PANIK IN DER SIERRA NOVA
(„Day of the Animals“, USA 1977) R: William Girdler
Tierhorror mit Öko-Message
Steve
Buckner (Christopher George) begibt sich mit einer Reisegruppe auf
einen zweiwöchigen Trip, man will eine wild-romantische Berg- und
Waldlandschaft durchwandern. Per Hubschrauber geht es zum
Ausgangspunkt der ausgedehnten "Wanderung". Schon vor dem
Start des Ausflugs, hört man immer wieder von Tieren die sich
merkwürdig verhalten. In der Nacht wird eine junge Frau von einem
Wolf attackiert und verletzt, immerhin kann man das Tier recht
schnell verscheuchen. Um der Gruppe nicht zur Last zu fallen, machen
sich die Verletzte und ihr Ehemann auf den Rückweg, die anderen
setzen den Marsch fort. Die Fauna zeigt sich mehr und mehr
feindselig, die Sorgenfalten auf der Stirn von Steve vertiefen sich.
Auch der Indianer Daniel Santee (Michael Ansara) ist beunruhigt,
während Unsympath Paul Jenson (Leslie Nielsen) immer stärkere
Aggressionen an den Tag legt. Eine vorgefundene Versorgungsstation
ist geplündert, was die Stimmung zusätzlich in den Keller zieht.
Schliesslich kommt es zu einer weiteren Teilung der Gruppe. Nach
einem handgreiflichen Streit zwischen Buckner und Jenson, zieht ein
Teil der Ausflügler mit Jenson weiter. Eine fatale Entscheidung,
denn nicht nur die Tiere drehen völlig durch, und greifen die
Menschen an, Jenson verliert obendrein völlig die Kontrolle über
sein Handeln. Aber auch Buckner, Santee und deren Begleiter, soll
das tierische Grauen mit aller Gewalt heimsuchen. Gibt es ein
Entrinnen aus der höllischen Idylle...???
1976
inszenierte William Girdler den unterhaltsamen "Grizzly",
der im Windschatten des Erfolges von "Jaws" segelte.
"Panik in der Sierra Nova" bietet uns erneut Christopher
George in der Hauptrolle an, Richard Jaeckel ist ebenfalls wieder
mit von der Partie. Abermals streifen die Protagonisten durch eine
malerische Landschaft, allerdings kam diese in "Grizzly"
ein wenig besser zur Geltung. "Sierra Nova" beschränkt
sich nicht auf einen "bösen Bären", hier fällt gleich
alles mögliche an Getier über die armen Menschlein her. Wölfe,
Pumas, diverses Federvieh, Schlangen, Ratten, sogar der
unbescholtene Deutsche Schäferhund, tritt in geballter und
bestialischer Form auf. So geht es in der Sierra Nova eine Spur
umtriebiger zu, als ein Jahr zuvor bei der Hatz auf Meister Petz.
Der Plot weist unfassbare Ungereimtheiten auf, wieso begibt man sich
in eine abgeschiedene Gegend voller wilder Tiere, verzichtet dabei
aber auf Waffen und vor allem auf ein Funkgerät? Gestört hat mich
solcher Unfug freilich nicht, meine Vorliebe für liebenswerten
Blödsinn ist kein Geheimnis. Bereits im Vorspann wird per Text auf
das bedrohliche Ozonloch hingewiesen, der Film liegt damit im Trend
seiner Zeit, in der die Menschheit (zumindest ein Teil dieser) damit
anfing sich Gedanken über Umweltschutz zu machen. Die ungesunde
Einwirkung der Sonne, dient folglich als Erklärung für das
Verhalten der Tiere. Warum man diese Erklärung schon vorab
präsentiert ist mir rätselhaft, hält man das Publikum für so
dumm und phantasielos? (Die mögliche Antwort behalte ich mir vor,
grins...)
Christopher George stellt zwar eine andere Figur
dar, doch sein Charakter ist gewissermaßen ein Abklatsch seines
Rangers Michael Kelly aus "Grizzly". Macht nichts, denn
der aufrichtige, hilfsbereite und anständige "Held",
passt vorzüglich zur kantigen Grinsefratze des Herrn George.
Richard Jaeckel hat leider einen recht unscheinbaren Part erwischt,
er kommt als freundlicher Professor MacGregor kaum zum Zuge. Wer
Leslie Nielsen nur als Possenreißer kennt, lernt in diesem Streifen
eine andere Seite des kürzlich Verstorbenen kennen. Nielsen darf
herrlich fies, herablassend und aggressiv aufspielen, was ihm meiner
Meinung nach ganz vorzüglich gelingt. Aufhorchen lässt auch Ruth
Roman, die als überforderte Mutter ständig mit ihrem Sohn hadert.
