Die OKAMI-Reihe
OKAMI – DAS SCHWERT DER RACHE
(„Kozure Ôkami: Kowokashi udekashi tsukamatsuru“, Japan 1972) R: Kenji Misumi
Ittô Ogami, der Scharfrichter des
Shogun wird das Opfer einer Intrige. Doch anstatt, wie vom Shogun
gefordert Selbstmord zu begehen, flüchtet Ittô zusammen mit seinem
Sohn Daigoro um blutige Rache zu nehmen.
Ein Prolog erklärt die Situation
Japans in der Edo-Zeit. Durch folgende Rückblenden wird das
Schicksal von Ittô Ogami definiert. Die Zeiten sind hart und die
Macht des Schwertes regiert das Land. Ein Segen für Ittô, dass er
ein Meister des Stahls ist und seine Widersacher schnell in die Hölle
befördert.
Nach der Manga-Vorlage Lone Wolf &
Cub hat Kenji Misumi ein sehr düsteres und brutales Werk geschaffen.
Ein Film der mit Blut und abgetrennten Gliedmaßen nicht geizt und
den Zuschauer zum Beobachter des Infernos werden lässt. Zwielichte
Gestalten, Halunken und Vergewaltiger wie auch einige Personen die
einfach nicht den Schuss gehört haben sind die Vorboten der Hölle
durch die sich Ittô mitsamt eines Kinderwagens, in dem der gute
gelaunte Daigoro zu Hause ist, bewegt.
Die Musik wurde perfekt ausgewählt.
Eine Komposition die einzig aus begleitenden Bongos und den Tönen
einer verzerrten E-Gitarre besteht. Stilmäßig ein klein wenig bei
Neil Youngs Score zu „Dead Man“ angesiedelt.
„Das Schwert der Rache“ ist ein
sehr guter Auftakt der sechsteiligen Okami-Reihe, ein Auftakt der die
Weichen auf finster und brutal stellt.
Fazit: Der Weg durch die Hölle ist mit
Blut getränkt, doch Itto und Daigoro Ogami beschreiten ihn
unaufhaltsam weiter, und der Zuschauer kann sich auf ein Wiedersehen
am Totenfluss freuen.
7,5/10
OKAMI – AM TOTENFLUSS
(„Kozure Ôkami: Sanzu no kawa no ubaguruma”, Japan 1972) R: Kenji Misumi
Sayaka Yagyu und ihr Clan wollen nun
ebenfalls für den Tod von Itto Ogami und Daigoro sorgen und sind
ihnen schon auf der Spur. Ogami hat hingegen den Auftrag übernommen
drei Männer zu töten. Demnach lauert der Tod hinter jeden Grashalm.
Der Schädel eines Kontrahenten wird
von Ogami gespalten und Daigoro schaut aus dem Kinderwagen
interessiert zu. Der Pfad der Hölle wird weiter beschritten und
führt am Totenfluss vorbei. Itto Ogami und Daigoro sind zurück und
Kenji Misumi legt im zweiten Film der Okami-Reihe noch eine Schüppe
drauf. Die Ungewissheit der Situationen lässt den Tod stets über
diesen schweben. Sicher ist hier Niemand und keiner kann garantieren,
dass er in der nächsten Minute noch leben wird.
Wie bereits aus dem Vorgänger bekannt,
haben sich unsere beiden Helden vom menschlichen Weg zurückgezogen
und wandelt nun als Boten des Todes über den Erdball. Doch sie sind
immer mehr ein Dorn im Auge der Clans. Der Teufel in Menschengestalt
nennt sich Sayaka Yagyu und ihre Dienerinnen sind Meisterinnen des
Verstümmelns.
Weiterhin sind die drei Todesgötter
unterwegs um den Hauch des Todes zu verbreiten. Die Vorstellung
dieser drei Personen erfolgt auf eine sehr interessante Weise. Die
Bilder wurden übereinander gelegt, so dass man Itto Ogami und die
drei Todesgötter gleichzeitig sehen kann. Was die Kameraarbeit
anbelangt, so kann man die Verantwortlichen eh nur in den besten
Tönen loben.
