DAS RÄTSEL DES SILBERNEN DREIECK
("Psycho-Circus" aka. "Circus of Fear", Deutschland/Großbritannien 1966) R: John Llewellyn Moxey
In London wird ein Geldtransport
überfallen. Zunächst läuft der gut durchdachte Plan
wie geschmiert, doch Gauner Mason (Victor Maddern) verliert die
Nerven, ein tödlicher Schuss fällt. Der Drahtzieher der
Aktion ist den Verbrechern nicht persönlich bekannt, per Telefon
bestellt er Mason und einen Teil der Beute zu sich. Als er sein Ziel
erreicht hat, erwartet den gestressten Mason eine böse
Überraschung. Derweil hat Scotland Yard unter der Leitung von
Inspektor Elliott (Leo Genn) die Ermittlungen aufgenommen. Ein
Hinweis führt die Polizei schnell auf die richtige Spur, die
Bande kann nach einer kurzen Verfolgungsjagd dingfest gemacht werden.
Damit ist der Fall aber noch nicht abschließend geklärt,
denn der Mörder ist noch immer auf der Flucht, ein Teil des Geld
fehlt. Elliott stösst bei seinen Nachforschungen auf das
Winterquartier des Zirkus Barberini. Chef Barberini (Anthony
Newlands) zeigt sich kooperativ, doch hinter den Kulissen brodelt es
gewaltig. Löwenbändiger Gregor (Christopher Lee) trägt
seit einem grausigen Unfall eine Maske, er wird von dem
kleinwüchsigen Mr. Big (Skip Martin) erpresst. Carl (Heinz
Drache), die rechte Hand Barberinis, scheint auf der Suche nach einer
bestimmten Person zu sein, treibt ihn der Wunsch nach Rache an? Auch
der Ganove Manfred (Klaus Kinski) streunt auf dem Gelände herum,
angeblich auf der Suche nach einem Job. Dann wäre da noch Gina
(Margaret Lee), die ihrem Freund, einem Messerwerfer, ständig
Hörner aufsetzt. Kann Elliott in diesem Gewusel den Überblick
behalten? Handelt es sich bei dem grausigen Leichenfund tatsächlich
um den gesuchten Mason? Wer wird das nächste Opfer des
rätselhaften Killers...???
"Das
Rätsel des silbernen Dreieck" kam 1966 in die Kinos, es
handelt sich um eine Edgar Wallace Verfilmung, die zu den wenigen
nicht von Rialto Film produzierten Werken zählt.
Interessanterweise wurde der Film in Farbe gedreht, kam aber in
Deutschland in Schwarzweiß zur Aufführung. Zusätzlich
unterscheidet sich der Schnitt der britischen und der deutschen
Fassung. Ich schätze die Schwarzweiß-Beiträge ebenso
wie die Farbfilme, die bei Rialto ab 1966 (Der Bucklige von Soho) zum
Zuge kamen. "Das Rätsel des silbernen Dreieck" wirft
naturgemäß die Frage auf, welche Version besser geraten
ist. Ich gebe der farbigen Fassung den Vorzug, denn in dieser Form
wirkt der Film auf mich stimmiger. Kein Wunder, er wurde schließlich
in Farbe gedreht. Die britische Fassung gefällt mir allerdings
auch vom Schnitt her besser. Der Schnitt für den deutschen Markt
versucht sich den Rialto Filmen zu anzupassen. Dies gelingt meiner
Meinung nach nicht ganz überzeugend, denn "Das Rätsel
des silbernen Dreieck" kommt durch und durch wie ein britischer
Streifen daher. So ist der Film folgerichtig immer dann am stärksten,
wenn er sich auf seine britischen Tugenden besinnt. Der Überfall
zu Beginn ist spannend und ansprechend inszeniert, hat aber kaum
etwas mit der typischen "Wallace Atmosphäre"
gemeinsam. Man sollte dem Streifen seine Eigenständigkeit
zugestehen, dann steht einem schönen Filmabend eigentlich nichts
im Wege. Werfen wir einen Blick auf die Besetzung. In der Rolle des
Ermittlers sehen wir Leo Genn, dessen typisch englisches Auftreten
kaum Gemeinsamkeiten mit "unserem" Inspektor Blacky
Fuchsberger aufweist. Seine Art erinnert da schon eher an den stets
ein wenig hüftsteif wirkenden Heinz Drache, zusätzlich
durch britischen Humor und eine liebenswerte Schrulligkeit ergänzt.
