THE RIFFS II – FLUCHT AUS DER BRONX
("Fuga dal Bronx", Italien/USA 1983) R: Enzo G. Castellari
1990: Die Bronx
soll gesäubert werden. Henry G. Clarke (Enio Girolami), der
machthungrige Präsident des skrupellosen Immobilienkonzerns
"General Constructions", verkauft den Bewohnern die brutale
Zwangsräumung gönnerhaft als Umsiedelungsprojekt nach New
Mexico. Die Slums sollen eingeebnet werden, um dort schicke
Hochhaussiedlungen für die Upper Class hochzuziehen. Die schwer
bewaffneten Säuberungsverbände der DAS ("Disinfestation
Annihilation Squad"), gewappnet mit silbernen Schutzanzügen
und Motorradhelmen, räumen per Flammenwerfer und Maschinengewehr
den urbanen Moloch auf. Als eine der ersten Opfer trifft es die
Eltern von Trash (Mark Gregory), dem ehemaligen Bandenchef der
Rockergruppe "Riffs". Die Riffs sind längst zerschlagen
worden, die Gangs sind in alle vier Winde zerstreut – die
Überlebenden werden im Untergrund von dem Mexikaner Toblerone
[sic!] (Antonio Sabato) angeführt und formieren sich neu zum
Widerstand. Trash holt zum Gegenschlag aus, wofür er sich Hilfe
beim legendären Einbrecherkönig Strike (Giancarlo Prete)
und dessen sprengstoffkundigem Söhnchen holt. Geplant ist die
Entführung von Präsident Clarke. Der hat jedoch auch ein
brandheißes Eisen im Feuer: den staatlich finanzierten
Massenmörder Floyd Wrangler (Henry "I´m worse than
anybody!" Silva) , der auf präsidiales Geheiß die Bronx
in ein Schlachthaus verwandeln soll. Aber Trash ist ausgezogen, die
Staatsbüttel eine alttestamentarische Lektion in Kausalität
zu lehren: Wer Wind sät, wird Sturm ernten. Ein beispielloses
Blutbad nimmt seinen Lauf...
"Verlassen Sie die Bronx!
Tragen Sie sich ein für ein neues Zuhause im zauberhaften New
Mexico!" – Mit solch blumig-zynischen Worten preisen die
Lautsprecher der Säuberungs-Vans ihre Pogromaktion an, während
sie ruhigen Blutes die verkohlten Leichen aus den Häusern
schleifen. THE RIFFS 2 macht von der ersten Sekunde an deutlich, auf
welcher Seite der Film steht – die staatstragenden Elemente der
Legislative und Exekutive kommen dabei nicht sonderlich gut weg. Und
auch die Wirtschaft wird als korrupter Saustall entlarvt. War es im
ersten Teil noch die Waffenindustrie, die ihr Fett weg bekam, so
kriegt dieses Mal die Immobilienbranche den Rüffel.
Der Titel ist bei alledem etwas irreführend: Um eine FLUCHT AUS DER BRONX geht es gar nicht, eher um das genaue Gegenteil. Man will das heimatliche Territorium mit allen Mitteln und bis aufs Blut verteidigen.
Der Titel ist bei alledem etwas irreführend: Um eine FLUCHT AUS DER BRONX geht es gar nicht, eher um das genaue Gegenteil. Man will das heimatliche Territorium mit allen Mitteln und bis aufs Blut verteidigen.
Teilweise schlägt die Fortsetzung andere,
radikalere Töne als ihr Vorgänger an – THE RIFFS 2 ist
düsterer und brutaler, die Kämpfe gemeiner, das Abkratzen
dreckiger. Ansonsten ist auch im zweiten Teil der BRONX WARRIORS-Saga
alles beim Alten: coole Kostüme, abgewrackte Settings,
voluminöse Lockenfrisuren, fetzige Rockmusik und jede Menge
räudige Action.
Zimperlich geht Castellari auch beim zweiten Streich nicht zu Werke – dem Freund cineastischer Endzeit-Spektakel wird runde 80 Minuten ein bleigeschwängertes Blutbad und Feuerwerk um die Ohren gefetzt. Wie gehabt sind die zahlreichen Schießereien in Zeitlupenbildern à la Sam Peckinpah aufgelöst, Enzos großem Regie-Vorbild. Der Body Count erreicht locker astronomische Beträge; THE WILD BUNCH nimmt sich dagegen wie eine Episode von BONANZA aus. Es knallt und kracht an allen Ecken und Enden, und Langeweile kommt dabei nie auf.
