DER RÄCHER
(Deutschland 1960) R: Karl Anton
Der
sogenannte Kopfjäger treibt sein Unwesen. Dieser üble
Mensch enthauptet seine Opfer, packt die abgetrennten Köpfe in
eine Schachtel und entsorgt sie irgendwo in der Landschaft. Den
Behörden qualmen mehr und mehr die Socken, ergo setzt der
Geheimdienstler Major Staines (Siegfried Schürenberg) den
pfiffigen Ermittler Michael Brixan (Heinz Drache) auf den Fall an. Im
Zuge seiner Nachforschungen stößt Brixan auf eine
Filmcrew, man inszeniert gerade unter der Leitung des Regisseurs
Jackson (Friedrich Schönfelder) einen romantischen Film, der vor
einer ländlich-herrschaftlichen Kulisse spielt. Die verdächtige
Seite eines Manuskripts erregt das Interesse Brixans, doch auch die
liebliche Schauspielerin Ruth Sanders (Ina Duscha) bringt den
Detektiv in Wallung. Extrem verdächtig macht Sir Gregory (Benno
Sterzenbach), der wenig sympathische Besitzer eines Anwesens, der zu
allem Überfluss auch noch Ruth nachstellt. Welche Rolle spielt
der verschrobene Lorenz Voss (Klaus Kinksi), der Jackson zuarbeitet
und gern zu tief in die Flasche schaut? Kann Brixan die zahlreichen
Knoten lösen, den Täter letztlich stellen und dingfest
machen? Es gilt einige Intrigen zu durchschauen und sich fiese
Schergen vom Leib zu halten...
"Der Rächer" kam
1960 in die Kinos, wurde aber nicht -wie der überwiegende Teil
der Edgar Wallace Verfilmungen- von Rialto Film produziert. Dieser
Streifen geht auf die Kappe von Kurt Ulrich-Film, Regie führte
Karl Anton. Noch bevor Heinz Drache und Siegfried Schürenberg in
zahlreichen Rialto Produktionen zu sehen waren, gaben sie in "Der
Rächer" gewissermaßen ihren Wallace Einstand. Drache
spielt seinen üblichen Stiefel herunter, kommt mir hier aber
noch ein wenig hüftsteifer als sonst vor. Siegfried Schürenberg
gibt in diesem Film nicht den liebenswerten Kasper, seine Rolle ist
weitaus ernsthafter angelegt. Überhaupt verzichtet man hier
weitgehend auf Humor, dafür tritt aber immer wieder ein
-Achtung: Neudeutsch- Trashfaktor in Erscheinung, was dann durchaus
für einige Schenkelklopfer sorgt. Ein Diener namens Bhag (Al
Hoosmann) poltert ab und an durch die Kulissen, der Bursche sieht aus
wie ein Werwolf auf Fleischentzug, eigentlich kaum zu beschreiben,
muss man gesehen haben! Kinski gibt sich gewohnt glibberig, bleibt
für seine Verhältnisse aber nahezu solide. Die übrige
Besetzung fällt nicht weiter auf. Sicher, Ingrid van Bergen darf
sich als Diva präsentieren, Ina Duscha ist hübsch
anzusehen. Gut, Benno Sterzenbach und Ludwig Linkmann sollen nicht
unerwähnt bleiben, denn sie spielen in der Tat
überdurchschnittlich auf. Der Film beginnt sehr atmosphärisch,
das Finale wird zwar ein wenig verschleppt, weiß aber ebenso zu
gefallen. Doch der Mittelteil neigt einfach zu häufig zum
Geplätscher, hier hätte man die Handlung straffen sollen,
was dem Gesamteindruck vermutlich sehr gut getan hätte. Einige
Teile der Handlung führen zu keinem sinnvollen Ergebnis, von
daher würden zehn Minuten weniger eindeutig mehr sein. Die
Auflösung ist gut gelungen, da gibt es nichts zu meckern. Die
Filmmusik hat mir nicht besonders gut gefallen, immerhin aber nicht
genervt. Im Vergleich zu den Rialto Filmen, fallen die bei dieser
Produktion teils altbackenen, steifen Dialoge auf. Es fehlt einfach
an Pepp. Immerhin sorgte die Stumpfheit mancher Zeilen, dann doch
wieder für ein leichtes, freudiges Zucken meiner Mundwinkel.
Auf mich wirkt der Film ein wenig unausgegoren. Manches passt
nicht wirklich zusammen. Starke Momente sind vorhanden, doch etlicher
Leerlauf sorgt für nachlassendes Interesse. Trotz der Schwächen
passiert immer noch gerade zur rechten Zeit irgendein Unfug. Sei es
das Erscheinen des grotesken Dieners, oder der plötzlich
auftauchende Asiate, der genauso flott wieder in der Dunkelheit
verschwindet. "Der Rächer" wurde von Kinowelt auf DVD
ausgewertet. Man hat sich eindeutig weniger Mühe gegeben, als
Universum es bei den Rialto DVDs getan hat. Ein Debakel ist die DVD
aber keineswegs, man kann mit der Scheibe recht gut leben. Empfehlen
möchte ich den Film nur Sammlern, die jeden "Nachkriegs-Wallace"
im Regal haben müssen. Für mich ist diese Scheibe also eine
Pflichtübung. Es fällt mir ein wenig schwer den Film anhand
des Zahlenrasters zu bewerten. Die schwächsten Rialto Filme
("Die seltsame Gräfin", "Der Zinker") habe
ich mit 6/10 bedacht, ich sehe "Der Rächer" knapp
unterhalb dieser Werke. Wenn die Konkurrenz nicht so stark wäre,
könnte ich mich zu 6/10 hinreißen lassen, doch mehr als
5/10 sind in diesem Fall leider nicht drin. Der Fairness halber sei
erwähnt, dass ich den Streifen keinesfalls schwach finde, doch
die "Anderen" liegen mir einfach mehr am Herzen!
Lieblingszitat:
"Sie sind wohl von der Filmselbstkontrolle..."
"Sie sind wohl von der Filmselbstkontrolle..."
- Blap -
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