Jener Heinz Drache ist hier zwar nicht in der Rolle des Kriminalisten
zu sehen, ermittelt aber in eigener Sache und mit der üblichen
Beharrlichkeit. Dass Christopher Lee meist einen Sack über dem
Kopf trägt, ist zwar ein wenig schade, doch er punktet mit
seiner stattlichen Erscheinung und markanten Stimme, die man in der
englischen Fassung genießen darf. Mit Blick auf das deutsche
Publikum hat man (neben Heinz Drache) Klaus Kinski und Eddi Arent ins
Boot geholt. Während Kinski sich verschlagen und (für seine
Verhältnisse) zurückhaltend gibt, spielt Arent seinen
üblichen Stiefel runter, Albernheiten dominieren. Anthony
Newlands passt vortrefflich in die Rolle des Zirkusdirektors, Cecil
Parker stellt einen äußerst britischen Sir John zu Schau,
ein Kauz wie aus dem Bilderbuch der gesammelten Klischees. Nicht
unerwähnt bleiben soll Skip Martin, der mit markanter Mine den
genervten Christopher Lee drangsaliert. Die Damen erfreuen das Auge,
Suzy Kendall als anständiges Mädchen, Margaret Lee als das
verdorbene Gegenstück. Die gute Margaret glotzt ab und an ein
wenig derangiert aus der Wäsche. Kein Vergleich zu ihrer
atemraubenden Darbietung in "La bestia uccide a sangue freddo"
(Das Schloss der blauen Vögel, 1971), doch die hier zur Schau
gestellte Optik, passt zweifellos sehr gut zur Rolle der Lotterbraut.
Die Riege der Darsteller setzt auf einen gelungenen Mix aus
bekannten "Wallace Gesichtern" und britischen
Schauspielern. An der eindeutig englischen Ausrichtung des Films
ändert sich dadurch kaum etwas. Darauf sollte man sich als
Zuschauer einlassen können, wie ich bereits weiter oben
andeutete. "Das Rätsel des silbernen Dreieck" bleibt
durchweg spannend und unterhaltsam. Die Auflösung wird sicher
nur Wallace Neulinge überraschen können, trotzdem möchte
ich sie als gelungen bezeichnen. Mir gefallen die "britischen"
Rialto Filme "Das Geheimnis der gelben Narzissen", "Das
Verrätertor" und besonders "Das Geheimnis der weißen
Nonne" durch die Bank gut, auch dieser "Exot" aus
fremder Produktion findet meine Zustimmung.
Erneut sei mir
der Hinweis auf die britische Farbversion gestattet, die eindeutig
die bessere Wahl darstellt! Neben der stimmungsvolleren Optik und des
besser gelungenen Schnitts, gefällt hier auch die Musik besser.
Die DVD von Kinowelt bietet beide Fassungen an, wobei die deutsche
Version leider nicht im richtigen Format vorliegt. Mit diesem Makel
kann man gut leben, denn bei der englischen Variante stimmt nicht nur
das Format, zusätzlich ist die Bildqualität sehr
ansprechend geraten. Eine interessante Ergänzung scheint mir die
amerikanische DVD von Blue Underground zu sein, die eine weitere,
etwas längere Version des Films enthält (der
Laufzeitunterschied ist nicht ausschließlich auf den
Unterschied PAL/NTSC zurückzuführen). Diese Scheibe trägt
den Titel "Circus of Fear", sie fehlt mir leider noch in
der Sammlung, aber dieser Zustand wird sich mit Sicherheit ändern.
Ein guter und unterhaltsamer Film. Tolerante Wallace-Fans
werden ihre Freude haben, ebenso sollten Wallace-Skeptiker einen
Blick riskieren! 7/10 (gut)
Lieblingszitat:
"Ich hätte dich in die Themse schmeißen sollen!"
"Ich hätte dich in die Themse schmeißen sollen!"
- Blap -
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