DER MÖNCH MIT DER PEITSCHE
(Deutschland 1967) R: Alfred Vohrer
Unter den Schülerinnen eines Mädcheninternats
geht die Angst um. Junge Damen fallen unerklärbaren Anschlägen
zum Opfer, bei denen ein bisher nicht bekannter Giftstoff zum Einsatz
kommt. Zu allem Überfluss turnt auch noch ein unheimlicher Mönch
durch die Nacht, gekleidet in eine tiefrote Kutte. Inspektor Higgins
(Joachim Fuchsberger) und dessen Vorgesetzter Sir John (Siegfried
Schürenberg) von Scotland Yard nehmen die Ermittlungen auf.
Dabei stoßen sie auf diverse Verdächtige und natürlich
eine Horde junger Schönheiten (na ja). Die Schülerin Betty
(Grit Böttcher) möchte -getrieben von panischer Furcht- das
Internat verlassen, ein Fehler mit grausigen Folgen. Doch auch die
vorlaute Ann Portland (Uschi Glas) befindet sich in größter
Gefahr, können Higgings und Sir John das Rätsel um die
Morde und den Mönch lösen...???
"Der
Mönch mit der Peitsche" ist die 24. von Rialto produzierte
Edgar Wallace Verfilmung. Der vierte Farbfilm der Reihe, ist
gleichzeitig eine Art Remake des letzten Schwarzweiß Beitrages
"Der unheimliche Mönch", bei dem Harald Reinl 1965
Regie führte. Die Filme fallen sehr unterschiedlich aus, was
längst nicht nur auf den Wechsel zum Farbfilm zurückzuführen
ist. Gleich zu Beginn wird klar, dass es sich bei "Der Mönch
mit der Peitsche" um einen von Alfred Vohrer inszenierten
Streifen handelt. Ein "Mad Scientist" vergast wehrlose
Ratten, tötet anschließend seinen argwöhnischen
Gehilfen, nur um wenig später der Peitsche des Mönchs zum
Opfer zu fallen. Die Wahl der Farben (Blau und knalliges Rot) sowie
die Art der Ausleuchtung erinnern mich an die Handschrift des
italienischen Großmeisters Mario Bava. Ich kann mir gut
vorstellen, dass diese Sause einigen Freunden der "klassischen"
Wallace Filme sauer aufstößt, denn Vohrer gleitet hier oft
deutlich in trashige (mit fällt kein treffenderes Wort ein)
Gefilde ab. Wer schon "Der Bucklige von Soho" nicht mehr
ins Herz schließen mag, wird vermutlich beim Peitschenmönch
endgültig Haarausfall bekommen. Vohrer greift auf bewährtes
Personal zurück, deren Auftritte schon nahezu comichaft
überzogen wirken. Man beachte den von mir sehr geschätzten
Blacky Fuchsberger, dessen Wallace Darbietungen bekanntlich stets von
liebenswerten Übertreibungen leben. Hier wird der Bogen völlig
überspannt, meist steht Inspektor Higgins in der Gegend herum,
selbstverständlich cooler als ein Eisberg, kaut auf einem
Kaugummi herum und erträgt die debilen Ausführungen seines
Chefs. Wird ihm Sir John zu ausufernd, weist er diesen kurzerhand
zurecht und übernimmt selbst das Ruder. Ja, dieser Sir John, er
verliert nun endgültig jede Contenance und öffnet sämtliche
Schleusen des Schwachsinns. Er ist nun ein-/ausgebildeter Psychologe,
was er bei jedem Verhör (und überhaupt ständig)
äußerst offensiv zur Schau stellt. Schürenbergs
Auftritte in der Reihe waren nie besonders ernsthaft, nun scheint er
aber eine Überdosis bewusstseinsweiternder Stoffe zu sich
genommen zu haben (Wer weiß schon, was sich Vohrer und
Konsorten 1967 durchgezogen haben. Auf jeden Fall war es sehr
wirksam). Man sollte schon einen Hang zum Unfug mitbringen, ansonsten
dürfte das irre Treiben eher auf Ablehnung stoßen. Bei den
Nebendarstellern fällt Konrad Georg als ekelhafter und
verschwitzter Lüstling auf, ein Alptraum von Lehrkörper.
