DER ROTE KREIS
(Deutschland/Dänemark 1960) R: Jürgen Roland
Die wohlhabende Oberschicht Londons ist extrem
beunruhigt. Eine Verbrecherorganisation namens "Roter Kreis"
erpresst Geld und Güter, wer nach mehrfacher Aufforderung nicht
zahlt -oder gar die Polizei informiert- wird ohne Gnade getötet.
Der erfahrene Inspector Parr (Karl-Georg Saebisch) ist zwar mit allen
Wassern gewaschen, doch bisher kann er die Verbrecher nicht stoppen.
Sein Auftreten wirkt immer ein wenig phlegmatisch, die Presse lässt
kein gutes Haar an dem Ermittler, zerreißt ihn mehr und mehr in
der Luft. Scotland Yard gerät dadurch zunehmend unter Druck, man
stellt Parr den jungen, cleveren Privatermittler Derrick Yale
(Klausjürgen Wussow) zur Seite. Ferner wird Parr von seinem
direkten Vorgesetzten mit Sondervollmachten ausgestattet, der
Fahndungsdruck soll noch weiter verstärkt werden. Die hübsche
Thalia Drummond (Renate Ewert) verdreht Yale derweil den Kopf, doch
die junge Dame ist kein unbeschriebenes Blatt, geriet bereits
mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt. Der Rote Kreis fordert weitere
Opfer, können Parr und Yale dem Treiben ein Ende setzen...???
Dem "Der Frosch mit der Maske" (1959) folgte 1960 die zweite Edgar
Wallace Verfilmung von Rialto Film: "Der Rote Kreis". Das
Gerüst der Story ähnelt sehr dem Vorgänger, ein
"Superverbrecher" erpresst reiche Bürger und tötet
diese bei "Ungehorsam". Tatsächlich unterscheiden sich
die Filme jedoch in vielen kleinen und wichtigen Details sehr
deutlich. "Der Frosch mit der Maske" punktet mit seiner
düsteren Atmosphäre und kommt mit -für die damalige
Zeit- recht harten Gewaltszenen daher, doch dieses stimmige Bild wird
immer wieder von kleinen Albernheiten aufgebrochen. Ferner bietet er
bereits Joachim Fuchsberger auf, der später quasi zu einer
"Wallace Institution" wurde. "Der Rote Kreis"
kommt vordergründig sanfter und weniger finster rüber,
verzichtet aber gleichzeitig auf debilen Humor -selbst die Nebenrolle
von Eddi Arent ist hier eher bissig als albern- und punktet mit der
ausgefeilteren Story. Der Streifen überzeugt mit einer sehr
gelungenen Auflösung, die nicht so leicht vorhersehbar ist, aber
durchaus logisch und nachvollziehbar bleibt. Nun kann ein Wussow
natürlich keinen Fuchsberger ersetzen, doch im Rahmen seiner
Möglichkeiten überzeugt Wussow mit einer gelungenen
Darbietung. Renate Ewert darf frech und selbstbewusst sein, keine
Selbstverständlichkeit im Jahre 1960. Karl-Georg Saebisch passt
prima in die Rolle des älteren Ermittlers, der weitaus
schlitzohriger ist als man zunächst glauben mag. In den
Nebenrollen gibt es vertraute Gesichter zu sehen. Wie erwähnt
-den hier angenehm unalbernen- Eddi Arent, nicht zu vergessen der
griesgrämige Fritz Rasp, muffig wie ein alter Staubsaugerbeutel,
der mindestens drei Jahre lang im feuchten Keller vergessen wurde.
"Der Rote Kreis" mag weniger "typischer Rialto
Wallace" sein, als viele seiner Nachfolger und sein Vorgänger
"Der Frosch mit der Maske". Der Film ist ein klassischer
Krimi, angereichert mit guten Schauspielern und einem pfiffigen
Drehbuch. Leider steht dieser Wallace ein wenig im Schatten seiner
bekannteren Verwandtschaft, doch davon sollte sich kein Freund guter
Kriminalfilmunterhaltung abschrecken lassen. Der Film ist zwar auch
einzeln erhältlich, der Liebhaber greift besser zur "Edgar
Wallace Edition 1". Dort sind ferner enthalten:
- Der Frosch mit der Maske
- Die Bande des Schreckens
- Der grüne Bogenschütze
Die DVDs bieten die Filme in ordentlicher
Qualität, der Box liegt ein Booklet bei. Klarer Kauftipp von
meiner Seite, viel Spaß!
Für diesen feinen Wallace
setzt es 8/10 (sehr gut)
Lieblingszitat:
"Ich will überhaupt kein Geld!"
"Sondern?"
"Ich will überhaupt kein Geld!"
"Sondern?"
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.