DIE NACHT DER BLANKEN MESSER
(„Nude per l’ assassino“, Italien 1975) R: Andrea Bianchi
Das Fotomodell Evelyn
stirbt bei einer verunglückten Abtreibung, der verantwortliche Arzt
vertuscht den Unfall, indem er die Leiche gemeinsam mit einem Kumpel
in der heimischen Badewanne deponiert, um eine natürliche
Todesursache vorzutäuschen. Kurze Zeit später kommt es zu blutigen
Mordtaten unter den Angestellten des Fotostudios, in dem Evelyn
gearbeitet hat. Der geheimnisvolle Killer verhüllt seine Identität
hinter schwarzer Lederkluft und einem Motorradhelm. Carlo (Nino
Castelnuovo), ein Fotograf, und Magda (Edwige Fenech), seine
Freundin und Chefin des Studios, machen sich auf die Suche nach dem
Mörder…
Dieser köstliche Schmuddelfilm, der
locker-flockig die Quintessenz des Bahnhofskinos darstellt, wurde
von niemand geringerem als „Mr.Sleaze“ persönlich
heruntergepfuscht – von Andrea Bianchi, der uns solch
unvergesslichen Schund wie MALABIMBA – KOMM UND MACHS MIT MIR oder
DIE RÜCKKEHR DER ZOMBIES beschert hat. Ja, auch diesem Regisseur
sollte ein Tempel zur Lobpreisung errichtet werden, in den er
gemeinsam mit Joe D´Amato als Sudel-Ikone einziehen kann. Mit dem
Lattenkracher DIE RACHE DES PATEN bescherte er uns den asozialsten
Gangsterfilm aller Zeiten – DIE NACHT DER BLANKEN MESSER darf
denselben glorreichen Platz im Giallo-Genre einnehmen.
Ich
werde mich an dieser Stelle kurz fassen und nicht lange über
Dramaturgie, Drehbuch, Kameraführung oder Inszenierung
schwadronieren. Es sollte sonnenklar sein, daß der Film auf
technischem Level am Bodensatz kraucht. Eigentlich reicht es aus, zu
sagen: Alles, was man falsch machen kann, wurde falsch gemacht. Der
Film ist keine Sekunde lang spannend, ein genretypisches
Miträtsel-Fieber setzt an keiner Stelle ein. Die Dialoge sind
unglaublich banal und hanebüchen, was von der abenteuerlichen
Synchro aus dem Hause Schier (das bereits die deutsche Fassung von
DAS GRAUEN KOMMT NACHTS zu einem halluzinogenen Trip metaphysischen
Charakters veredelte!) noch feist unterstrichen wird. Aber wer
Kunstfilme sehen will, der greift nicht zu Bianchi, und wem die Kost
allzu schwer im Gedärm liegt, der soll stillschweigen und einen
Magenbitter kippen.