Neben Itto Ogamis Schlachtplatte ist
auch Daigoro sehr aktiv und nutzt die eingebauten Messer im
Kinderwagen, auch die Zahl Vier lernt Daigoro neu kennen, da der
Zählvorgang: Eins, Zwei, Drei, Fünf schließlich nicht ganz richtig
ist.
Fazit: Wenn die Häscher des Bösen in
der Wüste abgeschlachtet wurden, dann heult der Wüstenwind und
trägt das todbringende Duo in ihr nächstes Abenteuer, denn der „Der
Wind des Todes“ wartet bereits und dieser kennt definitiv kein
Erbarmen.
8,5/10
OKAMI – DER WIND DES TODES
(„Kozure Ôkami: Shinikazeni mukau ubaguruma“, Japan 1972) R: Kenji Misumi
Itto Ogami und Daigoro sind weiterhin
auf der Suche nach Rache und ihr Weg konfrontiert sie erneut mit den
Abgründen der menschlichen Seele. Als eine junge Frau in die
Zwangsprostitution getrieben werden soll, greift Itto Ogami ein, doch
dieses bringt ihm alles andere als neue Freunde. Seine Zahl von
Feinden wächst stetig.
Der Weg zum Wind des Todes führte über
den Totenfluss, und dort beginnt auch das dritte Abenteuer des
apokalyptischen Duos. Nicht nur die Zwangsprostitution führt zu
großem Ärger und vielen Qualen, auch die so genannten
Geleit-Söldner präsentieren eine dunkle Seite Japans. Ein
vergewaltigungssüchtiges Pack ohne Tischmanieren, geleitet von einem
unehrenhaften Samurai. Einen Menschen der zuerst den Anschein eines
Satans erweckt, aber der alles andere als das Böse verkörpert. Ein
interessantes Aufeinandertreffen zwischen ihm und Itto Ogami, zweier
Menschen die fast das gleiche Schicksal erleiden und die sich in
ihren Ansichten sehr ähneln.
„Das Schicksal entscheidet über Leben und Tod.“ (Itto Ogami)
Neben dem Literweise fließenden und
spritzenden Blut wird dem Zuschauer auch eine Art Unterhaltungsspiel
– sprich Folter – namens Buri Buri präsentiert. Ein fieses
Element der Buße, das allerdings Itto Ogami nicht aus der
Gelassenheit bringt. Er beschreitet den Weg der Hölle und Alles was
diesen pflastert wird vom Schicksal bestimmt.
Das Finale, in dem Itto Ogami und
Daigoro gegen eine Übermacht antreten, lässt an Corbuccis „Django“
denken. Eine Art Hommage an den Italo-Western oder wie auch immer. Es
passt einfach was der großartige Showdown zu bieten hat.
Der Abschlusssong vom „Wind des
Todes“ beinhaltet die Zeile: „Vater und Sohn kommen“ aber in
erster Linie ist es gut zu wissen, dass Vater und Sohn wieder kommen,
denn was wäre ein Japan in der Edo-Zeit ohne Itto Ogami und Daigoro?
Fazit: Die Erkenntnis zu wissen wie der
Weg des Kriegers beschritten werden muss erleichtert dem
Wissenssuchenden seinen Weg ins Jenseits. Tod wird zur Poesie und der
Befreier von einer verdorbenen Menschheit ohne jegliche
Menschlichkeit.
8,5/10
OKAMI – DIE TÄTOWIERTE KILLERIN
(„Kozure Ôkami: Oya no kokoro ko no kokoro“, Japan 1972) R: Buichi Saito
Itto Ogami nimmt den Auftrag die
tätowierte Killerin Oyuki zu töten an. Doch vorher trifft Itto
Ogami auf Gunbei Yagyu. Einem ehemaligen Mitglied des Clans der für
seine Ächtung und die Verschwörung, die dazu führte verantwortlich
ist.
