THE MECHANIK
(USA/Deutschland 2005) R: Dolph Lundgren
Der
ehemalige russische Speznaz-Elitesoldat Nikolai Cherenko (Dolph
Lundgren) hat die Kampfstiefel an den Nagel gehängt und führt
ein beschauliches Leben als Familienvater und Automechaniker. Das
geht so lange gut, bis der Drogenbaron Sasha (Ivan Petrushinov) und
seine Spießgesellen in der Nachbarschaft eine Schießerei
anfangen und dabei Nicks Frau und sein Sohn ums Leben kommen. Nick
fackelt nicht lange, nimmt blutige Rache und schickt die Bande ins
Schattenreich. Alle, bis auf Sascha – denn der scheinbare
Kopfschuss durchschlug nur die Wange des Dealers. Sieben Jahre
später: Nick ist als illegaler Einwanderer in die USA
immigriert, wo er erneut seinen Borschtsch als Mechaniker verdient.
Da steht plötzlich der Anwalt einer wohlhabenden Landsmännin
vor seiner Tür und bittet ihn als ehemaligen Speznaz-Kämpfer
um Hilfe: Die Tochter der Dame ist in Sankt Petersburg entführt
worden, man verlangt ein horrendes Lösegeld. Zunächst
weigert Nick sich, doch als man ihm ein Foto des Entführers
präsentiert, ändert er schlagartig seine Meinung: Es
handelt sich natürlich um Sasha, der in Russland einen Drogen-
und Mädchenhändler-Ring unterhält. Nikolai fliegt in
die alte Heimat zurück, wo man ihm bereits eine schlagkräftige
Truppe Einheimischer zur Unterstützung bereitgestellt hat,
angeführt von dem Briten William Burton (Ben Cross). Am
folgenden Tag dringt man in den Club der Gangster ein und befreit das
mit Drogen gefügig gemachte Mädchen mit handfestem
Waffeneinsatz. Eine Flucht durch das ländliche Russland nimmt
ihren Lauf, während Sasha und seine Männer den Befreiern an
den Hinterreifen kleben...
Nachdem Dolph Lundgren bereits
bei THE DEFENDER für den erkrankten Sidney J. Fury einsprang und
auf dem Regiestuhl Platz nahm, markiert THE MECHANIK seine erste
vollständig eigene Arbeit als Regisseur, Drehbuchautor und
Hauptdarsteller in Personalunion. Der Film soll zwar in Russland
spielen, wurde aber – bis auf einige Szenen in Sankt Petersburg –
hauptsächlich in Bulgarien gedreht. Diese Wahl kann man nur als
perfekt bezeichnen, denn das rundum gelungene Ergebnis lebt, neben
seinen brillant gefilmten, kompromisslos harten Actionszenen, vor
allem von den Schauplätzen und Settings.
Was nämlich
THE MECHANIK von der üblichen Action-B-Ware angenehm
unterscheidet, ist das Augenmerk auf kulturelle Eigenarten,
Lokalkolorit und schwelgerische Landschaftsgemälde. Die recht
simple und wenig innovative Story spult zwar eine sattsam bekannte
Handlung herunter, lässt sich jedoch immer wieder viel Zeit für
wunderschöne Panoramaaufnahmen der osteuropäischen Natur
und Einblicke in die Lebensart des herzlichen und gastfreundlichen
Völkchens, das sie bewohnt. Verstärkt wird diese erdige
Echtheit durch den konsequenten Einsatz der russischen Sprache bei
allen nicht-angelsächsischen Darstellern.
Aber kommen
wir zum Mark dieses dunkel brodelnden Gebräus, der Action: die
ist dermaßen räudig, dreckig und raubeinig inszeniert,
dass es geradezu körperlich schmerzt. Es wird ausgiebig
geschossen, gestochen und geblutet; Knochen zerbersten, zerschundene
Leiber fliegen in Zeitlupe in den Schweinedreck am Wegesrand,
menschliche Schnipsel regnen in den Staub. Lundgrens Regie ist dabei
absolut professionell und abgeklärt. Die kurzen aber umso
heftigeren Bleigewitter werden vom Kameramann Ross W. Clarkson in
ausgewaschene, düstere Farben gekleidet, geschickter
Zeitlupeneinsatz verstärkt die Authentizität der Gewalt.
Die ungemein straffe Inszenierung verzichtet bewusst auf
beschönigendes Beiwerk, man riecht förmlich den Schweiß
und spürt den Dreck auf der Haut. Passend bodenständig sind
auch die Action-Sequenzen – im fast 20minütigen Finale kämpft
Nick nicht etwa mit einer Hightech-Präzisionswaffe, sondern mit
einer schlichten doppelläufigen Schrotflinte, was die Rohheit
des Showdowns noch steigert.
Der äußerst rabiate Schlusskampf zwischen Sashas Mannen und Nicks Trupp vollzieht sich ausschließlich auf einem heruntergekommenen Hof in einem Dorf an der finnischen Grenze. Die funktioniert nicht nur prächtig, es stellt auch eine willkommene Abwechslung zu den gängigen finalen Shoot Outs dar, die zumeist in sterilen Stahlbeton- und Glaswüsten abgefeiert werden.
