Filmclub Bali
   
 

RACKET

("Il grande racket", Italien 1976) R: Enzo G. Castellari

Inspektor Palmieri (Fabio Testi) führt in Rom Ermittlungen gegen das organisierte Verbrechen durch. Doch der Kampf gegen das Gesindel ist nicht von Erfolg gekrönt, selbst nach einem Anschlag auf das Leben des Kriminalbeamten kommen die Täter ungeschoren davon. Wird diverser Pöbel verhaftet, so sind sofort clevere Rechtsverdreher vor Ort, Vorgesetzte und Gerichte legen dem Ermittler ebenso ständig Steine in den Weg. Eine von harter Hand geleitete Organisation breitet sich immer rasanter aus, wie ein gigantischer Moloch saugt das Verbrechen die Stadt auf. Erpresste Geschäftsleute trauen sich nicht auszusagen, wer es wagt der Polizei unter die Arme zu greifen wird grausam von den Gangstern bestraft, Vergewaltigung, Mord und Totschlag sind an der Tagesordnung. Mit der Macht des Kartells wachsen auch die Wut und die Verzweiflung von Palmieri, nur eine wüste Orgie der Selbstjustiz -jenseits aller rechtsstaatlichen Mittel- scheint Erfolg zu versprechen...
Racket
"Racket" ist ein herrlicher Polizeifilm aus der großen Zeit des italienischen Genrekinos. Regisseur Enzo G. Castellari hat den Fans des Italokinos einige schöne Filme geschenkt, zu Beginn seiner Karriere vornehmlich Western, später Polizeifilme und sogar wilden Endzeit-Trash wie die beiden "Bronx Warriors" Filme (1982, 1983), die in Deutschland unter "The Riffs" bekannt sind. Nicht zu vergessen der extrem unterhaltsame Kriegsactioner "Inglorious Bastards" (1978) aka "Ein Haufen verwegener Hunde".
Neben dem Giallo war der Polizei- und Gangsterfilm DAS Genre des Italokinos der siebziger Jahre. Der hier kurz vorgestellte Beitrag von Castellari gehört ohne Zweifel zum vorderen Drittel seiner Gattung. Eine durchaus reife und respektable Leistung, denn die Konkurrenz ist sehr stark und durchschlagend faszinierend. Fabio Testi erweist sich als erstklassige Wahl für die Hauptrolle. Die Hauptfigur ist nicht als eindimensionaler, unkontrollierter Einzelkämpfer gezeichnet. Zwar haut Palmieri auch gern zu und greift bei Bedarf beherzt zur Bleispritze, doch er ist durchaus in der Lage mit eiskalter Berechung gegen seine Gegner vorzugehen. Zunächst bekommen wir den sympathischen Sal Borgese als emsiges Helferlein von Testi zu sehen. Im späteren Verlauf der Erzählung übernimmt eine kleine Gruppe diese Rolle, jede Figur ist bereit im Rahmen ihrer Möglichkeiten bis ans Limit zu gehen, notfalls auch darüber hinaus. Selbstverständlich bietet "Racket" alle geschätzten Zutaten, die einen gelungenen Polizeifilm aus Italien ausmachen. Es gibt reichlich Prügel und Geballere, es wird geblutet und gestorben. Bei all dem zügellosen Treiben verliert Castellari aber zu keiner Zeit die Story aus den Augen, lässt die relevanten Figuren nicht im Gewusel der Gewalt untergehen.
Für jeden Fan dieses prächtigen Genres ist der Streifen eine klare Pflichtveranstaltung. Mir ging bei der Sichtung das Herz auf, das italienische Genrekino der damaligen Zeit gehört zu den größten Errungenschaften der Filmhistorie. Ich möchte keine dieser Perlen missen, jede Wiederveröffentlichung eines dieser Schätzchen ist ein Freudenfest für mich! Die DVD von Eyecatcher zeigt den Film in sehr schöner Qualität, es gibt ein wenig Bonusmaterial, eine nette Trailerparade zu anderen Titeln aus dem Programm des Labels ist ebenfalls mit an Bord. Eyecatcher geriet schon von einiger Zeit ins Gerede, wurde immer wieder der "Bootlegerei" bezichtigt. So soll für "Racket" die DVD aus dem Hause Blue Underground als Vorlage hergehalten haben. Die Antwort dürfte auf der Hand liegen, wer sein Gewissen nicht unnötig belasten möchte, fährt wohl mit der Blue Underground DVD auf der "moralisch sicheren" Seite. Dies ändert aber nichts daran, dass die Eyecatcher DVD zu den besten Veröffentlichungen des Labels zählt. Gerade bei einigen 2009 erschienenen Titeln hatte man sich ein paar Schlampereien erlaubt, bei "Racket" ist dies jedoch nicht der Fall.
Sehr gute Unterhaltung, ich bin begeistert! Dicke 8/10
Lieblingszitat:
"Zahlst du uns Schmerzensgeld... ...oder sollen wir aus dir eine Pizza machen?"
- Blap -





Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken, sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.
Der Filmclub Bali ist eine rein private, nicht kommerzielle Interessengemeinschaft, die ausschließlich geschlossene Veranstaltungen für Clubmitglieder organisiert. Der Clubvorstand selbst arbeitet ehrenamtlich. Mitgliedsausweise erhält man im Kulturzentrum Pelmke, im Café, direkt vor Ort am Abend der Vorführung oder vom Clubvorstand. Die monatlich zu entrichtende Clubgebühr dient nur zur Finanzierung von Sonderaktionen oder speziellen Angeboten. Der Clubbeitrag ist bis spätestens 21 Uhr zu entrichten, danach ist geschlossene Gesellschaft. Die Vorstellungen des Filmclubs Bali sind geschlossene Veranstaltungen privater Natur und stehen in keinem Zusammenhang mit der Programmgestaltung des Kinos Babylon. Die Vorstellungen finden einmal im Monat, vornehmlich an Freitagen, ab 20:30 Uhr, statt.
Impressum Haftungsausschluss Datenschutz