Anstatt Kenji Misumi nahm im vierten
Film der Okami-Reihe, Buichi Saito auf dem Regiestuhl Platz. Im
Prinzip änderte sich Nichts an den Bildern und der allgemeinen
Vorgehensweise der Okami-Filme, jedoch konnte Buichi Saito mit seinem
Werk nicht die Klasse seiner Vorgänger halten. Als Entwarnung sei
jedoch umgehend angemerkt, dass es sich auch hierbei um einen guten
Film handelt.
Der Start im Wald des Todes lässt die
tätowierte Killerin entsprechend wüten und ihre Feinde vernichten.
Der anschließende Weg, Daigoro mehr zur zentralen Figur werden zu
lassen ist zwar gut gemeint, allerdings fehlt es hier am benötigten
Tiefgang. Die hier vollzogene Vorgangsweise läuft eher
mitleiderregend um nicht zu sagen: knuffig, ab. Daigoro wird aber
allerdings auch vermittelt, dass er den Blick des Kriegers hat, als
er das nicht eh schon wusste.
Die kurzen Reisen in die Vergangenheit
bieten auch innerhalb des vierten Okami-Film einige neue und wichtige
Informationen. Das Blut spritzt literweise und im Finale wird die
Luft auch noch sehr bleihaltig. Die düstere Atmosphäre welche die
Vorgänger schon zu bieten hatten, bleibt auch hier erhalten.
Fazit: Nach den brillanten zweiten und
dritten Okami-Abenteuer folgt mit Nummer Vier ein etwas schwächerer,
aber immer noch guter Film.
7,5/10
OKAMI – DER WEISSE PFAD DER HÖLLE
(„Kozure Ôkami: Meifumando“, Japan 1973) R: Kenji Misumi
Itto Ogami nimmt den Auftrag an, die
fünfjährige Prinzessin des Kuroda-Clans und deren Eltern zu töten.
Doch um an die benötigten Informationen zu kommen muss er sich mit
fünf Schwertkämpfern messen, die jeweils ein Fünftel der
Informationen weitergeben. Auch seinen Sold erhält Itto Ogami
jeweils zu einem Fünftel, sobald er den Gegner besiegt hat. Auf
diese Weise will man sicherstellen, dass Itto Ogami der richtige Mann
für den Auftrag ist.
„Der weiße Pfad der Hölle“ wird
vom todbringenden Duo Itto Ogami und Daigoro beschritten und im
Gegensatz zum Vorgänger nahm wieder Kenji Misumi auf dem Regiestuhl
Platz. Dieses ist vorab angemerkt auch ein Garant dafür, dass es im
fünften Abenteuer der Okami-Reihe wieder gepflegt düster zur Sache
geht. Nachdem der vierte Film der Reihe unter Regie von Buichi Saito
nicht ganz die Klasse der Vorgänger erreichen konnte, so geht dieser
Film wieder in der gewohnt erdigen und kompromisslosen Weise an den
Start und ins Ziel.
Was die Kamera hier abliefert ist
absolut großartig. Die Bilder sind einfach herrlich und der rot
gefärbte Himmel der im Hintergrund die untergehende Sonne anpreist,
fungiert als Banner für die Reisenden des Todes. Denn wie ein Zitat
des Films mitteilt, liegt eigentlich das Nichts auf dem Weg des
Mörders.
„Der weiße Pfad der Hölle“ lässt
die Zeit im Flug vergehen. Nicht allein die harten und sehr guten
Kämpfe, auch das intelligente Vorgehen der Story ist ein Garant für
allerbeste Unterhaltung.
Themen wie Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit
und der dazu benötigte Mut werden dem Zuschauer nahe gebracht und
lassen Daigoro die Vorboten der Hölle als belanglos empfinden. Der
Krieger steht zu seinem Wort und er passt sich dem Schicksal an,
welches ihn auf dem Weg zur Hölle begleitet.