Lynda Day George sorgt für den hübschen Part, zwischen ihr und
Christopher George knistert es dezent (Was nicht wundert, die
Schauspieler waren ein Paar). Vielleicht sollte noch Michael Ansara
genannt werden, der als "Co-Held" neben Chris George
fungiert. Schleimfratze Andrew Stevens taucht in einigen
Produktionen auf, belästigt meine Netzhaut mit seiner Anwesenheit.
Er gibt ein kleines Würstchen, hat daher genau den richtigen Job
erwischt (Entschuldigung. Vielleicht bist du ein netter Kerl,
Andrew). Ansonsten gibt es nichts viel über die Besetzung zu
berichten, Leslie Nielsen ist der heimliche Star des Flicks, alle
anderen Mitwirkenden spielen solide ihren Stiefel runter.
Immer
wieder drängt sich der Vergleich mit "Grizzly" auf. Beide
Filme stammen von William Girdler, entstanden zeitnah und bewegen
sich auf identischem Terrain. Insgesamt kommt mir "Grizzly"
durchdachter und handwerklich solider ausgeführt vor. Zusätzlich
punktet der Bärenhorror mit seinem besseren Gespür für schöne
Bildkompositionen, bezieht die herrliche Landschaft vorzüglich mit
ein. Jedoch hat "Panik in der Sierra Nova" einen
gewaltigen Trumpf in der Hinterhand, den Girdler mit Geschick und
guter Dosierung ausspielt: Die stets unterschwellig präsente, teils
in den Vordergrund drängende Endzeitstimmung. Wenn ein Überlebender
durch eine verlassene Ortschaft taumelt, später Truppen in
futuristischen Schutzanzügen auftauchen, dann geht mir das alte
Herzchen vollends auf. Daraus lässt sich ableiten, warum man bei
diesem Film weniger wert auf die Präsentation der wunderschönen
Umgebung legte, denn aufkommende Postkartenidylle wäre der
Atmosphäre wenig zuträglich. Genau aus diesem Grund hat "Sierra
Nova" den Nasenschwamm knapp vor "Grizzly", der
Genuss im gepflegten Doppelpack sei Tierhorror-Fans hiermit
ausdrücklich ans Herz gelegt!
In Deutschland ist der Film
unter verschiedenen Titeln, sowie in unterschiedlichen
Verpackungsvarianten, auf den Markt geworfen worden. Mir liegt die
oben abgebildete Ausgabe vor, eine kleine Hartbox von Retrofilm
(Cover B). Ferner steht von Retrofilm eine weitere kleine Hartbox
bereit, zusätzlich waren grosse Hartboxen mit zwei verschiedenen
Motiven im Handel, versehen mit einer Limitierung auf jeweils 111
Exemplare pro Cover. Von Voulez Vouz Film existiert eine
"Kaufhausversion", die im Amaray angeboten wird. Dort
lautet der Titel "Tierterror in der Sierra Nova",
technisch sind die Scheiben identisch. "Sierra Nova" ist
in unterschiedlichen Formaten auf der DVD enthalten. Im alten
Kinoformat wurde das Material nicht überarbeitet. Die andere
Fassung in 1,85:1, wurde offensichtlich durch sinnfreies verändern
des Bildformats, zusätzlich durch den unglücklichen Einsatz von
Filtern, eindeutig verschlimmbessert. Ich bevorzuge das breitere
Format, die zahlreichen Defekte sind mir weitaus lieber, als die
vermurksten Restaurationsbemühungen. Sogar eine kleine
Bonusabteilung ist an Bord. Die Auswertung ist nicht perfekt, doch
man gut mit der DVD leben. Schon vor Jahren war eine Scheibe von
E-M-S im Handel, die man aus heutiger Sicht wohl vernachlässigen
kann.
"Panik in der Sierra Nova" zählt sicher
nicht zur Spitze des Genres, stellt den Tierhorror-Liebhaber
allerdings zufrieden. Ergo ziehe ich verdiente 7/10 (gut)! ...und
weise erneut auf "Grizzly" hin, gönnt euch dieses
knuffige Doppelpack!
Lieblingszitat:
"Statt durch die Landschaft zu kriechen, hätte ich das Geld lieber zum Psychiater tragen sollen. Wäre bequemer gewesen."
"Statt durch die Landschaft zu kriechen, hätte ich das Geld lieber zum Psychiater tragen sollen. Wäre bequemer gewesen."
- Blap -
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