Der äußerst rabiate Schlusskampf zwischen Sashas Mannen und Nicks Trupp vollzieht sich ausschließlich auf einem heruntergekommenen Hof in einem Dorf an der finnischen Grenze. Die funktioniert nicht nur prächtig, es stellt auch eine willkommene Abwechslung zu den gängigen finalen Shoot Outs dar, die zumeist in sterilen Stahlbeton- und Glaswüsten abgefeiert werden.
Der Humor des Streifens
gibt sich angenehmerweise sehr zurückhaltend und beschränkt
sich auf dröge Situationskomik, die zudem meistenteils vom
leicht fatalistischen Trinker Burton ausgeht. Ein schöner
Running Gag ist die wiederkehrende Misslage des auf der Strecke
bleibenden Gefährts (Burton: "Fuckin´russian junk!"),
bei dem dann Nick seine Mechaniker-Künste unter Beweis stellen
darf und den streikenden Motor auf sehr russisch-pragmatische Art mal
mit Damenstrümpfen, mal mit Chilipulver flickt.
Auch die
Schauspielerriege kann – dem schlichten Sujet angemessen –
vollends überzeugen. Herr Lundgren selber spielt den
rachdurstigen Witwer Nick auf knorrig wortkarge Weise, verleiht der
Figur aber trotzdem eine subtile Tiefe und unterschwellige Tragik.
Sein – wirklich sehr gutes – Spiel glänzt mit feinem
Understatement. Wundervoll ist auch Ben Cross in der Rolle des
trinkfreudigen Engländers Burton, der anfangs von Nicks Hammer
und Amboss-Methoden fast zur Verzweifelung gerieben wird.
Auch sämtliche Nebenrollen vermögen es, durch die Bank zu begeistern, zumal man es mit frischen und unverbrauchten Gesichtern zu tun hat, die allesamt so authentisch rüberkommen, als habe man sie von den Sankt Petersburger Hinterhöfen weggecastet. Ivan Petrushinov als Gangsterboss Sasha legt eine wunderbar eklige Performance auf die Dielenbretter – man glaubt dem Mann jedes Wort, jeder Blick ist eine Drohung, jedes Grinsen eine Verheißung nahender Schmerzen.
Die britische Komödiantin Olivia Lee verkörpert die entführte Tochter, die während der ersten Filmhälfte im Dogennebel dahintaumelt, überraschend gut und mit ungewöhnlichem Ernst. Es dauert nicht lange, da knospen in ihr zärtliche Gefühle für Nick heran, aber der Film verzichtet dankenswerterweise auf jegliche Romanze. Nick hat seinen Verlust noch nicht überwunden, dazu sind nicht viele Worte nötig – sein Herz ist nicht frei und seine Stirn ist schwarz umwölkt vom Willen zur Blutwurst.
Und die kreist dann am Ende in der Pfanne, daß es eine Art hat – der rote Lebenssaft suppt knüppelhageldick aus faustgroßen Einschusskratern.
Auch sämtliche Nebenrollen vermögen es, durch die Bank zu begeistern, zumal man es mit frischen und unverbrauchten Gesichtern zu tun hat, die allesamt so authentisch rüberkommen, als habe man sie von den Sankt Petersburger Hinterhöfen weggecastet. Ivan Petrushinov als Gangsterboss Sasha legt eine wunderbar eklige Performance auf die Dielenbretter – man glaubt dem Mann jedes Wort, jeder Blick ist eine Drohung, jedes Grinsen eine Verheißung nahender Schmerzen.
Die britische Komödiantin Olivia Lee verkörpert die entführte Tochter, die während der ersten Filmhälfte im Dogennebel dahintaumelt, überraschend gut und mit ungewöhnlichem Ernst. Es dauert nicht lange, da knospen in ihr zärtliche Gefühle für Nick heran, aber der Film verzichtet dankenswerterweise auf jegliche Romanze. Nick hat seinen Verlust noch nicht überwunden, dazu sind nicht viele Worte nötig – sein Herz ist nicht frei und seine Stirn ist schwarz umwölkt vom Willen zur Blutwurst.
Und die kreist dann am Ende in der Pfanne, daß es eine Art hat – der rote Lebenssaft suppt knüppelhageldick aus faustgroßen Einschusskratern.
Kurzum: Eine konsequente und mitreißende
Action-Splitterbombe der B-Liga, wie man sie in dieser ungeschminkten
Direktheit seit Jahren nicht mehr erleben durfte. (Man sollte jedoch
unbedingt darauf achten, sich die ungekürzte Fassung zu
besorgen, sonst erlebt man eine böse Spaßbremse.)
Daumen hoch, Mr. Lundgren! Bitte mehr davon!
Daumen hoch, Mr. Lundgren! Bitte mehr davon!
Lieblingszitat:
"What´s the plan?"
"Kill ´em all."
"What´s the plan?"
"Kill ´em all."
- Pelle -
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filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.