Im Bereich Action serviert Itto Ogami
eine finale Schlachtplatte, verfeinert mit dem roten Wasser des
Lebens, das gleichbedeutend mit dem des Todes ist. Auch die sieben
Maskenkrieger, die dem Tod von Minute zu Minute weiterverbreiten
finden ihren Meister in dem der den Weg des Todes beschreitet und
diesen mit Blut asphaltiert.
Fazit: Sollte Daigoro das Lied der
Wildgänse zitieren, so sind Vater und Sohn als unaufhaltsame Poeten
des Todes, begleitet von Pauken- und Standtomschlägen, auf dem Weg
zum bluten Schnee und der Zuschauer kann sich bereits auf ein
Wiedersehen in der weißen Hölle freuen.
9/10
OKAMI – BLUTIGER SCHNEE
(„Kozure Ôkami: Jigoku e ikuzo! Daigoro“, Japan 1974) R: Yoshiyuki Kuroda
Itto Ogami, der einsame Wolf soll zum
Staatsfeind erklärt werden, so dass Jeder ihn jagen und vernichten
darf. Der Haken an der Sache wäre jedoch der Verlust der Ehre des
Yagyu-Clans da dieser an der Aufgabe: Itto Ogami zu töten
gescheitert wäre. Der einsame Wolf ist hingegen auf dem Weg nach Edo
um Retsudo Yagyu zu töten.
Die hervorragende Musik lässt Gedanken
an das Genre des amerikanischen Polizeifilms wach werden. Klänge die
einfach genial sind und das letzte Abenteuer des Todverbreitenden
Duos Itto Ogami und Daigoro einleiten.
Der Weg beginnt in der weißen Hölle.
Itto Ogami hat den Kinderwagen zum Schlitten umfunktioniert und ist
auf dem Weg nach Edo. Der Weg führt nach Westen und anschließend
nach Osten und verlässt die weiße Landschaft des Todes um erst im
Finale zurückzukehren. Die Tochter des Yagyu-Clan, eine Meisterin
des Jonglierens von Messern, ist dem Duo des Todes ebenso auf der
Spur wie der Clan der Tsuchigumas. Ein Clan der sich dem Bösen
verpflichtet hat und unter ihnen auch wandelnde Tote, die sich durch
die Erde graben, beherbergt. Eine Art Sekte, die im optischen Stil
des Ku-Klux-Klans zu Werke geht. Auch sie, die Meister der
Fünf-Räder-Technik stehen an der Grenze der sechs Irrwege und
werden von Itto Ogami und Daigoro, den Gelehrten des Todes erwartet.
In technischer Hinsicht wird das
Gesamte von brillanten Bildern untermauert. Die Auftritte der
Tsuchigumas verbreiten geniale und enorm atmosphärische Bilder, die
jederzeit einer Bedrohung nachkommen. Auch im Bereich der
Schnitttechnik ist Alles auf einem sehr hohen Level angesiedelt.
Mag der Weg auch noch so von Leichen
gepflastert und Widersachen bewacht sein, so versteht Jeder von Ihnen
die Qual derer die durch die Hölle gehen. Somit kommt am Ende schon
sehr viel Wehmut auf, dass man Itto Ogami und Daigoro nicht mehr
wieder sehen wird. Vater und Sohn, die Abgesandten des Teufels ziehen
weiter in die Aussichtlosigkeit die sich innerhalb der
schneebedeckten Landschaften noch stärker manifestieren kann.
Doch allen noch so Traurigen (mich
eingeschlossen) sei gesagt, das gerade hier die alte Floskel: „Immer
wenn es am Schönsten ist, dann sollte man aufhören“, seine
Anwendung findet. Denn kurz und knapp gefragt, wie sollte man diesen
phänomenalen Abschluss noch toppen? Unmöglich.
Fazit: Ein düsteres und poetisches
Meisterwerk, das beim geneigten Genrefan zu stehenden Ovationen
führen MUSS.
10/10
Frank Faltin
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