EIN MANN SCHLÄGT ZURÜCK
("Il Cittadino si ribella / Street Law", Italien 1974) R: Enzo G. Castellari
Carlo
Antonelli ist ein unbescholtener und ehrlich arbeitender Bürger,
der einen Überfall auf das Postamt miterleben muss, während
er gerade sein Sauerverdientes einzahlt. Die Gangster schlagen ihn
zusammen, nehmen ihn als Geisel und piesacken ihn aufs Übelste,
bis sie das Fluchtauto verlassen und Carlo besinnungslos
zurücklassen. Die Polizei kümmert dies alles herzlich wenig
– nach ein paar Routineuntersuchungen wird der Fall geschlossen und
die Kriminellen bleiben auf freiem Fuß. Carlo nimmt nun das
Gesetz in die eigene Faust, womit er jedoch wenige Erfolge zeitigt
und reichlich Federn lassen muss. Von dem Kleinganoven Tommy
(Giancarlo Prete) erpresst er die nötigen Informationen und
einen Kofferraum voller Schusswaffen. Doch plötzlich wendet sich
das Blatt und der sich anbahnende Rachefeldzug verläuft ganz
anders als erwartet...
Bereits
während der Vorspann läuft, geht der Film dermaßen in
die Vollen, daß die Blutwurst in der Pfanne qualmt: Diverse
böse Buben malträtieren ihre Mitbürger mit diversen
schmerzhaften Gemeinheiten – Überfall, Mord und
Körperverletzung geben sich in rascher Abfolge die schmutzige
Hand. Der folgende Angriff auf das Postamt gehört zum
Brutalsten, was mir seit langem unter die Augen gekommen ist. Da
können sich selbst Heinz Klett und seine wilde Bande noch ein
saftiges Scheibchen von abschneiden! Und dann geht´s auch schon
mit Vollgas per Verfolgungsjagd mit rauchendem Gummi durch die
Straßen von Rom. Enzo Castellari stellt mal wieder
eindrucksvoll unter Beweis, was er am besten kann: hervorragende
Action inszenieren. Inklusive derber Faustkämpfe und gepflegter
Sadismen, harter Schießereien mit reichlich Gesuppe und
Peckinpahscher Zeitlupen-Stürze.
Das Drehbuch ist extrem effizient und straff gehalten; keine Szene ist überflüssig oder langatmig ausgewalzt. Die Story entwickelt sich zunächst als typische Rachegeschichte, vollführt dann jedoch eine sehr überraschende Wendung.
Die Darstellerriege überzeugt auf ganzer Linie. Nero bietet hier eine seiner besten Leistungen (neben dem von mir heißgeliebten AUTOSTOP SANGUE ROSSO), auch wenn er manchmal zum gelinden Overacting neigt, was seinem Charakter aber die nötige Hysterie verleiht. Auch Giancarlo Prete (u.a. bekannt aus DER SCHWARZE LEIB DER TARANTEL, METROPOLIS 2000 oder THE RIFFS 2) spielt den Kleinkriminellen Tommy großartig, der sich vom Saulus zum Paulus wandelt und für die Buddy-Komponente sorgt. Als Neros Gespielin sehen wir die schöne Barbara Bach, deren Rolle sich etwas mager gestaltet, aber keineswegs enttäuscht.
Das Drehbuch ist extrem effizient und straff gehalten; keine Szene ist überflüssig oder langatmig ausgewalzt. Die Story entwickelt sich zunächst als typische Rachegeschichte, vollführt dann jedoch eine sehr überraschende Wendung.
