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OCTALUS – DER TOD AUS DER TIEFE

("Deep Rising", USA 1998) R: Stephen Sommers

Der sympathische Captain John Finnegan (Treat Williams) fährt auf seinem abgehalfterten Kahn überall hin und nimmt jeden Finsterling mit, ohne Fragen zu stellen – sofern die Kohle stimmt. Daher macht er sich auch keine großen Gedanken, daß seine aktuellen Passagiere aus einem Haufen übler Söldner bestehen, die von dem grimmigen Hanover (Wes Studi) angeführt werden und kistenweise Waffen und Torpedos geladen haben. Bald findet die angespannte Reise jedoch ein jähes Ende, da man mit einem herrenlosen Motorboot kollidiert...
... das vom größten Luxusliner der Welt, der "Argonautica" stammt, auf dem eben noch die oberen Zehntausend der Gesellschaft als Gäste des Multimillionärs Joey Canton (Anthony Heald) wild gefeiert haben. Nicht einmal die schöne Trickdiebin Trillian St. James (Framke Janssen) kann den Betuchten die Laune verderben, sie wird beim Stiebitzen gefasst und im Lagerraum eingebuchtet. Dumm nur, daß plötzlich irgendetwas Großes und Massiges aus der Tiefe des Ozeans emporsteigt und den Luxusdampfer in ein Geisterschiff verwandelt.
Alle Fäden laufen zusammen auf der "Argonautica" – denn die Söldner haben offenbar den reich gefüllten Tresor des Schiffes im Auge, ebenso wie die Diebin Trillian. Aber welch undurchsichtiges Spiel treibt Canton? Warum ist er mit dem Söldnerführer Hanover bestens bekannt? Und was zur Hölle ist das für ein Ding, das im Schiff umgeht und einen nach dem anderen verhackstückt??
Octalus - der Tod aus der Tiefe
Mit seinen beiden Blockbustern DIE MUMIE und DIE MUMIE KEHRT ZURÜCK fuhr Stephen Sommers finanziell lohnende Fischzüge an den US-Kinokassen ein, mit seinem ein Jahr zuvor eingetütetem DEEP RISING ging er baden. Der immerhin 45 Millionen schwere Streifen entwickelte sich zu einem gigantischen Flop. So recht nachvollziehen kann ich das nicht, handelt es sich bei OCTALUS – DER TOD AUS DER TIEFE, wie man das Vehikel in Deutschland etwas ungeschickt betitelte, doch um einen waschechten und äußerst unterhaltsamen Monsterfilm, der eine glorreiche B-Ära heraufbeschwört.
Um genauer zu sein: Restlos alles an DEEP RISING sieht so aus und fühlt sich an wie ein klassischer John Carpenter-Streifen aus den 80er Jahren. Die Ähnlichkeiten sind derart frappierend, das kann kein Zufall mehr sein – das wirkt rundum wie eine liebevolle und ehrfürchtige Verbeugung vor dem Meister. Bereits die Figurenkonstellation ist eine wunderbare Ansammlung typischer B-Movie-Stereotypen und Klischees: Die knüppelharten Söldner sondern permanent stupide Oneliner ab, geben sich ständig dreckig lachend "High Five", tätscheln mit glänzenden Augen ihre großkalibrigen Superduper-Chainguns. Captain Finnegan trägt das Herz am rechten Fleck, hat eine Elvis-Tolle und bunkert die unvermeidliche Schrotflinte hinter seinem Chefsessel – die im späteren Finale natürlich noch eine gewichtige Rolle spielen wird. Selbstverständlich verknallt sich die einzige weibliche Protagonistin (die tough, gutaussehend und mit Sicherheit gebärfähig ist) umgehend in ihn. Seine Sidekicks stammen ebenfalls aus dem B-Film-Lehrbuch: der Mechaniker Joe ist eher ein Softie, sieht aus wie aus dem Seattle der Grunge-Blütezeit entsprungen und sorgt für den mehr oder weniger gelungenen Comic-Relief; seine Freundin ist ein koreanisches Muscle-Girl mit Kodderschnauze. Man fühlt sich sofort zuhause.
