PERRAK
(Deutschland 1970) R: Alfred Vohrer
Auf einer Hamburger
Mülldeponie wird die Leiche einer jungen Frau gefunden. Man
zieht den erfahrenen Ermittler Perrak (Horst Tappert) hinzu, da er
sich im lokalen Milieu bestens auskennt. Bereits am Fundort des toten
Körpers genügt Perrak ein kurzer Blick, um die wahre
Identität der Leiche aufzudecken. Die junge Frau ist ein junger
Mann, ein einschlägig bekannter Transvestit. Bei seinen
Nachforschungen stößt der Kripobeamte immer wieder in
Wespennester. Fiese Erpresser, sexuelle Ausschweifungen, ein gut
getarntes Bordell unter der Leitung einer alten Bekannten, selbst
hohe Amt- und Würdenträger scheinen in den Fall verwickelt
zu sein. Als Perrak den stadtbekannten Gauner Kaminski (Hubert
Suschka) zu sehr in Bedrängnis bringt, wird sogar der Sohn des
Polizisten entführt. Doch Perrak lässt sich von keinem noch
so widerwärtigen Verbrecher stoppen...
Regisseur
Alfred Vohrer wurde durch seine zahlreichen Arbeiten für Rialto
Film zu einem gefragten Mann. Etliche Edgar Wallace und Karl May
Verfilmungen gehen auf sein Konto. In den späten sechziger
Jahren verließ Vohrer Rialto und wechselte zu Roxy Film, nach
dieser Phase wurde er für das Fernsehen aktiv (Derrick, Der
Alte). Aus seiner Zeit bei Roxy Film stammt auf "Perrak".
Alle Beteiligten lassen hier ordentlich die wilde Wutz von der Kette,
offensichtlich hatte man am Set des Films jede Menge Freude (es kommt
zumindest so rüber). Horst Tappert zeichnet die Figur Perrak als
eine Art "weniger trockenen Vorläufer" seiner späteren
Paraderolle Derrick. Immer einen Spruch auf den Lippen, bei Bedarf
auch harsch zupackend. Der Film kommt mit herrlichen, oft groben
Dialogen daher, gewährt Einblicke in die Halbwelt der
norddeutschen Metropole Hamburg. Vohrer suhlt sich mit Wonne im Sumpf
der Gauner, Bordelle und vor allem der Transen. Da der gute Herr
Vohrer dem eigenen Geschlecht zugeneigt war, konnte er sich hier so
richtig austoben, warum auch nicht! Es macht einfach riesigen Spaß
das Deutschland der frühen siebziger Jahre auf diese Weise zu
betrachten. Aus heutiger Sicht unfassbar inkorrekte Ansagen, hier
gibt keine Schwarzen sondern Bimbos. So wird dann auch ein
maximalpigmentierter Mitmensch von Gauner Kaminski -vortrefflich
ekelhaft von Hubert Suschka gespielt- unter sklavenhaften Bedingungen
gehalten und ständig gedemütigt. "Ich heiße
nicht Bimbo!", beschwert sich der arme Bursche. "Du heißt
Bimbo, Bimbo!", schallt es aus Kaminskis Schandmaul zurück
(zumindest so in der Art, ich habe den genauen Wortlaut nicht im
Kopf). Doch natürlich bepöbelt sich der Pöbel auch
untereinander, beschimpft die Bullen, packt bei Bedarf Schlagring und
Wumme aus. Doch nicht nur Tappert und Suschka rocken richtig ab!
Werner Peters kommt gewohnt abstoßend daher, Arthur Brauss
(hier supercool als Art Brauss unterwegs) gibt einen Handlanger
Suschkas. Walter Richter taumelt volltrunken und abgewrackt über
die Müllkippe, Wolf Roth mimt einen tragischen Kleinkriminellen,
Jochen Busse schleimt verschlagen durch die Kulissen. Nicht zu
vergessen Judy Winter als Puffmutter... ...hach, sie sind einfach
ALLE grandios!
Die Handlung überrascht mit diversen
Wendungen, ergo sollte man trotz des hohen Spaßfaktors
aufmerksam am Ball bleiben! Nun könnte man bemängeln, dass
sich der Film in der zweiten Hälfte wie ein glitschiger Aal
windet. Doch ich bin der Ansicht, gerade deshalb werden auch weitere
Sichtungen noch jede Menge Unterhaltungswert bieten, der Streifen
sich nicht so schnell "abnutzen". Am Ende laufen alle Fäden
zusammen, Perrak präsentiert und ausführlich seine
Auflösung des Falls, nachvollziehbar und logisch! Deutscher
Kriminalfilm trifft auf Sleaze. Das Ergebnis kann man von mir aus als
Krautploitation bezeichnen, was der Sache wohl einigermaßen
gerecht wird. Schändlich ist allerdings die Tatsache, dass es
bisher keine DVD Auswertung dieses wunderbaren Vohrer Films gibt. Ich
hoffe da tut sich in der Zukunft etwas!!!
Sehr gut! Mehr davon! Danke, Frau Vohrer! 8/10
Lieblingszitat:
"Ich hab das Gefühl, Perrak, dass Sie mit Leichen doch ganz gut können."
"Danke! ...und was für ein Gefühl haben Sie noch?"
"Ich hab das Gefühl, Perrak, dass Sie mit Leichen doch ganz gut können."
"Danke! ...und was für ein Gefühl haben Sie noch?"
(Man könnte wohl eine ganze Seite mit prächtigen Zitaten dieser Sause füllen! Besorgt
euch den Stoff und schaut selbst, es lohnt sich!)
- Blap -
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