Die Darstellerriege überzeugt auf ganzer Linie. Nero bietet hier eine seiner besten Leistungen (neben dem von mir heißgeliebten AUTOSTOP SANGUE ROSSO), auch wenn er manchmal zum gelinden Overacting neigt, was seinem Charakter aber die nötige Hysterie verleiht. Auch Giancarlo Prete (u.a. bekannt aus DER SCHWARZE LEIB DER TARANTEL, METROPOLIS 2000 oder THE RIFFS 2) spielt den Kleinkriminellen Tommy großartig, der sich vom Saulus zum Paulus wandelt und für die Buddy-Komponente sorgt. Als Neros Gespielin sehen wir die schöne Barbara Bach, deren Rolle sich etwas mager gestaltet, aber keineswegs enttäuscht.
Das Gespann Nero/Castellari präsentiert sich bei STREET
LAW, wie auch schon bei TOTE ZEUGEN SINGEN NICHT und KEOMA, in
absoluter Höchstform. Abgerundet wird dieser filmische
Leckerbissen durch einen unter die Haut gehenden Score der Gebrüder
De Angelis, die auch den tollen Titelsong komponiert haben.
Als
Extras bietet die DVD von BLUE UNDERGROUND (wie immer in
erstklassiger Qualität) einen Audiokommentar von Castellari,
zwei Trailer, sowie ein sehr interessantes Interview mit dem
Regisseur und Hauptdarsteller. (In dem Enzo berichtet, warum er als
Rechtsextremist angeklagt wurde und Franco mit seiner körperlichen
Belastbarkeit, sprich: seinem Masochismus, prahlt – immerhin hat er
in STREET LAW sämtliche Stunts höchstpersönlich
hingelegt.)
Kurzum: Ein perfekter Heimkinoabend, bei dem keine
Wünsche offen blieben. Nun ja, eine italienische Tonspur wäre
die Schlagsahne auf der Mascarponecrème gewesen, aber die
enthält uns BU, wie leider meistens, vor.
- Pelle -
Blap ist nicht minder begeistert:
Carlo
Antonelli (Franco Nero) hat gerade eine grössere Summe Geld auf
den Tresen einer Postfiliale gelegt. In diesem Moment stürmen
schwer bewaffnete Burschen den Laden, rauben ihn aus, sacken
natürlich auch Carlos Knete ein... ...und nehmen Carlo zu allem
Überfluss auch noch als Geisel. Auf der Flucht per Auto wird der
Entführte übelst verprügelt, er hatte versucht sich
während des Überfalls gegen die Verbrecher aufzulehnen, er
wollte sein sauer verdientes Geld flugs wieder einstecken. Die Gauner
wechseln schließlich den Fluchtwagen und können entkommen,
Carlo bleibt geprügelt und erniedrigt zurück. Für die
Polizei ist es nur einer von unzähligen Fällen, man erklärt
dem Ingenieur, er solle froh darüber sein den Vorfall überlebt
zu haben. Die Gleichgültigkeit der Gesetzeshüter macht
Carlo noch zorniger als er ohnehin schon ist, er stellt auf eigene
Faust Nachforschungen an. Über den kleinen Ganoven Tommy
(Giancarlo Prete), gelangt der selbsternannte "Privatermittler"
tatsächlich auf die Spur seiner Entführer, die Polizei
lässt den entscheidenden Hinweis aber sang- und klanglos im
Sande verlaufen. Nun verliert Carlo mehr und mehr die Fassung, er
will sich um keinen Preis damit abfinden, dass die Schwerverbrecher
ohne eine gerechte Strafe davonkommen. Selbst seine Lebensgefährtin
Barbara (Barbara Bach), kann ihn nicht von seinen Plänen
abbringen. Als die Ganoven Wind von Carlos Umtrieben bekommen, wollen
sie dem Treiben ein gewaltsames Ende setzen...
