NEUES VOM HEXER
(Deutschland 1965) R: Alfred Vohrer
Lord
Curtain ist ein altes Ekel. Seine Erben interessiert jedoch
hauptsächlich das Vermögen des alten Herrn. Lord Curtain
fällt einem hinterhältigen Mord zum Opfer, der Täter
legt eine falsche Fährte, die auf den gefürchteten Hexer
hinweist. Der Hexer weilt längst wieder in Australien und
genießt die Ruhe, bis ihn sein treuer Gefährte Finch (Eddi
Arent) darauf aufmerksam macht, dass man ihm im fernen England einen
Mord in Schuhe schieben will. Selbstverständlich kann sich der
Hexer diese Unverfrorenheit nicht bieten lassen, samt Gattin (Margot
Trooger) und Finch taucht er wenig später in London auf.
Inzwischen "überredet" Sir John (Siegfried
Schürenberg) den Australier James Wesby (Heinz Drache) dazu,
doch noch ein wenig im guten alten England zu verweilen. Schließlich
befindet sich sein bester Mann -Inspector Higgins- momentan in den
Flitterwochen. Wesby nimmt die Ermittlungen auf, wobei er
zwangsläufig auf die Verwandtschaft des toten Lords trifft.
Margie Fielding (Barbara Rütting) hegte eine tiefe Abneigung
gegen ihren Onkel, malt darüber hinaus düstere Gemälde
und wohnt in einer heruntergekommen Gegend. Doch machen sie diese
Tatsachen automatisch zur Verdächtigen? Bei genauerer
Betrachtung scheint auch die vornehm zurückhaltende Lady Aston
(Brigitte Horney), nicht wirklich große Stücke auf Lord
Curtain gehalten zu haben. Nicht zu vergessen der befremdlich
anmutende Diener Edwards (Klaus Kinski), der irgendetwas im Schilde
zu führen scheint. Während die Polizei und der Hexer
ermitteln, kommt es zu weiteren dramatischen Ereignissen, selbst vor
der Entführung eines Kindes schrecken die Schurken nicht
zurück...
Wenn mich
nicht verzählt habe, ist "Neues vom Hexer" die 19.
Edgar Wallace Verfilmung aus dem Hause Rialto Film. Wie so oft führte
Alfred Vohrer Regie, was gleich zu Beginn des Streifens nicht zu
übersehen ist. Ein dunkler Raum, der sich in jedem
Gruselstreifen gut machen würde, dazu ein Sarg und Kinski. Nicht
zu vergessen die schon fast hysterische Titelmusik, die den Zuschauer
mit zahlreichen Wortfetzen und Geräuschen erfreut. Doch was so
herrlich reißerisch beginnt, entpuppt sich im weiteren Verlauf
als eine eher biedere Arbeit von Vohrer. Das soll nun nicht bedeuten
der Film wäre misslungen, nur hält er nicht, was er zu
Beginn recht großspurig verspricht. Woran liegt es? Sicher
daran, dass man sich auf recht nüchterne Kulissen verlässt,
finstere Gänge und Gewölbe, wabernde Nebelschwaden, all
diese Komponenten sucht man hier vergeblich. Natürlich spielt
auch die Besetzung eine grosse Rolle. Waren in "Der Hexer"
noch Fuchsberger und Drache zu sehen, macht sich hier die Abwesenheit
von Blacky Fuchsberger sehr deutlich bemerkbar. Heinz Drache kann
einen Fuchsberger nicht ersetzen, dazu fehlt es ihm an Ausstrahlung,
Witz und letztlich auch am guten Aussehen. Nun muss es nicht immer
Blacky sein, doch wegen dessen starker Präsenz im Vorgängerwerk,
fällt sein Fehlen hier in aller Deutlichkeit auf. Da hilft es
auch nicht wirklich, wenn Sir John ein wenig von ihm schwärmt
und ein Foto anhimmelt. Ebenso fehlt es an einer jungen Schönheit,
die den Beschützerinstinkt der männlichen Zuschauer weckt.
Barbara Rütting darf sehr selbstbewusst aufspielen, während
Brigitte Horney der Edeldame in den besten Jahren sehr überzeugend
Leben einhaucht. Margot Trooger hätte ich gern ein wenig
häufiger gesehen, ihre Rolle ist leider ein wenig in sich
zusammengeschrumpft. Wie schon bei "Der Hexer" hat Eddi
Arent erneut einen seiner besseren Auftritte, Klaus Kinski gibt sich
gefährlich ruhig, was in ihn keinesfalls harmloser oder weniger
irrsinnig wirken lässt. Die Rolle des Sir John bewegt sich mehr
und mehr in Richtung schwachsinniger Einfaltspinsel, doch trotzdem
hat mir Siegfried Schürenbergs Auftritt diesmal besonders gut
gefallen, ich kann nicht erklären warum dies der Fall ist.
"Neues vom Hexer" kann nicht ganz die hohen
Erwartungen erfüllen, die durch den sehr guten Vorgänger
geschürt wurden. Vohrer hätte sich nicht ausgerechnet bei
diesem Stoff ein wenig zurücknehmen sollen, hier hätte er
das Gaspedal bis zum Bodenblech durchtreten sollen. Doch obwohl es
dem Film ein wenig an echten Höhepunkten mangelt, vermag er
durchaus ansprechend und letztlich kurzweilig zu unterhalten. Die DVD
Auswertung von Universum geht in Ordnung, wie gewohnt der Hinweis auf
die Box, die der Einzelscheibe vorzuziehen ist. In der "Edgar
Wallace Edtion 5" sind neben "Neues von Hexer"
enthalten:
- Die Gruft mit dem Rätselschloss
- Das Verrätertor
- Wartezimmer zum Jenseits (Ein von Rialto produzierter Film von Alfred Vohrer, der keine Edgar Wallace Verfilmung ist)
Die Box 5 fällt im Vergleich zu den vier
vorherigen Sets ein klein wenig ab. "Die Gruft mit dem
Rätselschloss" ist der bis dahin schwächste Rialto
Wallace, "Wartezimmer zum Jenseits" hat in der Box
eigentlich nichts zu suchen (ist aber ein unterhaltsamer Film). Mit
"Das Verrätertor" und "Neues vom Hexer"
bekommt man zwei gute und "echte" Wallace Streifen geboten,
wirklich schwach ist diese Zusammenstellung also auf keinen Fall! Für
"Neues vom Hexer" reicht zu soliden 7/10 (gut). Ich freue
mich bereits auf die Sichtung der Filme in der sechsten Box, welche
die Ära der Wallace Farbfilme einleiten
wird!
Lieblingszitat:
"Ist das ein Verhör?"
"Noch nicht."
"Ist das ein Verhör?"
"Noch nicht."
- Blap -
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