Mit knapp 77 Minuten knackig kurz angelegt, kommt das
Treiben ohne eine Sekunde Langeweile daher. Szenen die nichts zur
Handlung beitragen, wirken sich nicht negativ auf den
Unterhaltungswert aus. Billig und abwechslungsreich, von Tonino Ricci
nicht ungeschickt in Szene gesetzt. Es ballert, prügelt und raucht,
die deutsche Synchronisation geht gut ins Ohr, der Score schwankt
zwischen erstaunlich ernsthaft und schwurbeldurbel. Feiste
Vollbedienung!
CMV hat den Streifen im Rahmen der
prächtigen Trash Collection veröffentlicht. Mit der gebotenen
Qualität bin ich sehr zufrieden, im Bonusbereich gibt es Trailer zu
anderen Titeln des Labels, eine Bildergalerie und eine erweiterte
Szene. Schmackhaftes Sahnehäubchen fraglos der launige
Audiokommentar von Christian Kessler.
8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Durchsucht die Häuser! Hier hat sich garantiert noch arbeitsscheues Gesindel versteckt!"
- Blap -
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