RINGO KOMMT ZURÜCK
("Il Ritorno di Ringo", Italien 1965) R: Duccio Tessari
Nachdem er für die
Nordstaaten im amerikanischen Bürgerkrieg gekämpft hat,
kehrt Montgomery Brown (Giuliano Gemma) müde und demoralisiert
in seine Heimatstadt zurück. Dort erfährt er sehr rasch,
daß im Örtchen der Terror Regie führt: Zahlreiche
namhafte Bürger, darunter sein Vater, wurden auf offener Straße
ermordet, die verschüchterten Einwohner schauen dem bösen
Treiben hilflos zu, der Scheriff ist ein feiger Alkoholiker und eine
mexikanische Gangstersippe, die Fuentes, führen sich als
Stadtväter auf. Ihren Profit ziehen sie aus dem Goldschürfen,
jeder Widerstand gegen sie wird kaltblütig niedergeschlagen.
Selbst in Montgomerys gute Stube ist der Saustall eingekehrt: Die
Mexe feiern im Landsitz der Browns wilde Fiestas, und der fiese Paco
Fuentes nötigt Montgomerys Frau Helen (Lorella de Luca) zur
Heirat.
Montgomery tarnt sich zunächst als armer mexikanischer Peón – inklusive gefärbtem Haar, Bart und Mexikanerhut – und verdingt sich als Gehilfe des schrulligen Floristen Myosotis (Manuel Muños). Sein gerechter Zorn auf die Usurpatoren lässt ihn jedoch immer wieder mit den bösen Buben anecken, was ihn im Verlauf der Handlung reichlich Federn kostet. Schließlich gibt er sich Helen zu erkennen – ursprünglich wollte er nur mit ihr und dem gemeinsamen Töchterchen fliehen und anderswo ein neues Leben anfangen, auf Drängen seiner Frau greift er jedoch zum Colt und mistet den Schweinekoben aus...
Montgomery tarnt sich zunächst als armer mexikanischer Peón – inklusive gefärbtem Haar, Bart und Mexikanerhut – und verdingt sich als Gehilfe des schrulligen Floristen Myosotis (Manuel Muños). Sein gerechter Zorn auf die Usurpatoren lässt ihn jedoch immer wieder mit den bösen Buben anecken, was ihn im Verlauf der Handlung reichlich Federn kostet. Schließlich gibt er sich Helen zu erkennen – ursprünglich wollte er nur mit ihr und dem gemeinsamen Töchterchen fliehen und anderswo ein neues Leben anfangen, auf Drängen seiner Frau greift er jedoch zum Colt und mistet den Schweinekoben aus...
Kurz nach
seinem Erfolgsfilm EINE PISTOLE FÜR RINGO schickte Duccio
Tessari diese Quasi-Fortsetzung ins Rennen – und punktete damit auf
ganzer Linie. Nebenbei verfrachtet er hiermit die griechische
Tragödie in den wilden Westen italienischer Prägung:
Odysseus im Spaghettilook! Tessari hat hier einen richtig
ordentlichen und ungewöhnlichen Italowestern hingezaubert, der
mich rundum zu begeistern wusste. Der Film ist sehr schön
fotografiert und glänzt mit einem gut durchdachten Drehbuch aus
der Feder von Ferdinando di Leo. Die Wandlung Gemmas vom gebrochenen,
alkoholgeschädigten Wrack, das eigentlich nur seine
eigennützigen Ziele verfolgt, zum Racheengel, der beim Showdown
sogar seine Bürgerkriegsuniform wieder anlegt, vollzieht sich
glaubhaft und einfühlsam.
Die Schauspielerriege weiß
rundum zu überzeugen. Der stets etwas wächsern wirkende
Giuliano Gemma konnte mich nie wirklich umhauen, hier spielt er
jedoch klasse und versieht seinen Charakter mit einem nervösen
Zucken um die Augenpartie. Die Bösewichter füllen ihre
Rollen glaubhaft mit Leben, vor allem Fernando Sancho als
Sippenoberhaupt und Francisco Martinez Celeiro als sadistischer Paco,
dessen geschniegeltes Äußeres im krassen Gegensatz zu
seinem verrotteten Innenleben steht. Nieves Navarro (alias "Susan
Scott") gibt eine Saloontänzerin und Teilzeitkartenlegerin,
die sich an Montgomery ranwirft – er beweist jedoch eiserne Treue
zu seiner Gattin. Beim finalen Shoot-Out (das sehr actionlastig und
temporeich gefilmt wurde), stellen sich der überkandidelt
agierende Manuel Muños und ein Indianer mit Flitzebogen auf
Gemmas Seite.
Der Film enthält einige wundervolle Szenen,
die man gewiss so schnell nicht vergisst – etwa als Montgomery von
Paco die Hand zerstochen wird. Glück gehabt: Nur weil gerade
Feiertag ist, hackt ihm der gute Paco nicht gleich die ganze Hand ab.
Unvergesslich auch die Szene, als Montgomerys kleine goldgelockte
Tochter ihm liebevoll den Colt nachlädt, weil er es mit seiner
verletzten Hand nicht schafft.
Die Musik wurde mal wieder von
Altmeister Morricone fabriziert und enthält neben dem
bittersüßen Titelthema (das zeitweise von einer einsamen
Kirchenorgel interpretiert wird) in den bedrohlichen Momenten auch
atonale Dissonanzen, die für den Maestro eher ungewöhnlich
sind.
Die DVD von Koch ist eine komplette Wolke und
präsentiert den Film erstmals im korrekten Bildformat 2, 35 : 1.
Die Tonspur enthält die alte Synchro von 1966, sowie eine
Neufassung von ´73, wo Gemma von Christian Brückner
gesprochen wird. Ich habe jedoch nach wenigen Minuten auf den
italienischen O-Ton umgeschaltet; eine prollige Synchronisation mag
ja für Filme wie HORRORSEX IM NACHTEXPRESS einen gewissen Charme
versprühen, bei diesem Film empfand ich die Sprüche der
Atmosphäre eher abträglich. Dennoch lobenswert, daß
Koch Media beide Fassungen auf den Silberling gepackt hat (zusätzlich
zur italienischen und englischen Tonspur).
Bei den Extras wird die fast halbstündige Dokumentation "A Western Greek Tragedy" hinzugereicht, wo Tessaris Ehefrau und Darstellerin Lorella de Luca, sowie Kameramann Sergio D´Offizi Anekdoten ausplaudern.
Bei den Extras wird die fast halbstündige Dokumentation "A Western Greek Tragedy" hinzugereicht, wo Tessaris Ehefrau und Darstellerin Lorella de Luca, sowie Kameramann Sergio D´Offizi Anekdoten ausplaudern.
- Pelle -
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