PACO – KAMPFMASCHINE DES TODES
("Vendetta dal futuro", Italien 1986) R: Sergio Martino
Der fiese Konzernboss Turner (John
Saxon) will einen lästigen Reformpolitiker beseitigen lassen. Da
trifft es sich gut, dass man eine Gestalt wie Paco Queruak (Daniel
Greene) zur Verfügung hat. Der Bursche verunfallte einst zu
Mettgut, wurde jedoch zusammengeflickt, die defekten Teile ersetzte
man durch Mechanik und Elektronik. Damit die Mensch-Maschine nach den
Vorstellungen der Befehlshaber funktioniert, hat man
selbstverständlich das Gedächtnis des Unglücklichen
gelöscht. So taucht Paco schließlich bei seinem Ziel auf,
aber irgendetwas in ihm lässt ihn ahnen, dass er im Begriff ist
ein Unrecht zu begehen. Der Teilcyborg verübt daher nur einen
halbherzigen Anschlag, ganz bewusst tötet er den Politiker
nicht, sondern fügt ihm lediglich eine Verletzung zu. Paco
gelingt die Flucht vor der Polizei, doch nun wollen ihn der äußerst
verärgerte Turner loswerden. Paco findet im abgelegenen Hotel
der hübschen Linda (Janet Agren) Unterschlupf. Der großmäulige
Raoul (George Eastman) gerät bald mit dem Flüchtigen
aneinander. Natürlich kann Paco den Schwachmaten locker in seine
Schranken weisen. Wirkliche Gefahr geht von den Häschern aus,
die Turner längst auf die Fährte des Abtrünnigen
angesetzt hat. Sogar die Dienste eines namhafter Profikillers aus
Europa (Claudio Cassinelli) werden in Anspruch genommen. Ein blutiger
Showdown scheint unausweichlich...
Regisseur
Sergio Martino hat einen Platz in meinem Herzen sicher, schließlich
verdankt ihm die Filmwelt einige der schönsten Gialli überhaupt.
Für Filme wie "Der Killer von Wien" (Lo strano vizio
della Signora Wardh, 1971) oder "Your Vice is a locked Room and
only I have the Key" (Il tuo vizio è una stanza chiusa e
solo io ne ho la chiave , 1972), kennt meine Begeisterung keine
Grenzen. Auch im Western und Polizeifilm war Martino aktiv, Komödien
gehörten zu seinem Betätigungsfeld, nach dem Niedergang des
italienischen Genrekinos war (und ist) er als Regisseur für das
Fernsehen aktiv. In den achtziger Jahren war das italienische Kino
schon angeschlagen, trotzdem ereilten uns noch jede Menge herrlicher
Streifen. Martino beglückte die Fans 1983 mit dem
Endzeit-Trasher "Fireflash - Der Tag nach dem Ende" (2019:
Dopo la caduta di New York), 1986 stürmte "Paco der
freundliche Schmalspur-Terminator" durch sein staubiges
Abenteuer. Daniel Greene passt gut in Rolle des zur Kampfmaschine
umgebastelten Menschen, man sollte ihn noch in diversen Produktionen
sehen, aber "Paco" scheint mir der erinnerungswürdigste
Auftritt zu sein. Janet Agren freundet sich mit dem rätselhaften
Fremden an, nach und nach fasst man Vertrauen zueinander. Als Paco
seiner neuen Freundin mit zerknirschtem Gesicht den
Terminator-Unterarm präsentiert, erträgt diese den Anblick
dann auch mit angemessener Fassung. Die Highlights der Besetzung sind
allerdings in den Nebenrollen zu finden. George Eastman ist immer ein
gern gesehener Gast, egal ob freundlich oder als Bösewicht, egal
ob er seine Eingeweide verspeist oder mit geschlossener Hose Frau
Gemser nagelt. Was auch immer Eastman veranstaltet, der Spaßfaktor
ist nie zu verachten. John Saxon wütet als skrupelloser Bonze
durchs Szenario, ständig faltet er seine Schergen zusammen, bis
er schließlich selbst zur Wumme greift. Chefsache bleibt
Chefsache. Leider hat der Film auch eine tragische, sehr traurige
Seite. Claudio Cassinelli -den ich sehr schätze- verstarb
während der Dreharbeiten durch einen Unfall. Cassinelli wurde
lediglich 47 Jahre jung, er wirkte in einigen Perlen des Italokinos
mit. Als Beispiele seien "Der Tod trägt schwarzes Leder"
(La polizia chiede aiuto, 1974), "Morte sospetta di una
minorenne" (1975) und "Die weiße Göttin der
Kannibalen" (La montagna del dio cannibale, 1978) genannt. Die
beiden letztgenannten Filme entstanden ebenfalls unter der Regie von
Sergio Martino, auch mit Lucio Fulci arbeitete Cassinelli mehrfach
zusammen. Donal(d) O'Brien ist kurz mit von der Partie, ihm wird von
Turners Killerkommando übel mitgespielt.
Was Sergio
Martino anpackt hat immer handwerkliche Qualität und ist sauber
inszeniert. Sicher, längst nicht jedes seiner Werke hat die
Klasse eines "Der Killer von Wien", doch selbst bei leicht
trashigen Sausen wie "Paco" ist immer die Hand eines
fähigen Machers zu erkennen. "Paco" benötigt ein
wenig um so richtig in die Gänge zu kommen, die letzte halbe
Stunde macht dafür aber umso mehr Spaß. Es kracht und
scheppert, es wird geblutet und gestorben, und dann wäre da noch
diese prachtvolle Laserkanone, die Meister Saxon schließlich
selbst anlegt um den lästig gewordenen Paco zu beseitigen. Der
Score von Claudio Simonetti untermalt das Treiben auf angenehme
Weise. Zwar nicht so prägnant und packend wie diverse Goblin
Soundtracks, doch es kann ja nicht immer die Qualität der
Filmmusiken zu "Dawn of the Dead" oder "Profondo
Rosso" erreicht werden. Obwohl der Streifen an manchen Stellen
ein wenig mehr Tempo gebrauchen könnte, stellt das Endergebnis
mehr als zufrieden. Würde die Klasse der letzen halben Stunde
während der gesamten Laufzeit geboten, müsste ich dem Werk
sofort einen Platz auf meinem Alter freimachen. In der vorhandenen
Form reicht es dann zwar nicht für die höchsten Weihen, ein
"gut bis sehr gut" hat sich der Film aber ohne Zweifel
verdient! Leider liegt keine vernünftige DVD-Auswertung vor, ich
hoffe ein Label erbarmt sich irgendwann! Ich danke dem edlen Spender
und Filmfreund für die mir überlassene Version!
7,5/10
Lieblingszitat:
"OK, ihr Schweine! Ihr wolltet die Hölle, jetzt bekommt ihr sie!"
"OK, ihr Schweine! Ihr wolltet die Hölle, jetzt bekommt ihr sie!"
- Blap -
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