Das Drehbuch wartet dann auch nicht mit unnötigen Komplikationen auf, die Handlung ist simpel und vorhersehbar. Tiefschürfende Dialoge werden gekonnt vermieden, stattdessen liefert man sich saucoole Wortgefechte und fetzt dumme Sprüche herunter, bis der Bart Feuer fängt. Leerlauf gibt es kaum zu verzeichnen, stattdessen drückt die stramme Inszenierung unaufhörlich aufs Action-Pedal: eine Tentakel-Attacke jagt die nächste, es wird geballert, bis der Schiffrumpf glüht. Das Kunstblut schwappt in angenehm hohen Dosen – die Freigabe dieses Splatterfestivals "Ab 16" ist reichlich gewagt! Das titelgebende Monster konnte mich durchaus begeistern – am Anfang sieht man noch nicht viel, die Bedrohung kündigt sich vielmehr durch Geräusche, Schatten, huschende Schemen und Geblubber unter Wasser an. Wenn die vielarmige Tiefsee-Bestie dann hemmungsloser zur Tat schreitet, bekommt man eine gewogene Mischung aus Latex- und CGI-Effekten serviert, die mal mehr, mal weniger gelungen sind – was aber prächtig zum B-Charakter des Films passt.
Kontinuierlich wird an der Spannungs-Kurbel gedreht, in rascher Abfolge bekommt man Verfolgungsjagden durch klaustrophobisch enge Schiffsgänge, riskante Tauchmanöver, ein Jetski-Wettrennen gegen eine Sprengladung oder Bedrohungssituationen in feststeckenden Aufzügen um die Ohren geknallt. Obendrein ist der Film gespickt mit Zitaten aus artverwandter B-Ware: hier eine Prise POSEIDON-INFERNO, dort ein Löffelchen ALIEN, hier wiederum ein Bröckchen JAWS (und Krümel aus sämtlichen anderen Unterwasser-Tierhorror-Reißern der Filmgeschichte).
Das Ganze bekommt mit der Zeit einen wohlig rituellen Charakter, eine immergleiche Aneinanderreihung altbekannter Genre-Standards und fest kodierter Grundelemente wird abgefeiert, was jedoch blendend funktioniert. Langeweile kommt dabei nie auf, zeitweise vergisst man sogar, eine weitere Handvoll Chips in sich hineinzustopfen. Wer den Film (und speziell die Story) doof und 08/15 findet, der hat nicht begriffen, um was es hier geht. Nämlich um Krawall, Remmidemmi und gute Laune!
Die Darsteller passen hervorragend zum Inhalt. Treat Williams (DAS LEBEN NACH DEM TOD IN DENVER) spielt souverän und locker aus dem Hüftgelenk, Famke Janssen (X-MEN 1-3) sieht gut aus und entzückt mit einem lasziven Grinsen und hautengem roten Kleid, und selbst die Pechvogel/Spaßkasper-Mischung Kevin J. O´Connor nervt mit seinen ständige dummen Sprüchen kaum. (Zumindest im O-Ton, den man sich unbedingt geben sollte – die deutsche Synchro ist unterste Kajüte!) Anthony Heald (Dr. Chilton aus ROTER DRACHE und DAS SCHWEIGEN DER LÄMMER) spielt den durchtriebenen und geldgeilen Schiffseigner sehr einnehmend. Die Söldnertruppe ist sowieso ein Granatenstadel: Neben dem finsteren Chef Wes Studi (DER LETZTE MOHIKANER), gibt es ein Wiedersehen mit vielen vertrauten Gesichtern – Clifton Powell (DEAD PRESIDENTS), Cliff Curtis (STIRB LANGSAM 4.0), Djimon Hounsou (BLOOD DIAMOND), sowie die Briten Jason Flemyng (SNATCH) und Trevor Goddard (FLUCH DER KARIBIK) geben sich die Ehre und suhlen sich in Coolness und verspritzten Innereien.
Die unheilsschwangere Musik stammt übrigens von Altmeister Jerry Goldsmith, die Kreatur wurde vom altgedienten Spezialeffekt-Genie Rob Bottin zusammengeschustert.
Fazit:
Viel Spaß für wenig Geld! (...denn die DVD wird einem für schlappe 5 Euronen in jedem Kaufhaus an den Hinterkopf geworfen.)
Lieblingszitat:
"We got blood here."
"We got blood here too, mate."
"We got blood everywhere!"
- Pelle -





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