THE PERFUME OF THE LADY IN BLACK
("Il profumo della signora in nero", Italien 1974) R: Francesco Barilli
Silvia
Hacherman (Mimsy Farmer) ist beruflich erfolgreich und bewohnt eine
schicke Wohnung. Doch Ereignisse aus ihrer Kindheit beschäftigen
sie noch immer. Die junge Frau wird von Albträumen geplagt, nach
und nach scheint sie sich in einen Wahn zu steigern, der sie auch am
Tag immer häufiger heimsucht. Ihr Freund Roberto (Maurizio
Bonuglia) kann diese Probleme nicht nachvollziehen, Silvia fehlt eine
vertauenswürdige Bezugsperson der sie ihr Herz ausschütten
kann. Ihr Nachbar Signor Rossetti (Mario Scaccia) ist ein
freundlicher älterer Herr, mit dem sich die Geplagte gut
versteht, doch gleichzeitig kommt er fast ein wenig unheimlich daher.
Als dann auch noch ein kleines Mädchen in Silvias Wohnung
auftaucht, verschwimmen die Grenzen zwischen Wahn und Realität
endgültig...
Die erste
Regiearbeit von Francesco Barilli kann mit einer fesselnden Story
punkten, die erfreulicherweise in sehr schönen Bildern
eingefangen wurde. "Il profumo della signora in nero"
fasziniert mit einer intensiven Atmosphäre, die sich dank des
gemäßigten und ruhigen Erzähltempos prächtig
entfalten kann. (Wenige) wüste Schauwerte gibt es gegen Ende des
Films zu sehen. Diese wirken aber nicht wie aufgezwängte
Fremdkörper, sondern untermalen das Treiben sehr stimmungsvoll.
Sehr geschickt setzt man schon früh vermeintlich belanglose
Kleinigkeiten ein, die umgehend auf die drohende Gefahr hinweisen,
die aufkommende Verzweiflung der Hauptfigur regelrecht greifbar
machen. Da reicht schon das Anschalten diverser Lichtquellen durch
Silvia, wohlgemerkt bevor sie ihre Wohnung verlässt. Auch
bezüglich der Darsteller gibt es positives zu berichten. Mario
Scaccia hat mir besonders gut gefallen, sein Herr Rossetti sorgt bei
jedem Auftreten für unterschwellige Spannung, verbindet
vordergründige Freundlichkeit mit finsteren Abgründen. Mit
fürchterlichem Schrecken, der nur ganz knapp unterhalb der
sauberen Fassade darauf wartet unheilvoll auszubrechen. Maurizio
Bonuglia kommt als Lebensgefährte der Hauptfigur recht glatt und
teils kalt daher, was letztlich rundum zum Verlauf und der Auflösung
der Geschichte passt.
"Eigentlich" müsste mich
diese schöne Mystery-Grusel-Perle mit Wonne erfüllen. Doch
leider gibt es einen großen Hemmschuh, die Hauptdarstellerin
Mimsy Farmer. Während sie mir in Dario Argentos "Vier
Fliegen auf grauem Samt (4 mosche di velluto grigio, 1971) nicht
weiter auffiel, störte mich ihr Mitwirken in "Autopsie -
Hospital der lebenden Leichen" (Macchie solari, 1975) schon sehr
deutlich. Während mich in "Autopsie" ihre
schauspielerische Leistung nicht überzeugte, kann ich ihr ein
Versagen auf dieser Ebene nicht für "The Perfume..."
anlasten. Zugegeben, Frau Farmer liefert eine durchaus solide
Vorstellung ab. Aus mir bricht der Chauvi hervor, denn ich finde die
Dame ungefähr so attraktiv wie einen kompostierbaren Teebeutel.
Aber selbst dies ist nicht der Grund für meinen Ärger, ich
kann Mimsy Farmer einfach nicht ausstehen. Es gibt keine sachliche
oder vernünftige Begründung dafür, es ist einfach so.
Da der Film aber stark auf dem Mitfühlen mit der Hauptfigur
aufbaut, funktioniert der Streifen für mich zu einem erheblichen
Teil nicht mehr. Anstatt zu zittern, darauf zu hoffen die "Heldin"
möge einen Ausweg aus dem um sich greifenden Grauen finden,
erfreute ich mich an jedem Leid das ihr geschah. Der Film wird
dadurch pervertiert, dass ich ein zutiefst subjektiver und manchmal
intoleranter Gipskopf bin. Vermutlich sollte ich mich nun schämen,
aber dieses Gefühl will sich nicht einstellen. Im Gegenteil, mir
bereitet das Ende des Streifens sadistische und bizarre Freude! Es
wird Zeit über eine Ausweitung der psychologischen Betreuung
nachzudenken, keine Frage.
Wäre "Il profumo della
signora in nero" mit einer Hauptdarstellerin besetzt, für
die ich meine Zustimmung erteilen könnte... ...dann würde
an dieser Stelle wohl eine Bewertung im Bereich von 7,5/10 (gut bis
sehr gut) stehen. Ergo empfehle ich jedem Filmfreund eine Sichtung
der Sause, denn sicher wird nicht jeder mit Mimsy Farmer solch
ausufernde Probleme bekommen. Mir ist nun endlich klar, dass Candice
Bergen der Thron der "schrecklichsten Frau auf Erden" nicht
mehr alleine gebührt. Danke, Mimsy! Die italienische DVD von
Raro Video überzeugt mit schöner Qualität, zusätzlich
gibt ein interessantes Interview mit Francesco Barilli zu sehen.
Neben dem italienischen Ton, liegt der Film auch in englisch auf der
Scheibe vor.
Lieblingszitat:
"Sometimes I really don't understand you..."
"Sometimes I really don't understand you..."
- Blap -
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