Wahre Feinschmecker, die ihre Beute gern
im finstersten Exploitation-Morast ausbuddeln, bekommen beim Namen
Andrea Bianchi einen nassen Schlüpfer. Denn was wir hier als Ersatz
für eine interessante Story und eine kompetente Regieführung
geboten kriegen, ist SLEEEEAAAAZE in rauhen Mengen, in prallen
(Müll-)Tüten, in fett beladenen Kehrichtschaufeln, triefend und
fischig riechend. Nicht nur die Messer werden pausenlos
blankgezogen, sondern vor allem die Möpse der Darstellerinnen. Das
ist jedoch äußerst willkommen, wenn es sich um die hübschen Möpse
von Edwige Fenech handelt, die in diesem Film so häufig freigelegt
werden, wie selten in einem vergleichbaren Machwerk. Signora Fenech
ist einmal mehr so schön wie die Sünde, an der Tatsache ändert
auch die ungewohnte Kurzhaarfrisur nichts. Aber auch sämtliche
anderen Darstellerinnen lassen beherzt die Hüllen fallen,
wenngleich die Fruchtkörbe auch nicht so saftig beladen sind, wie
bei unserer allseits heißgeliebten Italo-Göttin. Femi Benussi
präsentiert gleich zu Beginn ihr gebärfreudiges Becken in einer
Badeanstalt (wo lauter Prolls pfeifend und sabbernd am Pool
rumlungern) und wird von Nino Castelnuovo mit markig-männlichem
Gehabe zum Beischlaf in der Sauna verführt. Eine gewisse „Amanda“
gibt die handelsübliche Lesbe mit dominanter Ader – sie
präsentiert lediglich ihre blanken Hinterbacken, die gut gereift
und abgehangen sind. Immerhin hat sie für den geheimnisvollen
Killer nicht nur ein, sondern gleich zwei offene Ohren. Auch Erna
Schürer (FRAUEN IM ZUCHTHAUS) darf sich ausziehen und zwischen den
Laken der Sündhaftigkeit räkeln, dafür trifft sie die Klinge des
Mörders aber auch am ärgsten. Die Deutsche Solvi Stubing (die auch
bei Lenzis DIE KRÖTE und Baldis BLINDMANN mit an Bord war) hat eine
extrem diskriminierende Sexszene mit dem grotesk dickleibigen Franco
Diogene – nachdem er vorzeitig sein Ejakulat abgesondert hat und
auf mitleidigen Spott trifft, bläst er mit verdrießlicher Miene
eine Gummipuppe auf. Einfach unfassbar! Diogene muss man zumindest
lassen, daß er wirklich Mut hatte…
Der „Held“ des
Streifens wird uns von Nino Castelnuovo (DJANGO – SEIN GESANGBUCH
WAR DER COLT) gegeben, der hier einen selten schmierigen Vertreter
der Gattung Macho-Arsch aufs Parkett legt. Der Typ ist dermaßen
unsympathisch und abstoßend, daß man ihm pausenlos Schanker und
Sackratten an den Leib wünscht. Nicht nur das, am Ende – ohne
hier etwas spoilern zu wollen – wird impliziert, daß er die
Hauptschuld an den blutigen Vorkommnissen trägt. Und die Drecksau
kommt nicht nur ungeschoren davon, er darf zum Lohn der bösen Tat
auch noch Edwige pimpern! Apropos: Die allerletzte Szene des Films
ist ein dermaßen unglaublicher Kracher, da klappte mir endgültig
der Unterkiefer aufs Linoleum…
Geschnetzelt wird natürlich
auch hemmungslos und reichlich – der in eine schwarze
Motorradkluft gehüllte Killer versenkt sein Messer lustvoll in
zuckendem Frauenfleisch, angepeitscht durch den häufig deplazierten
Score von Berto Pisano, der auch D´Amatos MÖRDERBESTIEN
musikalisch untermalte.
Dieses Kleinod des italienischen
Schmutzkinos ist dunnemals bei Exquisit Video unter dem Titel DER
GEHEIMNISVOLLE KILLER auf Videokassette erschienen (in der mir
bekannten Version fehlte die Pre-Credit-Abtreibungsszene),
heutzutage bekommt man zwei DVD-Ausgaben: eine aus dem Hause X-Rated
und eine von VZM/Cult Cinema International, die unter dem englischen
Titel STRIP NUDE FOR THE KILLER herausgebracht wurde. Der
Hauptunterschied besteht im Preis – die VZM-Scheibe kriegt man für
eine Handvoll Cents hinterhergeworfen.
Objektiv betrachtet:
Totaler Dreck, allenfalls 2 von 10 Punkten.
Subjektiv durch die Sleaze-Brille begafft: Prädikat besonders asozial, 8 von 10 Ferkelfürzen!
Subjektiv durch die Sleaze-Brille begafft: Prädikat besonders asozial, 8 von 10 Ferkelfürzen!
-Pelle -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.