Zimperlich geht Castellari auch beim zweiten Streich nicht zu Werke – dem Freund cineastischer Endzeit-Spektakel wird runde 80 Minuten ein bleigeschwängertes Blutbad und Feuerwerk um die Ohren gefetzt. Wie gehabt sind die zahlreichen Schießereien in Zeitlupenbildern à la Sam Peckinpah aufgelöst, Enzos großem Regie-Vorbild. Der Body Count erreicht locker astronomische Beträge; THE WILD BUNCH nimmt sich dagegen wie eine Episode von BONANZA aus. Es knallt und kracht an allen Ecken und Enden, und Langeweile kommt dabei nie auf.
Auch
bei der Darstellerriege gibt es nicht viel Neues zu berichten,
dementsprechend aber auch nichts zu bekritteln. Marco di Gregorio
erledigt seinen Job etwas überzeugender als im ersten Teil,
zumal er bei RIFFS 2 auf sein wenig kleidsames Lederwestchen
verzichtet. Schauspielerische Glanzleistungen sollte man auch dieses
Mal nicht erwarten, dafür schaut er hübsch grimmig aus der
Wäsche und teilt anständig mit seinem unerschöpflichen
Six-Shooter aus. Antonio Sabato (u.a. DAS GEHEIMNIS DER GRÜNEN
STECKNADEL und DER MAFIA-BOSS) kann als schmieriger Mexikaner
ordentlich punkten, und Giancarlo Prete (der "Scorpion" aus
METROPOLIS 2000) ist sehr überzeugend in seiner Rolle als
Strike. Der explosive Lausebengel an seiner Seite wird übrigens
von seinem leiblichen Sohnematz gegeben. Der absolute Knaller ist
aber ohne Frage der große Henry Silva als Oberkaputtmacher
Wrangler: "Fuck Headquarters!
I´m doing this my way!"
Und Henrys Weg, daran sollte kein Zweifel
bestehen, ist ein Weg der Schmerzen.
In einer kleinen Nebenrolle sehen wir übrigens die schöne Moana Pozzi, die in Corbuccis A TU PER TU mitspielte und einen Kurzauftritt in Fellinis GINGER UND FRED absolvierte – bekannter wurde sie, zumindest im Stiefelland, als recht freizügige Pornodarstellerin, die häufig gemeinsam mit Ciccolina agierte. Leider tauschte sie bereits 1994 im Alter von nur 33 Jahren das Lotterbett mit dem Sterbelager und ging von uns.
In einer kleinen Nebenrolle sehen wir übrigens die schöne Moana Pozzi, die in Corbuccis A TU PER TU mitspielte und einen Kurzauftritt in Fellinis GINGER UND FRED absolvierte – bekannter wurde sie, zumindest im Stiefelland, als recht freizügige Pornodarstellerin, die häufig gemeinsam mit Ciccolina agierte. Leider tauschte sie bereits 1994 im Alter von nur 33 Jahren das Lotterbett mit dem Sterbelager und ging von uns.
Die erneut wundervolle Kameraführung besorgte
dieses Mal Blasco Giurato, der bereits seit den späten 60ern
hinter der Linse steht und Genre-Perlen wie DIE FALLE oder LA ORCA
fotografierte. Die Musik komponierte der verdienstvolle Francesco di
Masi, der bereits bei EIN HAUFEN VERWEGENER HUNDE mit Castellari
zusammenarbeitete und später auch den Score für Fulcis NEW
YORK RIPPER schrieb.
Insgesamt gefällt mir FLUCHT AUS
DER BRONX einen Deut besser als THE RIFFS, denn die Story kommt
einfach etwas straffer und fetziger daher, die Atmosphäre ist
raubeiniger, das Pyromanen-Herz kann schwelgen und es wird noch
hemmungsloser aufs Gaspedal getreten.
Demnächst steht dann THE RIFFS 3 – DIE RATTEN VON MANHATTAN auf dem Menüplan, bei dem die Qualitätslatte merklich tiefer angesetzt werden muss. Oh no, Bruno, too much is not enough! – Das Niveau sinkt, die Stimmung steigt...
Demnächst steht dann THE RIFFS 3 – DIE RATTEN VON MANHATTAN auf dem Menüplan, bei dem die Qualitätslatte merklich tiefer angesetzt werden muss. Oh no, Bruno, too much is not enough! – Das Niveau sinkt, die Stimmung steigt...
Pflichtstoff!
– Wünschenswert wäre jetzt noch eine annehmbare
deutschsprachige Veröffentlichung, denn die Synchro ist vom
feinsten und gehört zum ungebremsten Genuss einfach dazu.
- Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.