Siegfried Rauch ist als armseliger Ganove zu sehen, der Inbegriff
deutscher Unscheinbarkeit namens Kurt Waitzmann darf Zellentüren
aufschließen, auch Jan Hendriks wirkt mit, kommt aber leider
kaum zum Zuge. Die Damenmannschaft wird von Uschi Glas angeführt.
Sehe ich die Dame heute packt mich das blanke Entsetzen, doch damals
war sie tatsächlich irgendwie ganz süß. Keine
Schönheit, aber immerhin. Auch Grit Böttcher ist noch heute
sehr aktiv, momentan ist sie in der sympathischen ZDF-Telenovela
"Hanna - Folge deinem Herzen" zu sehen, in der sie die
Großmutter der Hauptfigur spielt. Ilse Pagé lässt
sich als Sekretärin erneut gern von Sir John begrapschen, wobei
sie es versteht unglaublich merkwürdige Fratzen zur Schau zu
stellen.
Die Optik des Mönchs nagt mit ihrer knalligen
Farbe an den Augen des Zuschauers, wie könnte man sich auch
sinnvoller durch die Nacht schleichen als in leuchtendes
ROT
gewandet!? Mir gefällt die Art und Weise wie man sich hier den
Möglichkeiten des Farbfilms hingibt. Die Story tritt ein wenig
in den Hintergrund, es macht allerdings auch weitaus mehr Freude dem
grotesken Treiben der Akteure zu folgen, als sich den Kopf über
den Sinn und/oder Unsinn des Drehbuchs zu zerbrechen. Herrlich irre
kommt das Versteck des Bösewichts daher, umgeben von Aquarien,
gierige Krokodile im Vorzimmer, da wird jeder die Weltherrschaft
anstrebende Superverbrecher neidisch und James Bond schlottern vor
Angst die Knie! Von traditioneller Krimiunterhaltung entfernt sich
dieser Streifen sehr deutlich, der wohlgesonnene Zuschauer wird
jedoch seine Freude an diesem bunten Reigen haben! Wie üblich
ist der Film einzeln erhältlich, alternativ als Bestandteil
eines Boxsets. Die "Edgar Wallace Edition 7" feiert mit
"Der Mönch mit der Peitsche" ihren Auftakt, ferner
sind folgende Filme enthalten:
- Der Hund von Blackwood Castle
- Im Banne des Unheimlichen
- Der Gorilla von Soho
Auf
der DVD zu "Der Mönch..." findet man Trailer zu den
Filmen aus der Box, dazu den fünften Teil des launigen
Interviews mit Regiesklavin Eva Ebner, sowie ein paar weitere
Kleinigkeiten. Abgerundet wird das Set durch ein interessantes
Booklet. Ich bin mit dem Einstieg in die siebte Box sehr zufrieden!
Fast neige ich zu feisten 8/10 (sehr gut), denn auch wenn der Film zu
den eher "niveaulosen" Beiträgen der liebenswerten
Filmreihe zählt, ist der Unterhaltungswert für mich ganz
persönlich sehr hoch (was an meinem Mangel an Niveau und meiner
Vorliebe für Unfug liegen mag). Wegen der sehr starken
Konkurrenz will ich es aber bei dicken 7,5/10 (gut bis sehr gut)
belassen, ein Platz in meinem großen Herz für knuffige
Filme ist dem roten Mönch sicher!
Lieblingszitat:
"So einfach ist das?"
"Halt die Schnauze! Zieh das an!"
"So einfach ist das?"
"Halt die Schnauze! Zieh das an!"
- Blap -
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