Enzo G. Castellari und Franco Nero, ein traumhaftes Paar! 1973 inszenierte
Castellari den Klassiker "Tote Zeugen singen nicht" (La
polizia incrimina la legge assolve), ebenfalls mit Franco Nero in der
Hauptrolle. Nach dem Erfolg des Films, drängten sich eine
weitere Zusammenarbeiten natürlich geradezu auf, ergo folgte
"Street Law" -in Deutschland unter dem Titel "Ein Mann
schlägt zurück" veröffentlicht- bereits im Jahr
1974. Gleich zu Beginn wird dem Zuschauer ganz klar vor Augen
geführt, dass das Verbrechen die Überhand gewonnen hat und
kein Bürger -egal welcher sozialen Schicht er angehört- vor
dem alltäglichen Terror sicher ist. Überfälle,
Entführungen und Mord, der Film reiht einige Szenen quasi als
Intro aneinander. Diese kurzen Schilderungen sind recht rustikal
ausgeführt, doch man sollte sich davon nicht auf eine falsche
Fährte locken lassen. Zwar geht es auch dem "Helden"
zunächst übel an den Kragen, aber im weiteren Verlauf des
Werkes treten Actionsequenzen nur noch sporadisch auf. Im Mittelteil
muss der gute Franco erneut massive Prügel einstecken, im Finale
entlädt sich der aufgestaute Zorn und Hass beider Seiten, in
einer bleihaltigen Orgie des Todes. Selbstverständlich fehlt es
auch nicht an einer wüsten Verfolgungsjagd, bei der wieder
diverse Alfa Giulia ihr Leben lassen müssen. Franco Nero spielt
erwartungsgemäß großartig auf, sein "Helferlein"
Giancarlo Prete hat daher keinen leichten Stand. Prete neigt
allerdings generell ein wenig zur "stilvollen Unscheinbarkeit",
Castellari setzte ihn in weiteren Werken ein, z.B. 1982 in dem
herrlichen Endzeit-Kracher "I nuovi barbari" (Metropolis
2000). Renzo Palmer als angenervter Kriminalbeamter zu sehen, bei den
Gangstern tut sich der kantige Romano Puppo hervor, dessen fieser
Präsenz man sich kaum zu entziehen vermag. Die knuffige Barbara
Bach liefert ein wenig angenehme Entspannung für die
Augenmuskulatur, ihre Rolle ist allerdings nicht so angelegt, dass
sie wirklich entscheidende Momente zum Film beitragen könnte.
Castellari lässt es sich nicht nehmen kurz selbst vor der Kamera
aufzutauchen, er darf einen hilfesuchenden Gauner krude abblitzen
lassen, Chef bleibt eben Chef.
Ohne Zweifel gehört
dieser Beitrag zu den Standards des italienischen
Polizei-/Gangsterfilms. Wer das Genre mag wird hier mit ziemlicher
Sicherheit gut unterhalten, Namen wie Castellari und Nero bürgen
für ausgezeichnete Qualität. Die Kamera fängt das
Geschehen sehr stilvoll ein, die Kulissen sind mit Sorgfalt und
Gespür ausgewählt. Der De Angelis Score sorgt für eine
gelungene musikalische Untermalung, der Film gibt sich in keiner
Disziplin eine Blöße. Eine deutsche DVD Veröffentlichung
sucht man leider vergebens, einmal mehr sorgt das amerikanische Label
Blue Underground für Abhilfe. Die Scheibe bietet den Film in
schöner Qualität an, eine interessante Featurette lässt
Enzo G. Castellari und Franco Nero zu Wort kommen, es ist eine
Freunde den Ausführungen der Herren lauschen zu dürfen.
Es ist kein Geheimnis, das italienische Genrekino ist eine
meiner größten Lieben. Auch "Street Law"
begeisterte mich von der ersten bis zur letzten Sekunde. Ich ziehe an
dieser Stelle dicke 8/10 (sehr gut) und spreche eine klare
Empfehlung aus!
Lieblingszitat:
"I'm gonna kill them"
"I'm gonna kill them"
- Blap -
Die auf dieser Netzpräsenz veröffentlichten Filmbesprechungen haben rein
filmjournalistische Bedeutung. Das verwendete Bildmaterial dient nicht zu Werbezwecken,
sondern ausschließlich zur filmhistorischen Dokumentation.